Ganz wenig Drehbuch, ganz viel Spontanität, ganz viel Fremdschämen - die erste Staffel von "Jerks" war verblüffend witzig. Deswegen war der Promi-Andrang für Staffel 2 groß, wie Fahri Yardim im Interview verrät.

Kosten dich die versauten ­Dialoge Überwindung?
Fahri Yardim: Das flutscht so raus. Da ist schon auch Genuss dabei. Bei der Improvisation kann man sich nicht hinter ­einem Autor verstecken. Es sind die eigenen Abgründe, die da vortreten.

Alles ist improvisiert?
Alles! Nur der rote Faden ist vorgegeben. Das Gemüse beim Abwiegen im Supermarkt ein bisschen anzuheben, um ein paar Cent zu sparen - das entstand beispielsweise situativ. Wollte ich schon immer mal machen. Und hier darf ich.

Ihr habt sehr prominente Schauspielerkollegen auch in kleinen Rollen dabei.
Bei der ersten Staffel war es schwierig, die Leute zu bekommen. Die Angst vor dem Unbekannten war groß. Bei der zweiten haben sich viele Christian und mir angebiedert. Manchmal war's eine unangenehme Anerkennung.

Was war unangenehm?
Teilweise wollten Hochkaräter mitmachen, und wir mussten abblocken, denn erst kommt die Geschichte, und dann guckt man, wer passen könnte. Und manchmal sind sie zurückgerudert. Die Konfrontation mit der echten Persönlichkeit geht mehr an die Nieren als ­erwartet.

Wie meinst du das?
Wenn man eine öffentliche Person einbaut, dann will man sie auch da kitzeln, wo sie Schwachpunkte hat. Es haben schon Leute einen Rückzieher gemacht, als sie gelesen haben, was sie spielen sollten.

Hat es etwas Reinigendes, mal richtig peinlich zu sein?
Oh ja! Das ist das Schönste da­ran. Das Heilsame. Wie eine überstandene Krankheit. Man schöpft neuen Lebensmut, will wieder tanzen. Man geht gestärkt durch die Scheißmomente, das Scheitern transzendiert zu einem Befreiungsmoment.

Die Themen sind teilweise sehr hart, fast grenzwertig. Ihr macht euch an 17-Jährige ran.
Es geht nicht ums Sexuelle, viel tragischer, es geht ums Rauswachsen. Da versuchen zwei alt gewordene Männer, noch mal in die Unverbindlichkeit der Jugend abzutauchen. Und glauben im Spiegel dieser Jugend­lichen, dass sie tatsächlich noch dazugehören könnten. Dann stehen sie vor den Eltern dieser Jugendlichen und merken: Die sind genauso alt wie sie selbst.

Ist es dir selbst unangenehm, die Folgen anzusehen?
Ja, unfassbar unangenehm. Menschsein kann wehtun. Aber es ist ein ungemein fröhlicher Schmerz.