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Cameron Diaz

Reif für die Mutterrolle

Auch Blondinen reifen: Cameron Diaz über ihren Umgang mit dem Thema Krebs, die Liebe des Publikums und ihre private Planlosigkeit

Als Jim Carrey im Oktober 1994 nach Hamburg kam, um der Presse seinen neuen Film "Die Maske" vorzustellen, wurden die Journalisten ganz herzlich gebeten, doch bitte auch mit Carreys Filmpartnerin zu sprechen. Dies sei zwar ihr allererster Film und sie selbst völlig unbekannt, aber wirklich total nett, niedlich und froh über Aufmerksamkeit.

Das war Cameron Diaz, die sich da gerade mal legal den ersten Alkohol in ihrer kalifornischen Heimat San Diego kaufen konnte. Sie machte Karriere in Hollywood, es folgten Hits wie "Verrückt nach Mary", "Die Hochzeit meines besten Freundes" und "3 Engel für Charlie", Diaz wurde zum Star mit Sex-Appeal. Heute, mit bald 37 und rund dreißig Filmen, ist Cameron Diaz bereit für ihre erste ernste Rolle als Mutter.

Im Kinodrama "Beim Leben meiner Schwester" spielt sie die Mutter eines Krebs-kranken Mädchens. Wir trafen Cameron Diaz zu einem ernsthaften Gespräch über Krankheit, das Leben, den Tod und das Glück.

TV SPIELFILM: Im Film geht es um Krebs. Wie gehen Sie als Schauspielerin mit diesem bedrückenden Thema um?

CAMERON DIAZ Mir war Regisseur Nick Cassavetes dabei eine große Hilfe. Er hat die letzten zwanzig Jahre lang eine vergleichbare Erfahrung selbst machen müssen, da seine Tochter mit einem Herzfehler zur Welt kam. Durch seine Hilfe habe ich wirklich nachvollziehen können, was ein Elternteil dabei durchmacht.

Hat das bei Ihnen Ängste ausgelöst?

Das gehört nun mal zu meinem Job. Natürlich hat mich der Stoff berührt und unangenehme Gefühle ausgelöst. Gleichzeitig muss ich eine Frau spielen, die genau diese Gefühle nicht empfinden kann. Aber sie kämpft weiter für ihr Kind, sie kann es ja nicht im Stich lassen. Das versteht jeder, der Kinder hat. Ich habe zwar keine, aber ich weiß, wie es ist, jemanden so sehr zu lieben, dass man alles für denjenigen tun würde.

Was haben Sie über das Muttersein gelernt?

Meine Schwester ist eine ganz tolle Mutter, sie hat sechs Kinder und bekam ihr erstes, als sie 19 Jahre alt war. Ich habe gesehen, was sie durchgemacht hat, und weil sie meine Schwester ist, habe ich all das auch nicht nur aus der Distanz miterlebt.

Möchten Sie selbst Kinder haben?

Ich kann nur darüber sprechen, wie's mir momentan damit geht. Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit meinem Leben. Und ich versuche nicht, in die Zukunft zu schauen.

Während der Dreharbeiten ist Ihr Vater gestorben. Muss man den Tod als Teil des Lebens akzeptieren?

Die Menschen, die gestorben sind, leiden nicht mehr, das ist ein Trost, es sind die Angehörigen, die leiden. Aber der Tod wird immer gewinnen, das muss man akzeptieren. So komisch es klingt, es macht das Leben tatsächlich leichter.

Woher haben Sie die Stärke genommen weiterzumachen?

Man findet sie - fragen Sie jeden, der das
durchgemacht hat. Ich war zunächst in einer Art Schockzustand, aber ich musste auch wieder zurück an die Arbeit. Auch Nick hat seinen Vater (Regisseur John Cassavetes) verloren, er war etwa im selben Alter wie mein Vater, als er starb.

Die Darstellerin der krebskranken Kate hat sich für den Dreh den Kopf kahl scheren lassen. In der Presse hieß es, Sie hätten das auch getan, dabei haben Sie sich "nur" kosmetisch eine Glatze verpassen lassen.

Mir war egal, wie ich mit der Glatze aussehe, aber als wir in Santa Monica drehten, waren ungefähr vierzig Paparazzi dort und schrieben dann, ich hätte mir den Kopf kahl rasiert, und das, obwohl ich am nächsten Tag wieder mit vollem Haar auftauchte. Die Leute wollen diesen albernen Typen wohl einfach glauben.

Obwohl Sie Filme wie "Gangs of New York" oder "Vanilla Sky" gedreht haben, verbindet man mit Ihnen die komische Blondine. Hätten Sie in der Vergangenheit lieber mehr dramatische Rollen gespielt?

Ich mache mir keine Gedanken über Filme, die ich nicht gemacht habe. Wenn man bekannt wird, wenn die Leute einen das erste Mal registrieren, verpassen sie einem eine Identität, die man später schwer wieder loswird. Sie erinnern sich, wie sie sich damals in einen verliebt haben, das ist fast wie eine Liebesbeziehung. Und viele Beziehungen gehen in die Brüche, wenn einer sich verändert. Ich habe mich verändert, aber ich bedauere nichts und beschwere mich auch nicht.

Sehen wir Sie von nun an in ernsten Filmen?

Tja, ich hätte diese Rolle nicht überzeugend spielen können, als ich 25 war. (lacht) Ich habe eigentlich immer Rollen gespielt, die meinem tatsächlichen Alter angemessen waren. Als ich "Die Maske" drehte, war ich 22, und je älter ich wurde, desto reifer wurden auch meine Rollen. Dieser Film hat mich zum genau richtigen Zeitpunkt gefunden.

Es gibt also keinen Masterplan?

Wenn es etwas gibt, das mein Leben konsequent begleitet, dann ist es, keine Pläne zu machen. Keinen Plan zu haben hat sich für mich wirklich wunderbar ausgezahlt.

Scott Orlin/Volker Bleeck

Filmstart "Beim Leben meiner Schwester": 27.8.2009