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TV-Kritik

TV Total: Unglaubliche Bandbreite

Verpasste Chance für die ARD, tolle Show vom Raab.

BUNDESVISION SONG CONTEST (Pro Sieben, Freitag, 20.15 Uhr)
Hallo, liebe Schnarchnasen der ARD. Diese grandiose Sendung hättet ihr auch haben können - oder aber eine ähnliche wie etwa der nationale Vorentscheid zum "Eurovision Song Contest" im Jahr 2004. Damals bewarben sich echte Stars wie Sabrina Setlur, Laith Al-Deen, Patrick Nuo, Mia, Wonderwall, Westbam oder Max Mutzke um das Finalticket. In diesem Jahr wurde ein profilloser Musicalsänger Alex Swings Oscar von einer Jury gekürt, der so ausgewiesene Musikexperten angehörten wie Guildo Horn, Sylvia ("Ich bekomme Gänsehaut") Kollek (DSDS-Jurorin), Opirockliebhaber Peter Urban und irgendwelche Senderhierachen sowie Labelangestellte, dessen Namen man wirklich nicht wissen muss.
Um es kurz zu machen: Eine Leistungsschau zeitgenössischer Musik in diesem Land wird ausschließlich von Stefan Raab auf Pro Sieben serviert. Natürlich fehlte es König Lustig, der Musik übrigens stets ernst nimmt, auch bei diesem Format am nötigen Sinn für eine einigermaßen straffe Dramaturgie. Aber die unglaubliche Bandbreite an Musik, die präsentiert wurde, reichte über schleswig-holsteinische Beatles-Klone, Hamburger Klamauk-Pop, niedersächsische Britpopper (deutschsprachig) bis hin zu einer bayrischen Mundartcountrysängerin. Da waren herausragende Showacts dabei wie Peter Fox, der zu recht haushoch gewann oder aber die Sachsen von Polarkreis 18, authentisches Heavy Metal aus dem Stahlkocher-Bundesland Nordrhein-Westfalen. Kurz: Auch der fünfte Durchgang des "Bundesvision Song" brachte Spaß.

Und auch beim "Eurovision Song Contest" hätte ein charismatischer Sänger wie Peter Fox mit einer grandiosen Bühnenshow allemal mehr Chancen als ein dahergelaufener Musical-Interpret. Schade eigentlich, ARD.

Kai Rehländer