Es will etwas heißen, wenn Schauspielerinnen wie Emma Watson oder die Oscar-nominierte Carey Mulligan ("An Education") brav Schlange stehen, um im US-Remake einer schwedischen Krimireihe die weibliche Hauptrolle spielen zu dürfen. Oder wenn für den Part des männlichen Hauptdarstellers Namen wie Johnny Depp oder Brad Pitt gehandelt werden.

An dem Stoff muss etwas dran sein. Und wer zweifelt daran, dass Stieg Larssons "Millennium-Trilogie" ein ebensolcher ist? Die drei Krimis um die eigenwillige Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace) und den unbequemen Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), die gemeinsam Fälle von Korruption, Missbrauch und Mord aufklären, haben sich als Buch bis heute rund 25 Millionen Mal verkauft.

Was auch am Personal liegt: Selten hat es in der Trivialliteratur eine so faszinierende Antiheldin gegeben wie Lisbeth Salander. Für die Verfilmungen stellte gerade sie eine hohe Hürde dar: Denn es erschien kaum möglich, eine geeignete Schauspielerin zu finden, die dem Charakter dieser eigenwilligen Frau mit ihren autistischen Zügen und ihrem flammenden Gerechtigkeitssinn gerecht werden könnte. Noomi Rapace schaffte es.

Michael Nyqvist als Mikael Blomkvist ist ein kongenialer Partner für Rapace, die mit einer Intensität und Verletzlichkeit spielt, dass man auch dann unbeirrt auf ihrer Seite bleibt, wenn sie die Gesetze missachtet - und das tut sie oft.

Die Kinofilme "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" fanden in Deutschland 1,6 Millionen Zuschauer. Die Filmrechte an den drei Romanen hat sich Jahre zuvor die schwedische Produktion Yellowbird gesichert. Das ZDF witterte die Gelegenheit rechtzeitig und beteiligte sich als Co-Produzent. So entstanden sechs Filme à 90 Minuten, also pro Roman eine Doppelfolge von knapp 180 Minuten, die als abgespeckte Fassungen in den Kinos liefen.

Die TV-Zuschauer kommen nun erstmals in den Genuss des ungekürzten Werkes, das rund 100 Minuten länger ist als der Kinodreier. Das ZDF zeigt ab 23. 1. auf dem bewährten Sonntagssendeplatz um 22 Uhr alle sechs Folgen plus eine Stieg-Larsson-Doku (23. 1., 23.30 Uhr), die sich der leidgeprüften Kindheit und Jugend des Schriftstellers widmet.

Und Anfang Februar erscheint ein neues DVD-Set mit dem "Extended Cut". Der schwedische Winter ist da - jetzt auch im Fernsehen.

Susanne Sturm