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Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger im Interview zu "Escape Plan"

Zwei Actionhelden

"Wir sind die Überbleibsel der Ära Mann gegen Mann": TV SPIELFILM traf die Actionlegenden Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger zum Exklusiv-Interview zu ihrem Actionfilm "Escape Plan" (ab 14.11.2013 im Kino)

Treffen der Giganten: Im Thriller "Escape Plan", ihrem ersten gemeinsamem Actionduett, wollen es die alternden Muskelmänner Arnold Schwarzenegger (66) und Sylvester Stallone (67) noch einmal wissen. Als Gefängnisinsassen müssen sie aus einem Hochsicherheitstrakt entkommen.

Zum Interview im bulgarischen Sofia, wo sie gerade "Expendables 3" abgedreht haben, tauschen die Leinwandgrößen ihre Hand- und Fußfesseln aus dem Knast gegen dicke Siegelringe, schwere Metallarmbänder, protzige Chronografen und braune Schlangenlederstiefel. Und auch sonst machen die Hollywood-Stars ihrem Ruf als Machos vom Dienst alle Ehre.

TV SPIELFILM Sie beide sind seit über 30 Jahren im Actionbusiness tätig. Warum hat der erste gemeinsame Film so lange auf sich warten lassen?

SYLVESTER STALLONE
Die Idee für ein solches Projekt gab es schon länger. Aber in den 80ern und 90ern hatten wir einfach zu viel zu tun. Wenn du vier oder fünf Filme hintereinander abdrehst, kannst du nicht mal eben einen dazwischenschieben. Außerdem haben der Regisseur, das Skript und die Rollenverteilung nie hundertprozentig gepasst. Das wäre eine riesige Enttäuschung geworden.
ARNOLD SCHWARZENEGGER Es war einfach einer dieser Filme, den man nicht erzwingen kann. Als die Buddymovies immer beliebter wurden, wollten die Studios unbedingt eine Actionkomödie mit uns machen. Für einen dieser Streifen hätte ich mich sogar als Frau verkleiden sollen. Darauf hatte ich keine Lust. Als aber meine Gouverneurszeit vorbei war, hatten wir freie Bahn.

Los ging es mit "Expendables"...

SCHWARZENEGGER
Eigentlich sollte mein Kurzauftritt nur ein Gag sein. Aber auf der Leinwand ist eine Art Magie entstanden, die die Zuschauer sehr amüsiert hat. Und dann meinte Sly: "Das müssen wir wiederholen."

STALLONE Als mir dann das Drehbuch für "Escape Plan" in die Hände fiel, wusste ich, dass die Rolle wie gemacht ist für Arnold.

...der zum allerersten Mal in der englischen Originalversion auch Deutsch spricht. Stimmt es, dass Sie ihm seine ersten englischen Sätze beigebracht haben?

STALLONE
Höre ich mich an wie ein Englischlehrer? Ich verstehe ja noch nicht einmal mein eigenes Englisch. (lacht) Das ist wohl eher ein Mythos, der sich über die Jahre verbreitet hat.
Und umgekehrt?

SCHWARZENEGGER
Unmöglich. Mein Deutsch ist fast so mies wie sein Englisch.

"City Hai" gegen "City Cobra": Ihr Wetteifern in den 80ern um den Titel des größten Action-stars ist geradezu legendär.

STALLONE
Eigentlich haben wir nicht wirklich miteinander konkurriert. Vieles war einfach dummer Zufall, z. B. sollte zuerst Arnold in "Tango & Cash" mitspielen, nicht ich. Kurz vor dem Dreh fiel die Entscheidung dann doch auf mich. Warum, weiß ich bis heute nicht.

SCHWARZENEGGER Für mich war Sly auch immer ein Vorbild. Als ich nach Hollywood kam, war er ja schon dick im Geschäft. Das hat mich sehr angespornt. Wenn Sly in seinem letzten Film 82 Leute umgebracht hatte, musste ich mindestens 87 Tote haben.

Ich weiß noch, wie ich einmal unseren Waffenexperten am Set gefragt habe, ob es das Maschinengewehr von Rambo auch 'ne Nummer größer gibt. "Nur für einen Panzer oder Helikopter", war die Antwort. Und ich habe darauf gesagt: "Mir egal, das schaff ich schon." (lacht)
Und wie sieht es heute aus mit der Rivalität?

STALLONE
Heute treffen wir uns regelmäßig zum Kaffeetrinken in Beverly Hills. (lacht) Also nix mit Bizepsvergleich. Arnold war ja schließlich mal Mr. Olympia, da hab ich keine Chance.

Aber am Maschinengewehr...

STALLONE
...da bin ich unschlagbar! Und das, obwohl ich privat noch nie eine Waffe in der Hand hatte. (lacht) Aber im Ernst: Wenn, dann versuchen wir uns gegenseitig zu pushen, um das Publikum, so gut es geht, zu unterhalten. Arnold hat dafür einen siebten Sinn für gute Kinostoffe. Ohne seinen "Terminator" wäre mir nie in den Sinn gekommen, "Judge Dredd" zu drehen. Schaut euch doch an, worum es heute in Filmen geht. Alles Science-Fiction.

Wie sehen Sie die Entwicklung von all den Fantasy-, Vampir- und Superheldenfilmen?

SCHWARZENEGGER
Ich finde es beeindruckend, dass man mit den technischen Möglichkeiten heutzutage Geschichten erzählen kann, die zu unseren Zeiten unverfilmbar gewesen wären. Bei "Conan" hatten wir eine Szene geplant, in der ein Kampf mit dem Tree of Woe stattfinden sollte.

Die Szene wäre damals unbezahlbar gewesen. Heute ist so was kein Problem. Allerdings ist das alles sehr kostspielig. Die einzige Möglichkeit, solche Projekte zu finanzieren, sind prominente Zugpferde wie James Cameron bei "Avatar" oder erfolgversprechende Fortsetzungen zu Blockbustern, die das Publikum kennt und liebt.
Viele dieser Megaproduktionen sind jüngst gefloppt. Irgendeine Idee, wie man das Blockbusterkino wiederbeleben kann?

STALLONE
Diese Filme waren ja handwerklich gut gemacht. Aber heute ist alles so nett und harmlos. Sehr episch, sehr laut, sehr unterhaltsam, ja, aber eben auch sehr kindgerecht - weil das am meisten Kohle bringt. Ich könnte mich jedes Mal schlapplachen, wenn ich sehe, wie die Vampire aus "Twilight" in der Sonne funkeln. So ein Quatsch!

SCHWARZENEGGER Wir sollten mit denen mal die Rollen tauschen. (lacht)

STALLONE Das wäre mal 'ne Idee! Wir als Blutsauger und diese Schönlinge als Killerma-
schinen. Wenigstens gäbe es bei uns ordentlich Blut und Gedärme, wie es sich für einen anständigen Vampirfilm gehört.

Sind Ihre Paraderollen vielleicht etwas überaltet?

STALLONE
Jede Generation hat ihre eigenen Heldenbilder. In den 40er- und 50er-Jahren war es John Wayne, in den 60ern Clint Eastwood, in den 70ern war es Charles Bronson. Natürlich kommen auch wir uns ein wenig altmodisch vor, wir sind Überbleibsel der Ära Mann-gegen-Mann. Aber wer kann schon sagen, ob sich die Kids in 15 Jahren noch für Superhelden interessieren?
SCHWARZENEGGER Außerdem ist das Genre Actionfilm noch lange nicht tot. Nach uns kamen Chuck Norris und Jean-Claude van Damme. Heute sind es Jason Statham & Co. Auch wenn es selten geworden ist, die Zuschauer lieben handgemachtes Hau-drauf-Kino. Solange es gut und spannend ist, wird es immer Leute geben, die diese Filme sehen wollen.

Sie gehen beide stramm auf die 70 zu. Wie lange wollen Sie noch Actionfilme drehen?

STALLONE
Bei meinen vielen Verletzungen habe ich manchmal das Gefühl, dass mein Körper nur noch von Kleber zusammengehalten wird. Aber wir schaffen noch locker zehn Jahre. Mit ein paar Joints jedenfalls fühle mich nur halb so alt wie auf dem Papier. (lacht)

SCHWARZENEGGER Warum sollten wir auch ans Aufhören denken? Was bedeutet schon Alter? In den Staaten gab es einen Fitnessguru, Jack LaLanne. An seinem 70. Geburtstag ist er knapp zweieinhalb Kilometer geschwommen. Mit 70 Ruderbooten im Schlepptau. Und mit gefesselten Händen und Füßen.

Wenn man sich gut ernährt, wenn man genug Sport treibt und ein gesundes Lebens führt, ist man sein ganzes Leben lang fit. Man muss einfach nur dranbleiben. Und Actionfilme sind einfach unsere Leidenschaft. Wir machen weiter, bis wir im Grab liegen.

Interview: Laslo Seyda
Mit Filmreihen gut verdient
1997 wählte die Filmzeitschrift "Empire" Schwarzenegger und Stallone unter die 100 größten Filmstars aller Zeiten. Was die beiden
Heroen unvergesslich macht, ist sicherlich nicht ihr filigranes Mienenspiel, sondern ihr Geschäftssinn und ihr Gespür für gefälliges Popcornkino: Arnold Schwarzenegger wurde nach seiner Karriere als Bodybuilder mit der Rolle des muskulösen Barbaren "Conan" zum Superstar.

1982 und 1984 brachten die Filme ca. 100 Millionen Dollar ein. Ein Witz, verglichen mit der "Terminator"-Reihe: Die drei Sci-Fi-Kracher mit Arnold als Cyborg knackten die Milliardengrenze. Sein Kollege und Teilzeitkonkurrent Sylvester Stallone muss sich davor nicht verstecken: Seine sechsteilige "Rocky"-Saga ließ mit rund 1,3 Milliarden Dollar die Kassen klingeln. Auch die "Rambo"-Streifen schlugen mit knapp 750 Mio. Dollar Erlös kräftig zu Buche.

Nach vielen durchschnittlich erfolgreichen Kinoauftritten schafften es erst die zwei "Expendables"-Filme mit Einnahmen von circa 580 Millionen Dollar, an alte Erfolge anzuknüpfen. Ob "Escape Plan" da mithalten kann?