Als es das Internet noch nicht gab, war die (zumeist) männliche Sehnsucht nach erotischen Inhalten im Fernsehen groß. Mittlerweile hat sich das relativiert. Auf diversen digitalen Schmuddel-Portalen lassen sich die ausgefallensten Sexualpraktiken erforschen, der Erfolg von Pornofilmen im Internet ist immens. Die Deutschen sind dabei sogar Weltmeister im Pornos-Gucken. Mit 12,4 Prozent am weltweiten Traffic von pornografischen Inhalten liegen deutsche Nutzer vor Spanien, England und den USA.

Im Internet drehten sich im Jahr 2014 allein 25 Prozent aller Suchanfragen um Pornografie. Anbieter von pornografischem Videomaterial machen pro Tag einen durchschnittlichen Umsatz von 12,6 Millionen Euro - diese Zahlen hat das pc-magazin auf Basis der beliebtesten Pornoportale im Internet erhoben. Sex sells - auch noch im Fernsehen. Vor allem im Nachtprogramm setzen Privat- aber auch öffentlich-rechtliche TV-Sender immer wieder gerne auf erotische Filme.

In unserer Liste findest du Filme, die zwischen den Welten wandern: Freizügige Filme an der Grenze zum Porno.

Serbis

Das Family ist ein marodes Pornokino in Angeles. Hier treffen sich schwule Männer für schnellen Sex. In diesem Haus nehmen die unterschiedlichsten Alltagsdramen der Betreiberin Nanay Flor Pinada (Gina Pareño) und ihrer Sippe ihren Lauf...Wie oft in seinen Filmen schildert der selbst ernannte Neorealist Mendoza auch in "Serbis" (Service) nur einen Tag aus dem Leben seiner Protagonisten. Dabei räumt er selbst profansten Alltagssituationen viel Platz ein und erreicht so eine Authentizität von atemberaubender Kraft.

Hotel Desire

Es ist der heißeste Tag seit sieben Jahren. Und so lange hatte Antonia (Volm) auch keinen Sex mehr. Bis das Zimmermädchen an ihrem Arbeitsplatz, einem Berliner Hotel, auf den blinden Künstler Julius (Clemens Schick) trifft... ...und eine heiße Nummer schiebt. Die ist zwar recht freizügig und ästhetisch inszeniert, trotzdem bleibt der übers Internet per Spenden finanzierte "PorNeo" eher bieder und belanglos. Anders ausgedrückt: Eine kurze, mäßig befriedigende Nummer.

Shortbus

Wie soll man diesen außergewöhnlichen Film einordnen? Beziehungsdrama? Klingt arg trocken. Pornografie? Dafür ist er viel zu zärtlich. Am treffendsten hat Regisseur John Cameron Mitchell selbst seine gewagte Gratwanderung beschrieben: "Es ist ein Hardcore-Film mit weichem Herzen." Ja, es gibt echten Sex zu sehen. In allen Varianten. Aber es geht um so viel mehr: um Einsamkeit, Ängste, Liebe, Lust und die verzweifelte Suche nach einer Befriedigung, die sich nicht im Orgasmus erschöpft. Im Szene-Salon Shortbus gibt es nichts, was es nicht gibt: Flaschendrehen, Live-Musik, Orgien. Hier treffen alle zusammen: die "präorgasmische" Paartherapeutin, das schwule Paar, das seine Beziehung "öffnen" will, oder die depressive Domina. Das Skript entwickelte Mitchell gemeinsam mit seinem Ensemble, entspannt dokumentiert im Audiokommentar und den "Sextras". So ist ein wahrer Enthüllungsfilm entstanden - optimistisch, frech, ergreifend: Das Aufregendste an der Orgie sind die innigen Blicke.

Unsere Filmredaktion fasste es folgendermaßen zusammen: Gefühlsechter Sexfilm, mit sehr viel Liebe gemacht - wie auch die saftigen Specials beweisen (die in der letzten Free-TV-Ausstrahlung auf Arte allerdings nicht zu sehen waren)!

Im Reich der Sinne

Schockierend, aber in unvergleichlicher Ästhetik erzählt dieser Film von einer Begebenheit, die sich 1936 in Japan zugetragen haben soll: Der Bordellbesitzer Kichizo verliebt sich in die Geisha Sada Abe. Bald ist er seiner Geliebten mit Leib und Seele verfallen. Ihre ekstatischen Liebesspiele nehmen bizarre Formen an. Immer mehr verlieren sie den Bezug zur Realität. Auf der Jagd nach dem ultimativen Höhepunkt bittet Kichizo seine Geisha schließlich, ihn beim Liebesakt zu erwürgen... Heute ein unbestrittener Klassiker des erotischen Films, sorgte "Im Reich der Sinne" bei Erscheinen für einen Skandal: Regisseur Nagisa Oshima musste sich in Japan dafür vor Gericht verantworten. Auf der Berlinale 1976 wurde der Film wegen Verdachts auf Pornografie beschlagnahmt. Erst 18 Monate später gab der Bundesgerichtshof den Film wieder frei.

Idioten

Darf ein Regisseur sich des Mittels der Pornografie bedienen, um zu provozieren? Lars von Trier tut's! "Darf man das?", fragt sich auch Karen (Bodil Jørgensen), als sie die Wohngemeinschaft der "Idioten" kennen lernt. Angeführt von Stoffer (Jens Albinus) tun deren Bewohner so, als seien sie debil. Mit lärmigen Aktionen und Gruppensex schocken die "Idioten" ihre spießigen Nachbarn. Oder steckt hinter der Lust am Provozieren am Ende auch nur bürgerliche Dekadenz? Von Trier drehte die böse Groteske nach "Dogma"-Regeln: mit Handkamera, ohne Kunstlicht, Filmmusik oder andere Effekte. Was daraus entstand ist auch heute noch obszön, bösartig und komisch.

Das Blaue Zimmer

Meisterhaft verknüpft der Filmschnitt die Erinnerung an den Liebesakt mit der Apothekerin Esther (Skriptautorin Stéphanie Cléau) mit einem Polizeiverhör, bei dem der verheiratete, wohlhabende Landmaschinenhändler Julien Gahyde (Amalric, der Bösewicht aus "James Bond: Ein Quantum Trost") über die Beziehung zu seiner Geliebten erzählen soll. Nach und nach entfaltet sich sein "Fall". Einige Kritiker warfen Amalrics an Chabrol geschultem Psychothrillerpuzzle vor, dass die zweite Hälfte nicht hält, was die erste verspricht. Am Ende bleiben Fragen offen, aber der Film, den man bis dahin gesehen hat, ist klug und subtil erzählt, hoch konzentriert, gut gespielt und visuell sehr raffiniert, wenn er einzelne Bilder wie austarierte Standfotos in Szene setzt. Und egal wie verschwommen die Erinnerungen des Protagonisten sind: Die erinnerten Sexszenen sind scharfes Erotikmaterial.

Teufel im Leibe

Der behütete Andrea (Federico Pitzalis) steht kurz vor dem Abitur, als er sich in die sexuell freizügige Giulia (Maruschka Detmers) verliebt. Die ist eigentlich mit dem reuigen Terroristen Giacomo verlobt, der kurz vor seiner Freilassung steht. Nicht nur deshalb glaubt Andreas Vater, ein angesehener Psychiater, eine Liaison mit Giulia sei gefährlich. Vielmehr hält er seine ExPatientin für verrückt - was der "amour fou" zwischen den beiden offensichtlich guttut... "Teufel im Leib" blickt auf eine lange Skandalgeschichte zurück. Bereits 1923 löste die Romanvorlage von Raymond Radiguet Wellen der Entrüstung aus. Nicht anders erging es 1947 der Adaption von Claude AutantLara. Daß selbst die Version von '86 noch als "Filmbombe, die man fürchten muß", verschrien wurde, lag wohl an der Inszenierung einer kurzen Fellatioszene. Die Erotik dringt hier vornehmlich durch nackte Tatsachen ein.