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TV-Kritik

Müll und Holstenbüttel

meinetochter

Die ARD übte sich bei "Meine Tocher und der Millionär" in Klassenkampf

MEINE TOCHTER UND DER MILLIONÄR (ARD, Freitag, 20.15 Uhr)
Die ARD übt sich in Klassenkampf. Das ist angesichts der wirtschaftlichen Lage und des jahrzehntelangen "Klassenkampf von Oben" , als sich die Manager die Taschen vollstopften, ein brandheißes Thema. Aber muss man unbedingt eine Soap um dieses Thema schmieden wie "Eine für Alle", bei der - nebenbei bemerkt, alle Grundregeln für dieses Genre mit Füßen getreten werden und richtige Schauspieler in richtigen Kulissen agieren. Das ist so, als würde bei McDonalds Schwarzbrot angeboten werden - vollkommen am Markt vorbei.

Auch eine Freitagabend-Schmonzette mit Klassenkampf, Müllmännern und derben Hamburger Schnack anzureichern wirkt bizarr. Zumal es die Drehbuchautoren geschafft haben, auch kein einziges Klischee zum Thema "Arm trifft auf Reich" auszulassen, die Originaldialoge vollkommener Müll waren und die Musik "schlimm war.", worauf hinzuweisen, Hauptdarsteller Jan Fedder im Interview ein besonderes Anliegen war.

Seine Schuld war es nicht, dass dieser Film nicht gerockt hat. Der Fernsehpreisträger hat echte Leidensfähigkeit gezeigt, als er für den Film in einem frisch ausgeschütteten Müllhaufen stehen musste (gewürgt hat er auch). Die meisten seiner Dialoge hat er noch versucht, mit Zitaten aus dem Kultfilm "Rocker" ("Mach Dich gerade") aufzupeppen und mit seiner offenen schnoddrigen Art.

Das Thema des Films war: Mädchen aus "Holstenbüttel" verliebt sich in Millionärssohn aus Blankenese. Wobei - für Hamburger - mit "Holstenbüttel" die Stadtteilgrenze zwischen Eimsbüttel und Altona nahe der Holstenbrauerei gemeint war. Denn beim dortigen SC Union "Holstenbüttel" (in echt Altona) gab Müllmann Hannes den Amateurtrainer, nachdem es mit seiner Karriere beim Verein neben der Müllverbrennungsanlage ("HSV -Fußball lau") nicht geklappt hat.

Im Gegensatz zu unseren Filmkritikern, die "Meine Tochter und der Millionär" das Prädikat Biomüll und einen Tiefdaumen gaben, wäre ich angesichts der liebevollen Film-Hamburgensien und natürlich wegen Jan Fedder geneigt, eine höhere Wertung zu geben.

Aber die ARD-Redakteure, die diesen Schmonzetten-Müll zu verantworten haben, sollten sich wirklich einmal ein paar Arbeiten von Ken Loach oder anderen englischen Filmemachern ansehen, die es schaffen, das Thema "Klassenkampf" unterhaltsam zu inszenieren.

Kai Rehländer