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Wotan Wilke Möhring im Portrait

Einer mit Herz

Mit seinem TV-Debüt als Tatort-Kommissar (am 28.4.2013) und neuem Kinofilm "Das Leben ist nichts für Feiglinge" ist Wotan Wilke Möhring präsenter denn je. Und das nicht ohne Grund.

Foto: NDR/Christine Schröder, Wotan Wilke Möhring als Tatort-Kommissar Thorsten Falke in "Tatort: Feuerteufel"
Sie könnten Brüder sein: Thorsten Falke, allein lebend, ein Sohn, den er kaum kennt, und eine Katze, die er mit Hundefutter füttert. Und Markus Färber, Witwer, eine Tochter, die er nicht versteht, und eine Mutter, die Krebs hat. Beide wohnen in Hamburg, tatsächlich könnten sie sogar Zwillingsbrüder sein, aber begegnet sind sie sich nie. Dabei haben sie dasselbe Gesicht.

Denn Thorsten Falke und Markus Färber gibt es nur, wenn Wotan Wilke Möhring sie spielt. Den einen ab jetzt einmal im Jahr im neuen Hamburg-Tatort, den anderen einmalig im Kinofilm "Das Leben ist nichts für Feiglinge".

Möhring ist aus einer Generation, in der die Jungs Thorsten oder Markus heißen. Oder eben Wotan. Geboren 1967 in Detmold, aufgewachsen in Herne, BVB-Fan aus Leidenschaft, lebt in Köln. So weit die Eckdaten.

Woher der Wotan kommt, weiß er selbst nicht. Für ihn war der immer ganz normal, sein Name eben. Wilke ist der zweite Vorname, auch wenn nicht wenige "Wilke Möhring" für seinen Nachnamen halten. "Ich hatte schon zwei Steuernummern beim Finanzamt, eine mit W und eine mit M." Seine drei Geschwister heißen Sönke, Hauke und Wiebke. Die Eltern stammen aus Bremen, daher die "doch sehr nordischen Wurzeln".
Möhring redet schnell, wie seine Figuren. Manchmal spricht er über sie wie über Dritte, sagt: "Der wird nachher ganz schön Muskelkater haben, der Markus Färber", wenn er schildert, wie er für eine Szene im Kinofilm wie ein Irrer über die Insel Rømø gerannt ist. Eine Rolle muss etwas mit ihm zu tun haben. Neues reizt ihn. Wesentlicher Grund für die Zusage zur "Kultveranstaltung Tatort", wie er es nennt, war: "Ich bin der, der bleibt. Alle anderen wechseln, Regie, Kamera usw., ich bleibe! Das ist völlig neu für mich." Sein Tatort-Kommissar soll hauptsächlich ermitteln, der braucht kein Alleinstellungsmerkmal. Ihm geht es um den Fall.
Fatih Akin schlägt Tarantino

International hält sich Möhring bislang zurück. Wenn sich etwas ergibt, gut, wenn nicht, auch gut. "Ich bin hier doch glücklich verankert." Er spielte neben Tom Cruise in "Operation Walküre", mit dem Studenten­oscar­gewinner "Raju", einem Kurzfilm, war er auch bei den richtigen Oscars, was ihn beeindruckte. Aber als Bruder Sönke für Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" vor der Kamera stand, drehte Wotan lieber "Soul Kitchen" mit Fatih Akin. Eine kleine Rolle bei Tarantino hätte er auch kriegen können, aber er wählte Akin, "das war gar keine Frage."

Er spielt auch mit, wenn in Talkshows wieder die altbekannten Sachen abgefragt werden: Waldorfschüler, Punker, Autoknacker, Bundeswehr, als Punker zur Bundeswehr. Es stört ihn nicht, aber er ist auch nicht traurig, wenn das mal nicht Thema ist. Viel lieber spricht er über Filme, die ihm wichtig sind, so wichtig wie "Das Leben ist nichts für Feiglinge", dem er zu einem neuen Verleih verholfen hat und den er jetzt auch offiziell als "Executive Producer" präsentiert. Mit Drehbuchautor Gernot Gricksch würde er blind wieder zusammen arbeiten, sagt Möhring beim Verabschieden, man verstehe sich auf einer Ebene, die nichts mit rationalen Erklärungen zu tun habe. Er klopft sich auf die linke Brust. Eine Herzensangelegenheit. 

Volker Bleeck

Das Leben ist nichts für Feiglinge


Tatort: Feuerteufel
SO, 28.4., ARD, 20:15 Uhr