Luftschlösser. Um die ging es schon immer irgendwie bei Stieg Larsson. Als er noch ein idealistischer Journalist mit Geldsorgen war, der vormittags im Café am Laptop seine Krimis in die Tastatur hackte, erzählte er seinen Freunden und seiner Lebensgefährtin am Abend immer wieder, dass er eines Tages den großen Coup landen werde: einen Krimibestseller zu schreiben wie sein Landsmann, der Wallander-Erfinder Henning Mankell. Nicht wenige seiner Freunde hielten solche Sprüche damals für genau das: Luftschlösser.
Auf zehn Bücher hatte Larsson seine Politkrimisaga um den idealistischen Journalisten Mikael Blomkvist beim Investigativmagazin "Millennium" und die Hackerin Lisbeth Salander ursprünglich angelegt - wie schon Sjöwall/Wahlöö, die "Urahnen" des schwedischen Krimis, die zwischen 1965 und 1975 ihre Reihe um den schwedischen Kommissar Martin Beck in ebenfalls zehn Bänden erzählten.
Verblendung, Verdammnis, Vergebung - die deutschen Titel seiner Bücher muten fast biblisch an, und ähnliche Ausmaße hat die literarische Hinterlassenschaft des tragischen Bestsellerautors: 2287 Seiten nimmt das ein, was inzwischen weltweit als "Millen nium-Trilogie" bekannt und erfolgreich ist, die drei Verfilmungen kommen insgesamt auf 328 Minuten Länge. Im schwedischen Fernsehen läuft "Millennium" seit März 2010 in sechs Teilen, auch das ZDF, das als Co-Produzent beteiligt ist, wird die Filme ausstrahlen, voraussichtlich im nächsten Frühjahr.
Im ersten Teil "Verblendung" erhält der investigative Journalist Mikael Blomkvist das Angebot des Industriellen Henrik Vanger, die mysteriösen Umstände um das Verschwinden seiner Nichte Harriet vor fast vierzig Jahren aufzuklären. Um Blomkvists Background zu beleuchten, beauftragt Vanger eine Agentur, deren Mitarbeiterin Lisbeth Salander - eine stark tätowierte, zu sozialen Kontakten völlig unfähige, aber extrem begabte Hackerin - ein Profil über Mikael erstellt. Im weiteren Verlauf decken Mikael und Lisbeth, die kurz eine sexuelle Affäre haben, einen Sumpf aus Rechtsextremismus, Missbrauch und Mord in der Familie Vanger auf. "Verblendung" wurde von dem preisgekrönten dänischen Regisseur Niels Arden Oplev ("Der Traum") inszeniert.
"Verdammnis" und jetzt "Vergebung" drehte der schwedische TV-Routinier Daniel Alfredson. Und wenn ihm auch ein wenig die cineastische Finesse des Dänen fehlen mag, so zeigt sich erst mit dem dritten Film die Qualität seiner ursprünglich eigentlich nur fürs Fernsehen geplanten Arbeit: "Vergebung" ist die perfekte dramaturgische Ergänzung zu "Verdammnis" und liefert genau den Spannungsbogen, der manchem Kritiker dort angeblich fehlte. Es ist der krönende Abschluss eines echten Ausnahmethrillers, mörderisch spannend bis zum Schluss.
"Verdammnis" (ab 4.6. auf DVD) taucht tiefer ein in Lisbeths Vergangenheit, während sie zudem in Verdacht gerät, drei Menschen getötet zu haben. Auf einem abseits gelegenen Hof kommt es zum Showdown zwischen ihr und ihrem Vater, den sie einst als Fünfzehnjährige mit Benzin übergossen und angezündet hatte, um ihre Mutter zu schützen.
Der dritte Teil mit dem trügerischen Titel "Vergebung" setzt genau da wieder an: Mit einer Kugel im Kopf wird Lisbeth Salander (Noomi Rapace) per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. Auch ihr Vater, auf den sie mit einer Axt einschlug, lebt noch. Während Lisbeths Gesundung voranschreitet, bereitet die Justiz den Prozess gegen sie vor. Und es wird immer deutlicher, dass eine bestimmte Gruppe von Leuten innerhalb der Sicherheitspolizei und in den höchsten Positionen von Regierung, Justiz und Politik mit größter Energie daran arbeitet, dass Lisbeth zum Schweigen gebracht wird.
Mikael (Michael Nyqvist) sammelt inzwischen entlastendes Material und bittet seine Schwester Annika, Lisbeth als Anwältin zu vertreten. Schließlich tritt ihm sogar der Verfassungsschutz zur Seite. Doch der Staatsanwalt beauftragt mit dem entscheidenden psychologischen Gutachten ausgerechnet jenen Dr. Teleborian, der einst dafür sorgte, dass Lisbeth als Fünfzehnjährige in seine Klinik eingewiesen wurde - und sie dann dort missbrauchte.
"Luftslottet som sprängdes", so der schwedische Originaltitel des dritten Teils, lässt sich in etwa mit "das Luftschloss, das gesprengt wurde" übersetzen. "Vergebung", der deutsche Titel, klingt ungleich poetischer und versöhnlicher. Aber gesprengte Luftschlösser passen einfach besser zu Lisbeth Salander - und zu Stieg Larssons tragischer Geschichte.
Volker Bleeck
Auf zehn Bücher hatte Larsson seine Politkrimisaga um den idealistischen Journalisten Mikael Blomkvist beim Investigativmagazin "Millennium" und die Hackerin Lisbeth Salander ursprünglich angelegt - wie schon Sjöwall/Wahlöö, die "Urahnen" des schwedischen Krimis, die zwischen 1965 und 1975 ihre Reihe um den schwedischen Kommissar Martin Beck in ebenfalls zehn Bänden erzählten.
Verblendung, Verdammnis, Vergebung - die deutschen Titel seiner Bücher muten fast biblisch an, und ähnliche Ausmaße hat die literarische Hinterlassenschaft des tragischen Bestsellerautors: 2287 Seiten nimmt das ein, was inzwischen weltweit als "Millen nium-Trilogie" bekannt und erfolgreich ist, die drei Verfilmungen kommen insgesamt auf 328 Minuten Länge. Im schwedischen Fernsehen läuft "Millennium" seit März 2010 in sechs Teilen, auch das ZDF, das als Co-Produzent beteiligt ist, wird die Filme ausstrahlen, voraussichtlich im nächsten Frühjahr.
Im ersten Teil "Verblendung" erhält der investigative Journalist Mikael Blomkvist das Angebot des Industriellen Henrik Vanger, die mysteriösen Umstände um das Verschwinden seiner Nichte Harriet vor fast vierzig Jahren aufzuklären. Um Blomkvists Background zu beleuchten, beauftragt Vanger eine Agentur, deren Mitarbeiterin Lisbeth Salander - eine stark tätowierte, zu sozialen Kontakten völlig unfähige, aber extrem begabte Hackerin - ein Profil über Mikael erstellt. Im weiteren Verlauf decken Mikael und Lisbeth, die kurz eine sexuelle Affäre haben, einen Sumpf aus Rechtsextremismus, Missbrauch und Mord in der Familie Vanger auf. "Verblendung" wurde von dem preisgekrönten dänischen Regisseur Niels Arden Oplev ("Der Traum") inszeniert.
"Verdammnis" und jetzt "Vergebung" drehte der schwedische TV-Routinier Daniel Alfredson. Und wenn ihm auch ein wenig die cineastische Finesse des Dänen fehlen mag, so zeigt sich erst mit dem dritten Film die Qualität seiner ursprünglich eigentlich nur fürs Fernsehen geplanten Arbeit: "Vergebung" ist die perfekte dramaturgische Ergänzung zu "Verdammnis" und liefert genau den Spannungsbogen, der manchem Kritiker dort angeblich fehlte. Es ist der krönende Abschluss eines echten Ausnahmethrillers, mörderisch spannend bis zum Schluss.
"Verdammnis" (ab 4.6. auf DVD) taucht tiefer ein in Lisbeths Vergangenheit, während sie zudem in Verdacht gerät, drei Menschen getötet zu haben. Auf einem abseits gelegenen Hof kommt es zum Showdown zwischen ihr und ihrem Vater, den sie einst als Fünfzehnjährige mit Benzin übergossen und angezündet hatte, um ihre Mutter zu schützen.
Der dritte Teil mit dem trügerischen Titel "Vergebung" setzt genau da wieder an: Mit einer Kugel im Kopf wird Lisbeth Salander (Noomi Rapace) per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. Auch ihr Vater, auf den sie mit einer Axt einschlug, lebt noch. Während Lisbeths Gesundung voranschreitet, bereitet die Justiz den Prozess gegen sie vor. Und es wird immer deutlicher, dass eine bestimmte Gruppe von Leuten innerhalb der Sicherheitspolizei und in den höchsten Positionen von Regierung, Justiz und Politik mit größter Energie daran arbeitet, dass Lisbeth zum Schweigen gebracht wird.
Mikael (Michael Nyqvist) sammelt inzwischen entlastendes Material und bittet seine Schwester Annika, Lisbeth als Anwältin zu vertreten. Schließlich tritt ihm sogar der Verfassungsschutz zur Seite. Doch der Staatsanwalt beauftragt mit dem entscheidenden psychologischen Gutachten ausgerechnet jenen Dr. Teleborian, der einst dafür sorgte, dass Lisbeth als Fünfzehnjährige in seine Klinik eingewiesen wurde - und sie dann dort missbrauchte.
"Luftslottet som sprängdes", so der schwedische Originaltitel des dritten Teils, lässt sich in etwa mit "das Luftschloss, das gesprengt wurde" übersetzen. "Vergebung", der deutsche Titel, klingt ungleich poetischer und versöhnlicher. Aber gesprengte Luftschlösser passen einfach besser zu Lisbeth Salander - und zu Stieg Larssons tragischer Geschichte.
Volker Bleeck