Freiheit ist nichts, was einem in den Schoß fällt. Man muss sie sich erkämpfen. Keiner weiß das besser als Matthew McConaughey. Der 47-Jährige macht, was er will, und sagt, was er denkt. Sind alle in Hollywood gegen Trump, meint er, man müsse sich mit dem gewählten Präsidenten arrangieren. Jubeln alle über vegane Ernährung und Smoothies mit linksdrehenden Gojibeerenmolekülen, erklärt er den Erfinder des Cheeseburgers zum Gastrogenie.

Eigensinnig ist der Vater dreier Kinder auch, was die Auswahl seiner Rollen angeht. Wahrscheinlich hätte McConaughey noch jahrelang Millionengagen für Komödienflachware wie "Wedding Planner - Verliebt, verlobt, verplant" oder "Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen?" kassieren können. Stattdessen stellte er sich eines Tages die Frage, ob ihm in der Filmgeschichte der Platz des schönes Hohlkopfs genügt. Die Antwort ­lautete Nein. Auch weil er sich an seinen Vater ­erinnerte, der starb, als Matthew 23 Jahre alt war, und der ihm früh beigebracht hat, dass man ohne Risiko keinen Spaß hat: "Er hat in Diamanten­minen in Ecuador investiert, und als er dort hinflog, hat er festgestellt, dass es keine Diamanten gab. Aber so etwas war ihm ­lieber, als mit Langweilern Deals zu machen."

Sein Sohn hatte irgendwann auch von den Langweilern die Schnauze voll. Nach "Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen" (2009) sagte sein Agent konsequent jede Anfrage eines Hollywood-Studios für eine Romantic Comedy ab. Bis sich gar keiner mehr meldete. Acht Monate lang. Eine Zeit, in der McConaughey immer mal wieder auf ein Blatt Papier schaute, auf dem er sein neues ­Lebensmotto niedergeschrieben hatte: "Fuck the bucks, I'm going for the experience" ("Scheiß aufs Geld, ich will Erfahrungen machen").

Das Warten hat sich gelohnt. McConaughey bekam das, was er gesucht hatte: mehr Arbeit für ­weniger Geld in kleineren Filmen. Aber dafür solchen mit Anspruch. Wie der schräge Südstaaten-Thriller "The Paperboy" (2012) mit Nicole Kidman oder, Höhepunkt der Karriere des neuen McConaughey, "Dallas Buyers Club" (2013). Für seine Rolle als aidskranker Rodeoreiter hungerte er sich 21 Kilo ab und spielte sich die Seele aus dem Leib. Nie war ein Oscar verdienter.

Seitdem hat der gebürtige Texaner seinen festen Platz in der Champions League Hollywoods. Die erste Staffel der Serie "True Detective", ein in düsteren Farben gemaltes Crime-Mystery-Meisterwerk, machte Matthew McConaughey auch im Fernsehen zum Star. ­Gerade hat er fürs Kino "White Boy Rick", der in der Drogenszene Detroits spielt, abgedreht, "Sere­nity" über einen Fischer in der Karibik folgt.

Aktuell verkörpert er das Böse im wüsten Genre-Crossover "Der dunkle Turm" nach Stephen King. Was danach kommt, ist ungewiss. Vielleicht macht der ewig junge McConaughey dann was ganz anderes. Er wird für seinen lässigen Bohemian-Stil bewundert. Mode käme infrage.

Autor: Rainer Unruh