Oliver Kalkofe (51) entschied sich, den Mund aufzumachen.
Gestern Abend [19. Dezember] war plötzlich in Berlin alles anders: Ein LKW raste in einen Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz - direkt neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, ein symbolträchtiger Ort. 12 Menschen haben bis dato ihr Leben verloren, 48 zum Teil schwer Verletzte liegen in den Krankenhäusern. Was tut man als Kabarettist, wenn man gerade zu diesem Zeitpunkt knapp 500 Meter entfernt auf der Bühne steht und dem Publikum einen lustigen Abend bescheren will? Oliver Kalkofe entschied sich zu bleiben, aber auch, das Drama nicht unkommentiert zu lassen.
"Ich entschied mich für die eine falsche oder richtige oder sowohl-als-auch-Variante, die Show dennoch weiterzuführen", schrieb er in einem langen Post auf Facebook. "Doch egal, ob es ein Terrorist, Asylant, politischer Aktivist, Glaubens-Täter welcher Religion auch immer oder einfach frustrierter Einzeltäter war - oder weder noch - falls es kein Unfall war, war es auf jeden Fall ein Idiot."
Verstehen kann man so eine Tat nicht, die Reaktionen, die teilweise darauf folgten, sowieso nicht. "Ich verachte ebenso blinde dumme Hetzer wie z.B. von der AfD ... Ekelhaft - ich schäme mich, mit solchen Menschen ein Land teilen zu müssen ... Ich schäme mich für einen sehr sehr großen Teil der Menschheit."
Die Hoffnung auf eine bessere, friedlichere Welt scheint wieder einmal in weite Ferne gerückt zu sein, doch Oliver Kalkofe will nicht aufgeben, will, dass wir alle nicht aufgeben. "Ich möchte meinen Glauben an den Sieg der Vernunft und der Menschlichkeit noch nicht komplett aufgeben und werde deshalb mit meinen bescheidenen Mitteln auch weiter gegen den wachsenden Wahnsinn und die zunehmende Verzweiflung an der menschlichen Rasse kämpfen ... Ich würde mich freuen, wenn Du mitmachst!"
Oliver Kalkofe steht mit Sicherheit nicht alleine da - er hat seine Mitstreiter und wird neue finden. Komiker Jan Böhmermann (35) und Olli Schulz (43) finden ähnliche Worte, wenngleich sie ihren Auftritt im Berliner Tempodrom gestern abgebrochen hatten. "Kommt sicher nach Hause. Verbreitet keine Gerüchte und hört nicht auf die Arschgeigen, die dieses schreckliche Ereignis jetzt für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren. Das ist nämlich das Allerletzte", erinnerte Jan Böhmermann laut 'Die Welt' an diesem Abend.
/Cover Media