DEUTSCHLAND ISST... MIT TIM MÄLZER (Das Erste, Montag, 19.15 Uhr)
Die Deutschen geben europaweit am wenigsten für Lebensmittel aus. Fast die Hälfte dieses kleinen Budgets landet in der Kasse eines Discounters. Deutschland isst... schlecht. TV-Koch Tim Mälzer will Abhilfe schaffen. Sein Motto: Gute Ernährung ist keine Frage des Geldes! Ein Test soll das beweisen. Fastfood-Familie Brockmann aus Berlin-Marzahn tauscht das Lebensmittel-Budget mit den Sackmanns aus Baiersbronn im schönen Schwarzwald. Die Familie des berühmten Sternekochs speist sehr vornehm, sie isst, was ihre Restaurantgäste serviert bekommen: Frischware von höchster Qualität, internationale Delikatessen und ein Gläschen Champagner darfs auch mal sein.
Die Brockmanns haben ganze 90 Euro in der Woche zur Verfügung, um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Das Gemüse kommt aus der Dose, die Saucen werden mit Ketchup und Mehl zusammengerührt, fettige Frikadellen sind das höchste der Gourmet-Gefühle. Mälzer gibt den Brockmanns 180 Euro für ihre Wochenration, die Sackmanns müssen mit mageren 90 Euro auskommen. Wer kocht jetzt wohl gesünder? Natürlich die Familie des Sternekochs. Denn die hat Forellen im Bach vor der Haustür, der Bauer nebenan beliefert sie mit frisch geerntetem Spargel zum Vorzugspreis, die Kräuter wachsen im Wald um die Ecke. Das küchentechnische Knowhow ist sowieso vom Feinsten. Kunststück, wer da nicht besser lebt auch mit viel weniger Geld.
Die Brockmanns hingegen vermasseln den Test erwartungsgemäß. Auch mit doppeltem Budget kaufen sie dieselben Tiefkühl-Pizzen wie sonst, stapeln dazu Pommes und Kroketten im Einkaufswagen. Von frisch und gesund keine Spur. Die arme Frau Brockmann stöhnt nach verpatztem Wettkochen mit dem Küchenprofi Sackmann: "Wie bereitet man frische Sachen überhaupt zu? Man weiß es nicht... "
Aber Mälzer in seiner neuen Rolle als Vorkämpfer für die Volksgesundheit weiß es, natürlich: Er bleut den Brockmanns ein, man könne auch mit wenig Geld gesunde Kost zaubern. Man müsse nur direkt vom Erzeuger kaufen, in den (ökologisch korrekten) Biomarkt laufen und überhaupt die Finger von der billigen Discounterware lassen. Ach Mälzer, was für eine schöne neue Ernährungswelt erträumst du dir da - mit einem Budget nahe an Hartz IV speisen fast wie im Luxusrestaurant? Versuch mal, in Berlin-Marzahn ein frisches Biohuhn aufzutreiben, für Gemüse und Obst mehr als einmal die Woche zum Markt zu rennen, Zutaten im Ökoladen zu erstehen und dich dann jeden Tag an den Herd zu stellen. Und, ach ja, ein bisschen arbeiten gehen sollte man ja zwischendurch auch noch. Für die 90 Euro.
Ich glaube nicht an das Märchen von der gesunden Ernährung für wenig Geld. Es sei denn, man hat den ganzen Tag Zeit zum kaufen, kochen, preisvergleichen. Ich glaube auch nicht an die pädagogische Wirkung von TV-Köchen mit erhobenem Zeigefinger. Als Küchenbulle mit großer Klappe hast du mir besser gefallen, Mälzer.
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Thomas Meins
Die Brockmanns haben ganze 90 Euro in der Woche zur Verfügung, um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Das Gemüse kommt aus der Dose, die Saucen werden mit Ketchup und Mehl zusammengerührt, fettige Frikadellen sind das höchste der Gourmet-Gefühle. Mälzer gibt den Brockmanns 180 Euro für ihre Wochenration, die Sackmanns müssen mit mageren 90 Euro auskommen. Wer kocht jetzt wohl gesünder? Natürlich die Familie des Sternekochs. Denn die hat Forellen im Bach vor der Haustür, der Bauer nebenan beliefert sie mit frisch geerntetem Spargel zum Vorzugspreis, die Kräuter wachsen im Wald um die Ecke. Das küchentechnische Knowhow ist sowieso vom Feinsten. Kunststück, wer da nicht besser lebt auch mit viel weniger Geld.
Die Brockmanns hingegen vermasseln den Test erwartungsgemäß. Auch mit doppeltem Budget kaufen sie dieselben Tiefkühl-Pizzen wie sonst, stapeln dazu Pommes und Kroketten im Einkaufswagen. Von frisch und gesund keine Spur. Die arme Frau Brockmann stöhnt nach verpatztem Wettkochen mit dem Küchenprofi Sackmann: "Wie bereitet man frische Sachen überhaupt zu? Man weiß es nicht... "
Aber Mälzer in seiner neuen Rolle als Vorkämpfer für die Volksgesundheit weiß es, natürlich: Er bleut den Brockmanns ein, man könne auch mit wenig Geld gesunde Kost zaubern. Man müsse nur direkt vom Erzeuger kaufen, in den (ökologisch korrekten) Biomarkt laufen und überhaupt die Finger von der billigen Discounterware lassen. Ach Mälzer, was für eine schöne neue Ernährungswelt erträumst du dir da - mit einem Budget nahe an Hartz IV speisen fast wie im Luxusrestaurant? Versuch mal, in Berlin-Marzahn ein frisches Biohuhn aufzutreiben, für Gemüse und Obst mehr als einmal die Woche zum Markt zu rennen, Zutaten im Ökoladen zu erstehen und dich dann jeden Tag an den Herd zu stellen. Und, ach ja, ein bisschen arbeiten gehen sollte man ja zwischendurch auch noch. Für die 90 Euro.
Ich glaube nicht an das Märchen von der gesunden Ernährung für wenig Geld. Es sei denn, man hat den ganzen Tag Zeit zum kaufen, kochen, preisvergleichen. Ich glaube auch nicht an die pädagogische Wirkung von TV-Köchen mit erhobenem Zeigefinger. Als Küchenbulle mit großer Klappe hast du mir besser gefallen, Mälzer.
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Thomas Meins