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Ein Mann für alle Fälle

TIMBERLAKE IM KINO: INTERVIEW

HopeForHaitiNow Justin Timberlake
Musiker, Schauspieler, Golfer, Geschäftsmann: Justin Timberlake hat viele Talente Sony / BMG
Mit einem Interview im amerikanischen "Playboy" schockierte Justin Timberlake seine Fans. Nein, es war nicht sein Bekenntnis zum Kiffen oder dass er als Kind die Schule schwänzte, um ans Set von "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" zu fahren. Es war die Aussage "Musik ist im Moment nicht meine Priorität."

Seit fünf Jahren hat der Mann, dessen ersten beiden Soloalben sich 20 Millionen Mal verkauften, kein neues Album rausgebracht. Und ein Ende der Auszeit ist nicht in Sicht. Er hat aber nicht etwa die Musik aufgegeben. "Ich habe nur angefangen, andere Dinge zu tun."
Wie die Schauspie­lerei. Seit Timberlake 2005 mit "Edison" seinen ersten Kinofilm drehte, hat ihn der Schauspielvirus gepackt. Bereits für "Alpha Dog" erntete er positive Kritiken, und auch im gefeierten "The Social Network" leistet der 30-Jährige erstklassige Arbeit als dandyhafter Web-Entrepreneur. Aktuell läuft seine Sexkomödie "Freunde mit gewissen Vorzügen" im Kino.

Komödiant und Skandalfigur

Die Zweitkarriere verdankt der gebürtige Südstaatler auch der Kultcomedy "Saturday Night Live". 2003 führte Timberlake erstmals als Gastgeber durch die Show und war eine Sensation: Sketche mit ihm verbreiteten sich im Internet wie ein Lauffeuer und schufen die Grundlage für den Berufswechsel des Tausendsassas. "Ich habe einfach gesehen, dass ich außer Musik noch was anderes kann", sagt der Star in gewohnter Lakonie.

Dabei hätte die Glückssträhne um ein Haar abrupt geendet. In der Halbzeitshow des Superbowls 2004 riss Timberlake pünktlich zur Textzeile "I'm gonna have you naked by the end of this song" Janet Jackson ein Stück Stoff vom Leib - und das an äußert sensibler Stelle.

"Nipplegate" sorgte für einen Schrei der Entrüstung im puritanischen Amerika. Janet Jacksons Karriere war im Eimer, und Live-Übertragungen gehen dank Timberlake nur noch mit Zeitverzöge­rung über den Äther. Doch der Skandal perlte an ihm ab. Er entschuldigte sich, gab sich als Opfer, weil er davon ausging, ein Bustier offenzulegen - und versteckte sich vor der Öffentlichkeit.

Justin Timberlake

Ich sah, dass ich außer Musik noch was anderes kann

Kein leichtes Unterfangen für jemanden, der den Boulevardmedien Vorlagen wie das Video zu "Cry Me a River" lieferte, in dem er seine gescheiterte Romanze mit Britney Spears vor aller Augen ausschlachtete. Und auch seine Beziehungen mit Cameron Diaz und Jessica Biel halfen ihm nicht gerade, Anonymität zu wahren.

Timberlakes Zufluchtsort ist der Golfplatz. Sein Vater brachte ihm den Sport bei, als er zehn war. Auch daraus wurde Besessenheit. Kaum hatte er 2002 nach langer Pause wieder den Schläger in der Hand, engagierte Timberlake den Ex-Trainer von Tiger Woods, plante seine Konzerte nach den Wetterbedingungen, veranstaltet seit 2007 sein eigenes Profiturnier und steckte 20 Millionen in die Restaurierung eines Golfplatzes in seiner Heimat.

"Mirimichi" nannte er den ökologisch vorbildlichen Court - fröhlicher Rückzugsort. "Hier kann ich meine Batterien wieder aufladen", sagte Timberlake bei der Eröffnung - vielleicht sogar für ein neues Album.

Rüdiger Meyer