Unfälle, Schlägereien, Explosionen - das ist Hermann Johas Geschäft. Deutschlands Actionpapst ist mit seiner Produktionsfirma Action Concept ständig auf der Suche nach spektakulärem Konfliktstoff. Dazu sieht er sich jährlich Hunderte von Konzepten und Demofilmen an. Der überwältigende Teil wandert mangels Qualität in den Müll. Joha: "Nur weil man mal eine 3 plus im Erlebnisaufsatz hatte, kann man noch lange kein Drehbuch schreiben."

Bei dem Kurzfilm "Kampfansage", einer 10-minütigen Prügelei auf DVD, merkte Joha jedoch auf. Die drei Burschen, die sich da in schönster Bruce-Lee-Manier zerlegten, hatten Klasse. Für den Besten der drei, Mathis Landwehr, produzierte er zwei Spielfilme und ließ eine eigene Serie schreiben: "Lasko - Die Faust Gottes".

Lesetipp

Als kämpfender Mönch des fiktiven Ordens Pugnus Dei (Faust Gottes) haut Landwehr den Bösen auf die Finger. Besonders häufig ist das bei den Mitgliedern der Ares-Bruderschaft nötig, die von chronischen Weltbeherrschungsfantasien umgetrieben werden.

Wir machen keine Storys für das Goethe-Institut

"Actionmärchen" nennt RTL die Serie und erhebt so von vornherein keinen Anspruch auf Realitätsnähe. Oder besonders komplexe Geschichten. "Wir machen keine Storys für das Goethe-Institut", gibt Joha unumwunden zu. "Wir erzählen plakativ, das ist eben das Wesen von Actionstoffen."

Wichtig wird den Genrefans sein, dass es auf hohem Niveau kracht - und das ist bei "Lasko" der Fall. "Wir haben minutenlange Kampfsequenzen ohne jeden Schnitt," erklärt Faustbruder Landwehr. "So bekommt der Zuschauer ein Gefühl für die tatsächliche Schnelligkeit des Kampfes."

Derart anspruchsvolle Fightaction sei bisher noch nicht im deutschen TV zu sehen gewesen, fügt Landwehr (29) hinzu, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr kämpft und sich ebenso lange mit Martial-Arts-Filmen fortbildet. Doch auch Verfolgungsjagden und aufwendige Stunts wie die Notlandung eines Linienflugzeugs auf einer Landstraße kommen nicht zu kurz. Das wird nicht zuletzt die Fans der anderen Joha-Serie "Alarm für Cobra 11" freuen, auf deren Sendeplatz "Lasko" sieben Folgen lang ausgestrahlt wird.

Keine Kritik von Seiten der Kirche

Fast zwangsläufig denkt man bei den Stichworten
Kampfmönch und Fernsehen an die legendäre TV-Serie "Kung Fu" mit David Carradine. Damit hat "Lasko" aber wenig gemein. Das deutsche Format benutzt eher die Bilderwelt von Sakralthrillern wie "The Da Vinci Code". Die Gegner sind hier nicht rassistische Normalos wie beim Chinesen Caine, sondern katholische Würdenträger mit Büro im Vatikan.

Mit Kritik von Seiten der Kirche rechnet Ex-Ministrant Joha aber nicht. "Wir sind ganz klar fiktiv. Außerdem lebt Lasko streng nach den zehn Geboten. Wir halten das komplette Wertesystem der Kirche hoch."

Einträchtig sitzen Joha und Landwehr beim Interview nebeneinander, der König und sein Prinz. Sind sich einig, dass "Heat" von Michael Mann ein perfekter Thriller ist, dass Produzent Jerry Bruckheimer ("Fluch der Karibik") ein Mann ist, dem nachzueifern sich lohnt.

Sssst ... Rrrums! Sssst ...

Zwei große Jungs, in deren Köpfen es permanent kracht. Kann man überall Action machen? Auch hier, in diesem Restaurant? "Klar", sagt der frühere Kunstturner Landwehr, "hier könnte ich wunderbar die Wände hochlaufen. Dann Flickflacks über die Tische. Oder Tempo-Saltos". "Ich würde jeden einzelnen der Kronleuchter runterfallen lassen", assistiert Joha und spielt das lautmalerisch schon mal durch: "Sssst ... Rrrums! Sssst ... Und dann ab durch die Fensterscheibe auf die Straße!" Landwehr sagt nur: "Genau". Und seine Augen leuchten dabei.

Frank Aures