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Jim Carrey: "Komiker sind unter­einander fast wit­ziger als auf der Bühne."

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Die gescheiterten Schicksale des Goldie's Comedy Club Sky

Von einer Serie über Stand-up-Comedy würde man erwarten, vor Lachen am Boden zu liegen - besonders wenn mit Jim Carrey ein Vollblutkomiker zu den Produzenten gehört. Doch "I'm Dying up Here" geht in eine völlig andere Richtung...

Von einer Serie über Stand-up-Comedy würde man erwarten, vor Lachen am Boden zu liegen - besonders wenn mit Jim Carrey ein Vollblutkomiker zu den Produzenten gehört. Doch "I'm Dying up Here" geht in eine völlig andere Richtung. Denn der Titel bezieht sich nicht etwa auf die Zuschauer, die vor Lachen sterben. Sondern auf die Comedians, die innerlich tot sind.

In den 1970ern kabbeln sich die Comedians um Zeit auf der Bühne im Club von Goldie Her­schlag (Melissa Leo) in Los An­geles. Denn Goldie besitzt den Schlüssel zum Comedyparadies: einen Auftritt in der "Tonight Show" mit Johnny Carson. Die meisten von ihnen warten seit Jahren auf diese Chance und wer­ den sie nie bekommen. Schließlich strömen Comedians aus dem ganzen Land nach L. A. Wie das Bostoner Duo Eddie (Michael Angarano) und Ron (Clark Duke), die bei einem Kollegen im Kleiderschrank wohnen, die unterschätzte Blondine Cassie (Ari Graynor) oder der Afroamerika­ ner Adam (RJ Cyler).

Die Stand­-up-­Nummern sind nur bedingt witzig, der Humor der 70er ist nicht ganz up to date. Erst wenn die Comedians hinter der Bühne einander überbieten, kommt Humor ins Spiel. Berüh­rend ist es aber zu sehen, dass es oft zum Weinen ist, wie Texte zum Lachen entstehen.

Fazit: Ernüchternder Blick hinter die Kulissen des Humors
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Wie war es, als Comedian in den 70ern zu arbeiten?

Wir waren geprägt von Vietnam und Nixon. Es war eine intensive Zeit, und das führte dazu, dass wir eine neue Einstellung entwickelten. Wir hatten das Bedürfnis, uns auszudrücken und provokante Dinge zu sagen. Es hat die Comedy verändert.

Wie kamen Sie da­ rauf, eine Serie da­rüber zu drehen?

Ich wollte schon lange etwas über diese Ära machen. Damals war die "Tonight Show" das, was dich zum Star machen konnte. Und wir alle wurden von diesem Fixstern angezogen.

Wann waren Sie das erste Mal in der "Tonight Show"?

Ich bin eigentlich nur nach Los Angeles gekommen, weil ich dachte, ich würde in der "Tonight Show" auftreten. Ich war eine große Nummer in Toronto, und sie luden mich ein. Kurz zuvor trat ich im Comedyclub The Improvisation auf. Ich hatte eine schlechte Nacht, und sie luden mich wieder aus. Sechs Monate später durfte ich dann doch noch kommen, weil ich eine TV-Serie zu bewerben hatte.

Haben Sie noch mehr Teile Ihrer eigenen Biografie einfließen lassen?

Der Kleiderschrank (in Amerika ein winziges Zimmer als begehbarer Schrank), in dem Ron und Eddie wohnen, das kommt von mir. Ich traf jemanden, der mir anbot, in seinem Kleiderzimmer zu leben. Am ersten Morgen wachte ich auf, und in der Küche steht dieses bildschöne Mädchen, das unten ohne Schinken anbrät. Ich blieb ein Jahr.

Wollten damals wirklich alle ins Fernsehen?

Absolut. Selbst Andy Kaufman oder Bob Saget haben immer wieder bei "Herzblatt" oder "Geh aufs Ganze" mitgemacht. Sie sind in jede TV-Show rein, um sich zu präsentieren und etwas Geld zu machen. Es fällt auf, dass die Komiker unter­einander fast wit­ziger sind als auf der Bühne.

War das wirklich so?

Wissen Sie, oft ging es uns gar nicht darum, wer auf der Bühne am witzigsten war. Es ging darum, wer in der Bar oder auf dem Parkplatz die Nase vorn hatte. Das war uns Komikern am wichtigsten. Und die Serie fängt dies toll ein.

Wurden viele Witze gestohlen?

Ja, aber vorwiegend von Radiomoderatoren. Ich erinnere mich an eine Nacht, als ein Typ Roseanne Barrs Witze mitschrieb. Und er wurde aufgebockt.

Aufgebockt?

Eine Gruppe besorgter Bürger nahm sich ihn zur Brust. Mehr kann ich nicht sagen.
Trailer "Im Dying Up Here"