Rank und schlank kehrt Cordula Stratmann am 7. September in die Sat.1-"Schillerstraße" zurück. In der erfolgreichen Improvisations-Comedyshow hat sie eine Abmagerungskur hinter sich, im wahren Leben hat sie am 31. März einen Sohn zur Welt gebracht. TV SPIELFILM sprach mit der Gewinnerin des Deutschen Comedy Preises 2005 über die Schwangerschaft, ihre neue Mutterrolle und künftige Projekte.
TV SPIELFILM: Im wahren Leben haben Sie einen Sohn bekommen, in der "Schillerstraße" haben Sie eine Abmagerungskur hinter sich. Wie viele Kilo hat die Serien-Cordula abgespeckt?
CORDULA STRATMANN: 82. Das habe ich mir einfach so ausgedacht. Dabei bleibe ich jetzt. Ich werde in der "Schillerstraße" erzählen, ich hätte 82 Kilo abgenommen. Das hat mit der privaten Cordula Stratmann nichts zu tun. Ich habe ja kein 80-Kilo-Kind bekommen.
TV SPIELFILM: Sie gönnen sich nur eine kurze Fernsehpause. Zieht es Sie vor die Kamera zurück oder hat Sat.1 freundlichen Druck ausgeübt?
CORDULA STRATMANN: Da die "Schillerstraße" ja nicht zu Ende ist und weiter die Menschen erfreuen soll, war es klar, dass ich nach der Sommerpause wieder zurückkomme. Da bin ich, was die "Schillerstraße" angeht, aber auch sehr einverstanden mit. Diese Arbeit kann ich sehr gut machen.
TV SPIELFILM: Sind Sie in Ihrem Job, im Gegensatz zu anderen berufstätigen Müttern, privilegiert?
CORDULA STRATMANN: Auf jeden Fall. Ich habe den Vorteil, dass es nur eine Cordula Stratmann gibt. Entweder will man mit der was anfangen oder eben nicht. So leicht kann man diese Stelle nicht umbesetzen. Andere Frauen müssen sich leider mit ihrer Berufstätigkeit auf den Kopf stellen, wenn sie ein Kind kriegen, weil die Männer sich ja immer noch nicht aufgefordert fühlen, ihren Anteil an der Aufzucht der Kinder zu leisten. Das wird ja selbst heute, im Jahr 2006, immer noch zu einer Angelegenheit der Frauen erklärt. Das hat mich schon wütend gemacht, bevor ich schwanger wurde.
TV SPIELFILM: Sie sind studierte Familientherapeutin. Bringt das Vorteile für die neue Mutterrolle?
CORDULA STRATMANN: Als Familientherapeutin, die auch in der Praxis gearbeitet hat, habe ich jederzeit und in jedem Lebensbereich Vorteile. Für mich war das immer schon sehr bereichernd. Weil man zwangsläufig lernt, mit Schwierigkeiten und Konflikten umzugehen. Man lernt, sich selbst wahrzunehmen und andere. Das hilft mir grundsätzlich im Beruf und im Privatleben.
TV SPIELFILM: Warum wurde die Schwangerschaft in der "Schillerstraße" nicht thematisiert, sondern als Gewichtszunahme durch Fressattacken kaschiert?
CORDULA STRATMANN: Weil es meine private Sache war, dass ich eine Familie gründe. Das will ich nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten und auch nicht in der Öffentlichkeit damit umgehen. Dafür suche ich mir meine Menschen um mich herum aus, so wie jeder andere normale Mensch das tut. Das ist ja immer nur bei den prominenten Menschen so, dass alle Welt daran teilnehmen will. Wenn man das gern mag, wie Angelina Jolie und Brad Pitt, dann soll man das machen. Aber ich bin vom Typ her etwas anders als Angelina Jolie.
TV SPIELFILM: Jetzt stapeln Sie aber tief.
CORDULA STRATMANN: (lacht) Danke. Sehr nett.
TV SPIELFILM: Wie witzig ist eine Schwangerschaft?
CORDULA STRATMANN: Das kann ich nicht generell beantworten. Es gibt so viele unterschiedliche Schwangerschaftsverläufe wie es Frauen gibt. Die eine genießt es, die andere quält es, der Dritten ist es egal. Im Hinblick auf Humor ist es mir fast egal, ob ich schwanger bin oder nicht: Ich finde immer irgendetwas komisch. Das geht gar nicht anders. Ich bin aber keine, die sich 24 Stunden am Tag auf die Schenkel haut. Dafür sind viele Dinge einfach zu unkomisch. Aber ich bin gern bereit, viele Dinge mit Humor zu nehmen. Somit also auch in der Schwangerschaft.
TV SPIELFILM: In der ersten Jahreshälfte warteten zwei erfolgreiche Sat.1-Formate mit Heldinnen im Fatsuit auf: Lisa Plenske in "Verliebt in Berlin" und Sie in der "Schillerstraße". Wie funktioniert eigentlich so ein Fatsuit?
CORDULA STRATMANN: Meine Kostümbildnerin Bianca hatte vorher eine unglaubliche Arbeit damit. Es gibt Phasen in einer Schwangerschaft, da verändert sich der Bauch von Woche zu Woche. Deshalb musste Bianca ständig diesen Schaumstoff anpassen und an den richtigen Stellen draufpacken, damit ich von Woche zu Woche auch als Cordula in der "Schillerstraße" zunahm. Da wurde ständig gestopft, genäht und geschnitten. Das war sehr viel Arbeit. Bei Lisa Plenske wird man vor dem Drehstart Alexandra Neldels Maße genommen und einen Fatsuit gebaut haben. Aber der blieb ja so, weil sie nicht schwanger war. Das waren also, trotz zweier erfolgreicher Fatsuit-Formate, immer noch zwei eigenständige Fatsuits. Ich konnte meinen nicht mit Lisa Plenske tauschen.
TV SPIELFILM: War die ständige Gewichtszunahme schwer mit einer gewissen angeborenen Eitelkeit in Einklang zu bringen?
CORDULA STRATMANN: Beruflich habe ich den Vorteil, dass ich überhaupt nicht eitel bin. Privat sieht das anders aus. Aber als Komikerin darf man nicht den Hauptwert darauf legen, dass man immer gut aussieht. Natürlich sehe ich auch beruflich gern gut aus, aber wenn es passt, sehe ich auch gern völlig bekloppt aus. Als Annemie Hülchrath bin ich auch nicht gerade schön. Aber es ist mir immer wieder eine Wonne, wenn mir bei "Zimmer frei!" die Maskenbildnerin diese Perückenmütze aufsetzt. Ich lache jedes Mal, wenn ich mir dieses Ding auf den Kopf stülpe. Das finde ich lustig, obwohl ich das Ding seit mehr als zehn Jahren trage. Da sehe ich so bescheuert aus. Da muss ich immer lachen.
TV SPIELFILM: Der Legende nach sollen Sie die Perücke im Lofty Haarstudio gekauft haben.
CORDULA STRATMANN: Richtig. Woher wissen Sie das denn? Das ist ein Haarstudio in Köln. Da bin ich reingegangen und habe mir die Perücke gekauft. Nach einer guten Beratung.
TV SPIELFILM: Beratung? Es war also keine Liebe auf den ersten Blick in ein Schaufenster?
CORDULA STRATMANN: Nein. Ich habe der Frau beschrieben, was ich brauche. Und dann hat sie mir mehrere Perücken gezeigt. Da habe ich sofort nach dieser Kurzhaarfrisur gegriffen.
TV SPIELFILM: Haben Sie die baugleiche Perücke jemals auf einer anderen Frau gesehen?
CORDULA STRATMANN: Nein. Wohl aber so manches Kostüm, das ich als Annemie Hülchrath getragen habe. Zum Beispiel habe ich beim Metzger eine Frau gesehen, die genauso ein Kracher-Arrangement von Hosenanzug trug wie ich bei einer Ausgabe von "Annemie Hülchrath - Der Talk". Da habe ich gleich eine SMS an meine Kostümbildnerin geschickt. Ich wollte dieser Kundin in der Metzgerei sogar sagen, dass sie meinen Anzug trägt. Aber dann dachte ich: Nee, komm, die meint das ja ernst.
TV SPIELFILM: Wie werden Sie Ende August den zehnten Geburtstag von "Zimmer frei!" feiern?
CORDULA STRATMANN: Rauschend. Aber ich werde immer noch keinen Alkohol trinken, weil ich stille. Und ich werde auch immer noch nicht rauchen, weil ich stille. Vielleicht werde ich auch gar nicht mehr rauchen. Das weiß ich noch nicht. Ich werde rauschend feiern mit den Kollegen.
TV SPIELFILM: Wer war der erste prominente Gast, den Sie bei "Zimmer frei! " als Obermieterin Annemie Hülchrath um den Verstand gebracht haben?
CORDULA STRATMANN: Birgit Schrowange. Das war im März 1998 und ich glaube, sie war etwas konsterniert. Das war auch ein bisschen unappetitlich. Ich habe erzählt, dass mein Mann Walter, unser Pudel Helmut und ich krank waren, wir aber nur ein Thermometer in der Familie haben, was wir alle hintereinander nutzen mussten. Kann man in der Familie ja machen. Ist ja nicht schlimm. Aber um die Temperatur korrekt messen zu können, sollte man das ja rektal einführen.
TV SPIELFILM: Kennen Sie noch die Reihenfolge, in der eingeführt wurde?
CORDULA STRATMANN: Ich glaube, vor mir war noch Helmut dran.
TV SPIELFILM: Öffnet die gesunde Naivität der Annemie Hülchrath die Herzen der Gäste oder sind die Prominenten eher geschockt?
CORDULA STRATMANN: Beides. Das kommt total auf den Gast an. Manche klatschen vor Freude innerlich in die Hände, dass sie jetzt mit Annemie Quatsch machen können. Einige geben im Fragebogen vor der Sendung sogar an, dass sie sich Annemie wünschen. Andere versinken im Boden, wenn ich ins Studio komme.
TV SPIELFILM: Bei wem hat es gar nicht funktioniert?
CORDULA STRATMANN: Bei Max Raabe. Der tut mir heute noch leid. Ich kam rein und war vorbereitet auf meine Idee: Boh, ist mir langweilig. Ich hatte sonst nichts. Das war meine Lieblingsnummer, aber das weiß Max Raabe bis heute nicht. Der fühlte sich eher selbst angesprochen und meinte, ich wollte ihm mitteilen, dass er und die ganze Sendung langweilig sind. Ich habe auch gemerkt, dass der das so verstanden hat, und es tat mir wirklich leid. Aber ich musste in der Rolle bleiben und konnte ihn nicht als Cordula Stratmann trösten.
TV SPIELFILM: Wann kommt Annemie Hülchrath wieder zu "Zimmer frei!"?
CORDULA STRATMANN: Im September habe ich zwei Aufzeichnungen. Gesendet werden die Shows voraussichtlich ab Oktober.
TV SPIELFILM: Möchten Sie als Cordula Stratmann als Gast zu "Zimmer frei" eingeladen werden?
CORDULA STRATMANN: Oh Gott, ich weiß ja, was die dann für Spielchen machen.
Aber: Gern. Weil ich das Format "Zimmer frei!" immer noch gern mag. Jo. Klar.
TV SPIELFILM: Wer sollte die ultimative Lobhudelei auf Sie halten?
CORDULA STRATMANN: Müsste ich drüber nachdenken. Weiß ich nicht.
TV SPIELFILM: Wie sollte das Zimmer gestaltet sein, auf das Christine Westermann mit Ihnen gehen würde?
CORDULA STRATMANN: Ich verrate Ihnen mal, was die sich garantiert ausdenken: eine kleine "Schillerstraße"-Wohnung.
TV SPIELFILM: Wann erscheint Ihr zweites Buch, das Sie im letzten Jahr begonnen haben?
CORDULA STRATMANN: Oh je. Dieses Manuskript steht im Regal, aber ich komme nicht dazu. Früher scheiterte es an der Arbeit, jetzt an der komischen Tagesstruktur, die mein Sohn vorgibt. Es ist übrigens schon so viel fertig, dass das Material für eine ganze Lesung reicht. Eineinhalb Stunden kriege ich damit voll. Die Leute, die dabei zugehört haben, waren sehr erfreut und wollten alle, dass ich weiterschreibe. Ich will das ja auch und verspreche deshalb: Wenn mein Sohn in die Pubertät kommt, sitze ich bestimmt wieder am Schreibtisch.
Interview: Michael Scholten
CORDULA STRATMANN: 82. Das habe ich mir einfach so ausgedacht. Dabei bleibe ich jetzt. Ich werde in der "Schillerstraße" erzählen, ich hätte 82 Kilo abgenommen. Das hat mit der privaten Cordula Stratmann nichts zu tun. Ich habe ja kein 80-Kilo-Kind bekommen.
TV SPIELFILM: Sie gönnen sich nur eine kurze Fernsehpause. Zieht es Sie vor die Kamera zurück oder hat Sat.1 freundlichen Druck ausgeübt?
CORDULA STRATMANN: Da die "Schillerstraße" ja nicht zu Ende ist und weiter die Menschen erfreuen soll, war es klar, dass ich nach der Sommerpause wieder zurückkomme. Da bin ich, was die "Schillerstraße" angeht, aber auch sehr einverstanden mit. Diese Arbeit kann ich sehr gut machen.
TV SPIELFILM: Sind Sie in Ihrem Job, im Gegensatz zu anderen berufstätigen Müttern, privilegiert?
CORDULA STRATMANN: Auf jeden Fall. Ich habe den Vorteil, dass es nur eine Cordula Stratmann gibt. Entweder will man mit der was anfangen oder eben nicht. So leicht kann man diese Stelle nicht umbesetzen. Andere Frauen müssen sich leider mit ihrer Berufstätigkeit auf den Kopf stellen, wenn sie ein Kind kriegen, weil die Männer sich ja immer noch nicht aufgefordert fühlen, ihren Anteil an der Aufzucht der Kinder zu leisten. Das wird ja selbst heute, im Jahr 2006, immer noch zu einer Angelegenheit der Frauen erklärt. Das hat mich schon wütend gemacht, bevor ich schwanger wurde.
TV SPIELFILM: Sie sind studierte Familientherapeutin. Bringt das Vorteile für die neue Mutterrolle?
CORDULA STRATMANN: Als Familientherapeutin, die auch in der Praxis gearbeitet hat, habe ich jederzeit und in jedem Lebensbereich Vorteile. Für mich war das immer schon sehr bereichernd. Weil man zwangsläufig lernt, mit Schwierigkeiten und Konflikten umzugehen. Man lernt, sich selbst wahrzunehmen und andere. Das hilft mir grundsätzlich im Beruf und im Privatleben.
TV SPIELFILM: Warum wurde die Schwangerschaft in der "Schillerstraße" nicht thematisiert, sondern als Gewichtszunahme durch Fressattacken kaschiert?
CORDULA STRATMANN: Weil es meine private Sache war, dass ich eine Familie gründe. Das will ich nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten und auch nicht in der Öffentlichkeit damit umgehen. Dafür suche ich mir meine Menschen um mich herum aus, so wie jeder andere normale Mensch das tut. Das ist ja immer nur bei den prominenten Menschen so, dass alle Welt daran teilnehmen will. Wenn man das gern mag, wie Angelina Jolie und Brad Pitt, dann soll man das machen. Aber ich bin vom Typ her etwas anders als Angelina Jolie.
TV SPIELFILM: Jetzt stapeln Sie aber tief.
CORDULA STRATMANN: (lacht) Danke. Sehr nett.
TV SPIELFILM: Wie witzig ist eine Schwangerschaft?
CORDULA STRATMANN: Das kann ich nicht generell beantworten. Es gibt so viele unterschiedliche Schwangerschaftsverläufe wie es Frauen gibt. Die eine genießt es, die andere quält es, der Dritten ist es egal. Im Hinblick auf Humor ist es mir fast egal, ob ich schwanger bin oder nicht: Ich finde immer irgendetwas komisch. Das geht gar nicht anders. Ich bin aber keine, die sich 24 Stunden am Tag auf die Schenkel haut. Dafür sind viele Dinge einfach zu unkomisch. Aber ich bin gern bereit, viele Dinge mit Humor zu nehmen. Somit also auch in der Schwangerschaft.
TV SPIELFILM: In der ersten Jahreshälfte warteten zwei erfolgreiche Sat.1-Formate mit Heldinnen im Fatsuit auf: Lisa Plenske in "Verliebt in Berlin" und Sie in der "Schillerstraße". Wie funktioniert eigentlich so ein Fatsuit?
CORDULA STRATMANN: Meine Kostümbildnerin Bianca hatte vorher eine unglaubliche Arbeit damit. Es gibt Phasen in einer Schwangerschaft, da verändert sich der Bauch von Woche zu Woche. Deshalb musste Bianca ständig diesen Schaumstoff anpassen und an den richtigen Stellen draufpacken, damit ich von Woche zu Woche auch als Cordula in der "Schillerstraße" zunahm. Da wurde ständig gestopft, genäht und geschnitten. Das war sehr viel Arbeit. Bei Lisa Plenske wird man vor dem Drehstart Alexandra Neldels Maße genommen und einen Fatsuit gebaut haben. Aber der blieb ja so, weil sie nicht schwanger war. Das waren also, trotz zweier erfolgreicher Fatsuit-Formate, immer noch zwei eigenständige Fatsuits. Ich konnte meinen nicht mit Lisa Plenske tauschen.
TV SPIELFILM: War die ständige Gewichtszunahme schwer mit einer gewissen angeborenen Eitelkeit in Einklang zu bringen?
CORDULA STRATMANN: Beruflich habe ich den Vorteil, dass ich überhaupt nicht eitel bin. Privat sieht das anders aus. Aber als Komikerin darf man nicht den Hauptwert darauf legen, dass man immer gut aussieht. Natürlich sehe ich auch beruflich gern gut aus, aber wenn es passt, sehe ich auch gern völlig bekloppt aus. Als Annemie Hülchrath bin ich auch nicht gerade schön. Aber es ist mir immer wieder eine Wonne, wenn mir bei "Zimmer frei!" die Maskenbildnerin diese Perückenmütze aufsetzt. Ich lache jedes Mal, wenn ich mir dieses Ding auf den Kopf stülpe. Das finde ich lustig, obwohl ich das Ding seit mehr als zehn Jahren trage. Da sehe ich so bescheuert aus. Da muss ich immer lachen.
TV SPIELFILM: Der Legende nach sollen Sie die Perücke im Lofty Haarstudio gekauft haben.
CORDULA STRATMANN: Richtig. Woher wissen Sie das denn? Das ist ein Haarstudio in Köln. Da bin ich reingegangen und habe mir die Perücke gekauft. Nach einer guten Beratung.
TV SPIELFILM: Beratung? Es war also keine Liebe auf den ersten Blick in ein Schaufenster?
CORDULA STRATMANN: Nein. Ich habe der Frau beschrieben, was ich brauche. Und dann hat sie mir mehrere Perücken gezeigt. Da habe ich sofort nach dieser Kurzhaarfrisur gegriffen.
TV SPIELFILM: Haben Sie die baugleiche Perücke jemals auf einer anderen Frau gesehen?
CORDULA STRATMANN: Nein. Wohl aber so manches Kostüm, das ich als Annemie Hülchrath getragen habe. Zum Beispiel habe ich beim Metzger eine Frau gesehen, die genauso ein Kracher-Arrangement von Hosenanzug trug wie ich bei einer Ausgabe von "Annemie Hülchrath - Der Talk". Da habe ich gleich eine SMS an meine Kostümbildnerin geschickt. Ich wollte dieser Kundin in der Metzgerei sogar sagen, dass sie meinen Anzug trägt. Aber dann dachte ich: Nee, komm, die meint das ja ernst.
TV SPIELFILM: Wie werden Sie Ende August den zehnten Geburtstag von "Zimmer frei!" feiern?
CORDULA STRATMANN: Rauschend. Aber ich werde immer noch keinen Alkohol trinken, weil ich stille. Und ich werde auch immer noch nicht rauchen, weil ich stille. Vielleicht werde ich auch gar nicht mehr rauchen. Das weiß ich noch nicht. Ich werde rauschend feiern mit den Kollegen.
TV SPIELFILM: Wer war der erste prominente Gast, den Sie bei "Zimmer frei! " als Obermieterin Annemie Hülchrath um den Verstand gebracht haben?
CORDULA STRATMANN: Birgit Schrowange. Das war im März 1998 und ich glaube, sie war etwas konsterniert. Das war auch ein bisschen unappetitlich. Ich habe erzählt, dass mein Mann Walter, unser Pudel Helmut und ich krank waren, wir aber nur ein Thermometer in der Familie haben, was wir alle hintereinander nutzen mussten. Kann man in der Familie ja machen. Ist ja nicht schlimm. Aber um die Temperatur korrekt messen zu können, sollte man das ja rektal einführen.
TV SPIELFILM: Kennen Sie noch die Reihenfolge, in der eingeführt wurde?
CORDULA STRATMANN: Ich glaube, vor mir war noch Helmut dran.
TV SPIELFILM: Öffnet die gesunde Naivität der Annemie Hülchrath die Herzen der Gäste oder sind die Prominenten eher geschockt?
CORDULA STRATMANN: Beides. Das kommt total auf den Gast an. Manche klatschen vor Freude innerlich in die Hände, dass sie jetzt mit Annemie Quatsch machen können. Einige geben im Fragebogen vor der Sendung sogar an, dass sie sich Annemie wünschen. Andere versinken im Boden, wenn ich ins Studio komme.
TV SPIELFILM: Bei wem hat es gar nicht funktioniert?
CORDULA STRATMANN: Bei Max Raabe. Der tut mir heute noch leid. Ich kam rein und war vorbereitet auf meine Idee: Boh, ist mir langweilig. Ich hatte sonst nichts. Das war meine Lieblingsnummer, aber das weiß Max Raabe bis heute nicht. Der fühlte sich eher selbst angesprochen und meinte, ich wollte ihm mitteilen, dass er und die ganze Sendung langweilig sind. Ich habe auch gemerkt, dass der das so verstanden hat, und es tat mir wirklich leid. Aber ich musste in der Rolle bleiben und konnte ihn nicht als Cordula Stratmann trösten.
TV SPIELFILM: Wann kommt Annemie Hülchrath wieder zu "Zimmer frei!"?
CORDULA STRATMANN: Im September habe ich zwei Aufzeichnungen. Gesendet werden die Shows voraussichtlich ab Oktober.
TV SPIELFILM: Möchten Sie als Cordula Stratmann als Gast zu "Zimmer frei" eingeladen werden?
CORDULA STRATMANN: Oh Gott, ich weiß ja, was die dann für Spielchen machen.
Aber: Gern. Weil ich das Format "Zimmer frei!" immer noch gern mag. Jo. Klar.
TV SPIELFILM: Wer sollte die ultimative Lobhudelei auf Sie halten?
CORDULA STRATMANN: Müsste ich drüber nachdenken. Weiß ich nicht.
TV SPIELFILM: Wie sollte das Zimmer gestaltet sein, auf das Christine Westermann mit Ihnen gehen würde?
CORDULA STRATMANN: Ich verrate Ihnen mal, was die sich garantiert ausdenken: eine kleine "Schillerstraße"-Wohnung.
TV SPIELFILM: Wann erscheint Ihr zweites Buch, das Sie im letzten Jahr begonnen haben?
CORDULA STRATMANN: Oh je. Dieses Manuskript steht im Regal, aber ich komme nicht dazu. Früher scheiterte es an der Arbeit, jetzt an der komischen Tagesstruktur, die mein Sohn vorgibt. Es ist übrigens schon so viel fertig, dass das Material für eine ganze Lesung reicht. Eineinhalb Stunden kriege ich damit voll. Die Leute, die dabei zugehört haben, waren sehr erfreut und wollten alle, dass ich weiterschreibe. Ich will das ja auch und verspreche deshalb: Wenn mein Sohn in die Pubertät kommt, sitze ich bestimmt wieder am Schreibtisch.
Interview: Michael Scholten