Grenzgänge zwischen Poesie und Provokation, das verspricht das ZDF alljährlich, wenn der Sender zu erotischen "Sommernachtsphantasien" einlädt. 2010 feiert er gar den 18. Geburtstag der Reihe. Doch statt Porno dominiert Prüderie - ein Trend, den das US-Kino setzt. Für ZDF-Redakteurin Doris Schrenner eine Herausforderung: Wie soll man eine Erotikreihe bestücken, wenn es keine Erotikfilme mehr gibt?
Frau Schrenner, besonders sexy sind die ZDF-Sommerfilme in diesem Jahr ja nicht. Hat das auch mit Hollywood zu tun?
DORIS SCHRENNER: Im US-Kino der 90er Jahre ist definitiv mehr gewagt worden. Regisseure wie Adrian Lyne oder Paul Verhoeven haben erotische Grenzen ausgelotet und sehr viel Sex auf die Leinwand gebracht. Dieser Mut ist in Hollywood vorbei. Da wird alles nur auf Mainstream gebügelt. Die Prüderie in Amerika hat wieder zugenommen.
Hat die Auswahl an Filmen mit erotischen Inhalten abgenommen?
DORIS SCHRENNER: Das schwankt. In diesem Jahr haben wir keinen Aufreger dabei wie "Showgirls". Wir sind eher etwas anspruchsvoller und literarischer, aber sexy sind wir mit Filmen wie "Lady Chatterley" oder "Untreu"- um nur zwei zu nennen - unbedingt.
Frau Schrenner, besonders sexy sind die ZDF-Sommerfilme in diesem Jahr ja nicht. Hat das auch mit Hollywood zu tun?
DORIS SCHRENNER: Im US-Kino der 90er Jahre ist definitiv mehr gewagt worden. Regisseure wie Adrian Lyne oder Paul Verhoeven haben erotische Grenzen ausgelotet und sehr viel Sex auf die Leinwand gebracht. Dieser Mut ist in Hollywood vorbei. Da wird alles nur auf Mainstream gebügelt. Die Prüderie in Amerika hat wieder zugenommen.
Hat die Auswahl an Filmen mit erotischen Inhalten abgenommen?
DORIS SCHRENNER: Das schwankt. In diesem Jahr haben wir keinen Aufreger dabei wie "Showgirls". Wir sind eher etwas anspruchsvoller und literarischer, aber sexy sind wir mit Filmen wie "Lady Chatterley" oder "Untreu"- um nur zwei zu nennen - unbedingt.
Also waren dann dieses Jahr einfach keine provokanteren Filme verfügbar?
DORIS SCHRENNER: So ist es.
Gibt es Filme, die Sie gerne in der Reihe gehabt hätten, die aber am Jugendschutz gescheitert sind?
DORIS SCHRENNER: Natürlich zählen dazu erst einmal die Filme, die von der FSK mit dem Prädikat 'nicht freigegeben unter 18 Jahren' versehen werden. Ein weiterer Grenzfall war in der Vergangenheit Michael Winterbottoms "9 Songs". Der Film wurde als FSK: 16 eingestuft. Wir haben uns aber entschieden, dass dieser Film von seiner Erzählform zu eigenwillig und speziell ist für einen Programmplatz um 22.15 Uhr, auf dem er ein großes Fernseh-Publikum erreichen müsste. Und die expliziten pornographischen Szenen fallen in einen Grenzbereich des Darstellbaren im ZDF. Das würden wir so nicht vertreten wollen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Filme aus?
DORIS SCHRENNER: In jedem Jahr bieten wir einen Mix aus Komödie, Drama und Thriller. Außerdem wollen wir nicht nur amerikanische Produktionen zeigen, sondern auch Produktionen aus europäischen Ländern präsentieren.
Und wie sieht es mit der Darstellung von Geschlechtsteilen und Sex aus?
DORIS SCHRENNER: Die Erotik sollte immer in einem erzählerischen Kontext stehen und der Film selbst muss uns überzeugen. Wie viel dann tatsächlich an Haut oder Geschlechtsteilen zu sehen sein darf, da sind wir durchaus großzügig.
Auf welche Filme gab es die heftigsten Zuschauerreaktionen?
DORIS SCHRENNER: Aufreger waren die Marguerite-Duras-Verfilmung "Der Liebhaber", Pedro Almodovars "Fessle mich" und Jane Campions "In the Cut". "Showgirls" im letzten Jahr war auch nicht selbstverständlich für die ZDF-Zuschauer. Tatsächlich melden sich in diesen Fällen meist ältere Herren zu Wort, die sich über die entwürdigende Darstellung der Frauen aufregen.
Welche Zielgruppe sprechen Sie mit der Reihe an?
DORIS SCHRENNER: Wir machen keine Erotikreihe nur für Männer oder nur für Frauen. Wir bieten jedes Mal eine sehr bunte Palette an Filmen, die mal eher den weiblichen, ein anderes Mal den männlichen Blickwinkel auf Erotik berücksichtigen. Im besten Fall fühlen sich natürlich männliche wie weibliche Zuschauer gleichermaßen angesprochen. Und wir haben festgestellt, dass das Interesse an diesem Thema eher ab einem Alter von 30 Jahren beginnt.
Denken Sie nicht, dass Sie gerade mit einer Erotikreihe auch die jüngeren Zuschauer binden könnten?
DORIS SCHRENNER: So ist es.
Gibt es Filme, die Sie gerne in der Reihe gehabt hätten, die aber am Jugendschutz gescheitert sind?
DORIS SCHRENNER: Natürlich zählen dazu erst einmal die Filme, die von der FSK mit dem Prädikat 'nicht freigegeben unter 18 Jahren' versehen werden. Ein weiterer Grenzfall war in der Vergangenheit Michael Winterbottoms "9 Songs". Der Film wurde als FSK: 16 eingestuft. Wir haben uns aber entschieden, dass dieser Film von seiner Erzählform zu eigenwillig und speziell ist für einen Programmplatz um 22.15 Uhr, auf dem er ein großes Fernseh-Publikum erreichen müsste. Und die expliziten pornographischen Szenen fallen in einen Grenzbereich des Darstellbaren im ZDF. Das würden wir so nicht vertreten wollen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Filme aus?
DORIS SCHRENNER: In jedem Jahr bieten wir einen Mix aus Komödie, Drama und Thriller. Außerdem wollen wir nicht nur amerikanische Produktionen zeigen, sondern auch Produktionen aus europäischen Ländern präsentieren.
Und wie sieht es mit der Darstellung von Geschlechtsteilen und Sex aus?
DORIS SCHRENNER: Die Erotik sollte immer in einem erzählerischen Kontext stehen und der Film selbst muss uns überzeugen. Wie viel dann tatsächlich an Haut oder Geschlechtsteilen zu sehen sein darf, da sind wir durchaus großzügig.
Auf welche Filme gab es die heftigsten Zuschauerreaktionen?
DORIS SCHRENNER: Aufreger waren die Marguerite-Duras-Verfilmung "Der Liebhaber", Pedro Almodovars "Fessle mich" und Jane Campions "In the Cut". "Showgirls" im letzten Jahr war auch nicht selbstverständlich für die ZDF-Zuschauer. Tatsächlich melden sich in diesen Fällen meist ältere Herren zu Wort, die sich über die entwürdigende Darstellung der Frauen aufregen.
Welche Zielgruppe sprechen Sie mit der Reihe an?
DORIS SCHRENNER: Wir machen keine Erotikreihe nur für Männer oder nur für Frauen. Wir bieten jedes Mal eine sehr bunte Palette an Filmen, die mal eher den weiblichen, ein anderes Mal den männlichen Blickwinkel auf Erotik berücksichtigen. Im besten Fall fühlen sich natürlich männliche wie weibliche Zuschauer gleichermaßen angesprochen. Und wir haben festgestellt, dass das Interesse an diesem Thema eher ab einem Alter von 30 Jahren beginnt.
Denken Sie nicht, dass Sie gerade mit einer Erotikreihe auch die jüngeren Zuschauer binden könnten?
DORIS SCHRENNER: Unsere Erfahrungen sind andere. Jüngere Zuschauer interessieren sich zur Zeit für ganz andere Erzählgenres. Die wollen Fantasy-Abenteuer sehen, interessieren sich für Horrorfilme oder sehr junge Komödien wie "American Pie" - das sind Produktionen, die im absoluten Kontrast zu einer Reihe wie den "Sommernachtsphantasien" stehen. Wir sind der einzige Sender, der sich diesem Thema in einer anspruchsvollen und gleichzeitig unterhaltsamen Weise annimmt. Die Privaten haben diesen Bereich Anfang der 90er Jahre mit diversen "Lederhosen-Jodel-Filmen" eifrig beackert, haben dann aber irgendwann damit aufgehört, als sie feststellen mussten, dass es nicht mehr angenommen wird. Auch die ARD hat es damals mit einer Reihe ambitionierter erotischer Kurzfilme versucht, was aber letztendlich auch wieder eingestellt wurde. Und so ist das ZDF inzwischen der einzige Sender, der das Thema Erotikfilm über die Jahre wirklich gepflegt und mit immer wieder neuen internationalen Produktionen auch spannend präsentiert hat.
Zur Volljährigkeit der Reihe hätte man aber durchaus etwas mehr wagen können...
DORIS SCHRENNER: Das heben wir uns dann für das 19. Jahr auf. Da wird es dann noch etwas heißer ...
Was wird Ihr Startfilm sein?
Woody Allens "Vicky Christina Barcelona".
Stefanie Kimler
Zur Volljährigkeit der Reihe hätte man aber durchaus etwas mehr wagen können...
DORIS SCHRENNER: Das heben wir uns dann für das 19. Jahr auf. Da wird es dann noch etwas heißer ...
Was wird Ihr Startfilm sein?
Woody Allens "Vicky Christina Barcelona".
Stefanie Kimler