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Katja Riemann und Olli Dittrich schlüpfen für einen neuen Kinofilm in fünf verschiedene Masken

Ein Fall für Zwei

Sind sie's wirklich? Katja Riemann und Olli Dittrich über die Kunst der Verwandlung ("Die Relativitätstheorie der Liebe" - Kinostart: 26.5.)

Wenn zwei Perfektionisten aufeinandertreffen, kann das eine explosive Mischung, aber auch eine höchst beglückende Verbindung ergeben. In diesem Fall stimmte die Chemie. Beim Fotoshooting für TV SPIELFILM blieben Schauspielerin Katja Riemann und Komiker Olli Dittrich buchstäblich auf dem Teppich - vor Übermut und Ausgelassenheit. Hier sprechen sie über ihren Zwei-Personen-Episodenfilm Die Relativitätstheorie der Liebe, der von der kreativen Hochstimmung sehr profitiert, wie in unserer Kinokritik nachzulesen ist.

TV SPIELFILM: Wie kommt man auf die Idee, einen Film zu drehen, in dem zwei Schauspieler in je fünf Rollen schlüpfen?

Olli Dittrich Die Idee, dass ich die fünf Männer spielen könnte, entstand durch unsere Arbeit für die Media-Markt-Werbung. Da hat Regisseur Otto Alexander Jahrreiss gesehen, wie vielfältig sich ein Schauspieler verwandeln kann, großartig unterstützt durch einen Meister des Maskenbildnerhandwerks, und dass so etwas vielleicht auch den Sprung auf die Kinoleinwand schaffen könnte.

Katja Riemann Otto hat dem Drehbuch etwas voran­gestellt, das ich schön fand. Er sagte: "Kino kann auch Theater sein." Was er damit meint: Wir treffen eine Verabredung mit dem Publikum, die besagt, dass wir in unterschiedliche Rollen schlüpfen, und die Zuschauer lassen sich da­rauf ein. Wie man es jeden Abend im Thea­ter macht.

Gibt es für fünf Rollen auch fünfmal Geld?

Riemann (lacht) Na, das finde ich doch mal eine richtig gute Frage!

Also nicht?

Riemann Nö. Wieso grinst du denn jetzt so? War das bei dir etwa anders?

Dittrich Sicher. (extra­breites Grienen) Dafür war aber jede einzelne Gage kleiner, sodass ich in der Summe wieder auf die übliche Bezahlung gekommen bin.

Beim Film wird eigentlich nicht chronologisch gearbeitet. Gab es Tage, an denen Sie verschie­dene Figuren waren?

Riemann An manchen Tagen mussten wir zwischen den Rollen wechseln, das hatte natürlich mit den Motiven zu tun, aber grundsätzlich hat man sich bemüht, dass wir zumindest in den ersten Tagen zusammenhängend einen Charakter spielen konnten.

Manche Masken, wie die maus­graue Lebensmittelkontrolleu­rin Peggy oder der glatzköpfige Fahrlehrer Paul, verändern Ihre Gesichter komplett. Haben Sie die getestet?

Riemann Ich habe das tatsächlich ausprobiert und bin als Peggy einkaufen gegangen. Normalerweise kennen mich viele Menschen, ich ziehe mich gern schick an, da bleibt schon der ein oder andere Blick an mir hängen. Aber als Peggy hatte ich absolut meine Ruhe. Alle liefen an mir vorbei, keiner sah sich nach mir um. Herrlich.

Dittrich Weißt du noch, als wir in Neukölln gedreht haben, und dein Mann an den Set kam?

Riemann Das war lustig.

Sie waren Peggy?

Riemann Ja. Und mein Mann hat mich nicht erkannt.

Klassischer Trennungsgrund?

Riemann Ganz im Gegenteil, ich war sehr glücklich darüber.

Gibt es unter den fünf Rollen Charaktere, die sich leichter spielten als andere?

Dittrich Den Youssef habe ich von Anfang an geliebt. Ich mag dieses Gebrochene, Tragikomische, solche Charaktere sind mir sehr nahe. Youssef ist einerseits melancholisch, bisweilen unbeholfen, oft auch ritterlich, andererseits kann er aber, aufgrund seiner Herkunft, durchaus auch den dicken Max markieren.

Riemann Mich haben alle fünf Rollen gleichermaßen heraus­gefordert. Allerdings haben sich alle gewundert, dass es mir doch recht leicht gefallen ist, das Mauerblümchen Peggy zu spielen.

Dafür gibt's welche Erklärung?

Riemann Ich komme vom Land und war der klassische Außenseiter in der Schulgemeinschaft. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, nicht dazuzugehören und dadurch auch ein bisschen merkwürdig zu werden. Nicht miss­-ver­stehen! Man muss nicht zwingend aus eigener Erfahrung nachfühlen können, was man spielt, man muss ja auch niemanden ermordet haben, um einen Mörder spielen zu können, aber im Fall von Peggy waren gewisse persönliche Erlebnisse durchaus hilfreich.

Olli, Sie sind kein gelernter Schauspieler. Hatten Sie Angst, neben Katja Riemann nicht bestehen zu können?

Dittrich Am Anfang dachte ich tatsächlich, dass ich da nicht annähernd mithalten kann, und habe vor Drehbeginn wirklich manch schlaflose Nacht gehabt. Ich dachte immer, die Frau hat so viele tolle Filme auf dem Ast, und du kommst da jetzt mit deinen Verkleidungen angewackelt. Das kann ja gar nix werden.

Riemann Dabei ging es mir ganz genauso, weil ich wusste, Verkleidungen sind sein Metier, nicht meins.

Haben Sie das vor Drehbeginn miteinander klären können?

Riemann Haben wir. Kurz vor Drehbeginn habe ich Olli eine SMS geschickt, dass ich deshalb großen Schiss habe.

Dittrich Ich habe sie sofort angerufen, und wir haben ziemlich schnell festgestellt, dass unser Angstlevel auf dem gleichen Niveau ist. Das war lustig, denn wie in der Mathematik haben wir dann alles rausgekürzt, bis nur noch eins plus eins übrig blieb. Das besonders Zauberhafte an die­sen Dreharbeiten war übrigens, dass wir uns als Katja und Olli eigentlich gar nicht begegnet sind.

Riemann Nee. (lacht)

Dittrich Begegnet sind sich nur die Figuren. Mal kam morgens Paul an den Set, und Gabrie­la war da. Mal traf Youssef auf Peggy, dann wieder Steve auf Alexa. Meine Masken, zumindest die von Paul und Youssef, haben ja sehr lange gedauert, bis zu drei Stunden und länger, darum war ich morgens häufig der Erste und bin abends als Letzter vom Acker geturnt. So konnten Katja und ich uns auch nie auf den Sack gehen.

Susanne Sturm