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Voll im Trend: Stand-up-Comedy im Fernsehen

Louie
Louis C.K. in seiner Serie "Louie" FX

Sie sind unangepasst, haben keine Angst davor anzuecken und stehen zu ihrer Meinung: Stand-up-Comedians sind das komödiantische Gewissen der USA. Jetzt bekommen immer mehr von ihnen eigene Serien

Für Komiker in den USA ist das Goldene Zeitalter der Stand-up-Comedy angebrochen. Noch vor wenigen Jahren waren sie auf zwielichtige Clubs angewiesen. "Heute gibt es hundert Komiker, die große Hallen füllen können", erklärt Castingagent Mike Berkowitz dem Branchenblatt "Variety". Die Stand-up-Branche ist mittlerweile zu einer Milliardenindustrie geworden und hat nicht nur Kevin Hart zu einem reichen Mann gemacht. Angetrieben durch eine Stadiontour kam der "Central Intelligence"-Star 2016 auf Einnahmen von 87 Millionen Dollar. Kein Wunder, dass auch das Fernsehen partizipieren will.

Seit Louis C.K. mit seiner Comedy "Louie" 2010 einen Überraschungserfolg gelandet hat, geben immer mehr Sender den Comedians ein neues Betätigungsfeld. Nicht nur Netflix, das jeden Monat eine Handvoll Liveauftritte von Stand-up-Comedians ins Programm aufnimmt, auch HBO, Amazon und viele kleine Kabelsender nehmen den Boom mit.

Ausgelöst wurde er vor allem durch das ­Internet. Auf Twitter oder in Podcasts konnten die Spaßmacher ihre Marke formen und eine große Fangemeinde sammeln, die ihnen dann auch in andere Medien wie eben die Fernsehserie folgt. In den meisten Fällen machen es die Comedians dabei wie Louis C.K. oder Bastian Pastewka in Deutschland und spielen nur leicht veränderte Versionen ihrer selbst, wodurch die Authentizität ihres Humors unangetastet bleibt. Außerdem ist Lachen auch Befreiung und das trifft momentan den Zeitgeist. Schon der deutsche Kabarettist Werner Finck ("Hurra, die Schule brennt!") sagte: "Wer andere zum Lachen bringen kann, muss ernst genommen werden; das wissen alle Machthaber." In kaum einer Zeit passt dieser Aphorismus besser, als heute.

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Aber es gibt auch den Fall, dass sie nur als Ideengeber im Hintergrund fungieren - wie bei "I'm Dying Up Here", die jetzt bei Sky startet. Kein Geringerer als Jim Carrey fungiert hier als Produzent und brachte Erlebnisse aus seiner eigenen Zeit auf der Bühne ein.

Die besten Stand-up-Comedians im TV

Foto: FX, Die FX-Comedy "Louie"
Das Leben ist kein Comedyhof - I'm Dying Up Here

Die in den 70ern angesiedelte Serie um eine Gruppe kalifornischer Stand-up-­Komiker auf der Suche nach dem großen Durchbruch besetzt zwar Schauspieler statt Bühnenarbeiter, zieht aber ihre
Inspiration aus dem Stand-up-Geschäft. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von William Knoedelseder erzählt sie, wie eine Comedyclub-Betreiberin (Melissa Leo) junge Künstler ausnutzt, die hoffen, durch sie ins Fernsehen zu kommen. Das Buch ist allerdings nicht die einzige Ideenquelle der Serie: Auch Produzent Jim ­Carrey ließ vieles aus seiner Zeit als erfolgloser Stand-up-Künstler in den Achtzigerjahren einfließen.

Die Zurückgebliebenen - Nobodies
Die kalifornische Sketchtruppe Groundlings ist eine Kaderschmiede für Komiker, die schon Will Ferrell, Jon Lovitz oder Lisa Kudrow hervorbrachte. Besonders seit 2000 schafften immer mehr Mitglieder den Durchbruch, wie Kristen Wiig, Maya Rudolph, Will Forte, Melissa McCarthy oder Jennifer Coolidge. Drei von ihnen blieben jedoch so unbekannt wie eh und je: Hugh Davidson, Rachel Ramras und Larry Dorf. In diesem Jahr kanalisierte das Trio seinen Frust, ­indem es eine Serie über genau dieses Szenario schrieb: Während McCarthy und Co. (die als Gaststars auftreten) auf schicken Hollywood-Partys ein und aus gehen, sind sie die "Nobodies". Allerdings ist der Titel mittlerweile nicht mehr haltbar. Denn schon bevor die Serie im März startete, wurde sie aufgrund starker Kritiken um eine Staffel verlängert. Wann sie in Deutschland startet, ist unklar.

Ein Bett im Komikerfeld Crashing
Komiker Pete Holmes baute die US-Serie (es gibt auch eine gleichnamige britische) auf einem Tiefpunkt seines Lebens auf. Nachdem ihn seine Frau mit einem anderen betrügt, ist Komiker Pete plötzlich obdachlos. Um über die Runden zu kommen, pennt (engl.: crashing) er bei Kollegen wie Sarah Silverman oder T. J. Miller ("Deadpool").

Humor Girls - The Marvelous Mrs. Maisel
Die neue Serie von den "Gilmore Girls"-Machern Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino hat zwar keine Stand-up-Komikerin als Hauptdarstellerin, dafür aber als Inspiration. Die im New York des Jahres 1958 spielende Comedy basiert lose auf dem Aufstieg von Stand-up-Legende Joan Rivers, die als eine der ersten Frauen auf den Comedybühnen für Aufsehen sorgte. Die Anfang dieses Jahres bei Amazon gezeigte Pilotfolge schlug so ein, dass der Streamingriese un­mittelbar zwei Staffeln beim Ehepaar Palladino beauftragte. 2018 sollen sie starten.

Vater werden ist nicht schwer... The Jim Gaffigan Show
Neben Essen redet Jim Gaffigan in seinen Programmen am liebsten über Eltern und ihre Kinder. In dem Thema kennt sich der Vater von fünf Kindern schließlich aus. Mit Ehefrau und Schauspielerin Jeannine entwickelte er die auf seinem Leben basierende "Jim Gaffigan Show". Während Jim sich in der Sitcom selbst spielt, gab Jeannine ihren Part an Ashley ­Williams (die Victoria aus "How I Met Your ­Mother") ab. Nach zwei Staffeln ließen sie die bei uns nie gezeigte Serie auslaufen - natürlich: um sich auf die Kinder zu konzentrieren.

What the F*** Maron
Jahrzehntelang war Marc Maron das vergessene Genie unter den Stand-up-Komikerin. Dann startete er im September 2009 seinen Podcast "WTF with Marc Maron". Zweimal wöchentlich interviewt er Kollegen, Freunde und Prominente. Der Podcast wurde ein Riesenerfolg: 200 000 Menschen laden sich im Schnitt die Episoden runter, und sogar US-Präsident Barack Obama kam für eine Aufnahme in Marons Garage vorbei. Durch den Erfolg wurde auch das Fernsehen auf ihn aufmerksam. Im Mai 2013 startete der Kleinsender IFC "Maron", in der der 53-Jährige eine leicht fiktionalisierte Version seiner selbst spielt. Nach Deutschland haben es die vier Staffeln leider nicht geschafft, wohl aber Marons neuestes Projekt. In der Netflix-Serie "GLOW" spielt er einen Regisseur, der eine Frauen­wrestlingshow in den 80ern startet.

Das Panikorchester - Lady Dynamite
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus. Es ist ein Klischeespruch, aber auf Maria Bamford trifft er ­tatsächlich zu. Bereits in jungen Jahren litt sie unter Depressionen und Angstattacken. Statt zu ­resignieren, münzte sie ihr ­Leiden in Humor um. Resultat war ihr erstes Comedyalbum "Unwanted Thoughts ­Syndrome". Kurz nachdem Late-Night-Talker Stephen Colbert sie als seine Lieblings­komikerin auf diesem Planeten bezeichnete, rief Netflix bei Bamford an und bot ihr ­eine auf ihrem Leben basierende Serie an. "Lady Dyna­mite" startete im Mai 2016 und wurde kurz danach bereits für eine zweite Staffel verlängert, die noch im Lauf dieses Jahres bei Netflix gezeigt werden soll.

Brother Louie, Louie, Louie - Louie
Louis C.K. sorgt schon seit 30 Jahren für Lacher - allerdings nicht mit seinem Maul. Louis Székely begann als Autor für Late-Night-Talker wie David Letterman und Chris Rock. Vor allem mit Rock entstand eine fruchtbare Arbeitsbeziehung. Zusammen schrieben sie die Drehbücher zu zwei Filmen - und natürlich trat Rock später auch bei Louis' großem Durchbruch auf. Székelys biografische Serie "Louie" startete im Juni 2010 beim aufstrebenden US-Sender FX und erhielt von Anfang an euphorische Kritiken. Vollgepackt mit Gaststars, innovativer Erzählweise und intelligentem Humor ­erhielt die Serie zwei Emmys und zahlreiche weitere Fernsehpreise - hat es bisher aber trotzdem noch nicht nach Deutschland geschafft. 2015 verordnete sich Louis C.K. ­eine Auszeit, um sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Seither tourt er mit Liveshows durch die USA und entwickelt neue Serien wie "Baskets" oder "Better Things".
Glow
Autor: Rüdiger Meyer