Anschlagswarnungen im Wochenrhythmus. Nach Jahren vermeintlicher Sicherheit ist der islamistische Terror offenbar wieder in Europa angekommen. Passgenau zum Thema zeigt Sat.1 am 16. November den bereits vor einem Jahr produzierten TV-Film "Die Frau des Schläfers".

Yvonne Catterfeld spielt darin die junge Ehefrau Karla Ben Yakin, der durch den Bundesnachrichtendienst eröffnet wird, dass ihr aus dem Libanon stammender Mann Zaid ein "Schläfer" ist, der in Deutschland nur auf seinen "Auftrag" gewartet hat. Als dieser Auftrag dann kommt, verschwindet er mit ihrem gemeinsamen kleinen Sohn über Nacht in seine Heimat, um diesen zu einem streng gläubigen Muslim zu erziehen.
Entgegen allen Warnungen reist Karla hinterher. Um als Europäerin nicht aufzufallen, lässt sie ihr Gesicht unter einem Tschador verschwinden...

TV SPIELFILM: Sie spielen eine deutsche Christin, die wiederum in eine Rolle schlüpft, um unter Muslimen unerkannt zu bleiben.

YVONNE CATTERFELD Es war die völlige Verwandlung von blond und blauäugig zu schwarzhaarig mit braunen Augen. Manchmal saß ich bereits am Set, wurde aber von den Kollegen nicht erkannt. Ich mag es, mir die Rollen auch wirklich "anzuziehen". Mit den braunen Kontaktlinsen war es für mich allerdings nicht so ganz einfach: Ich musste eine Stunde früher in die Maske.
Viele Szenen wurden in Marokko gedreht. Haben Sie Einblicke in die islamische Kultur gewonnen?

YVONNE CATTERFELD Wir haben in einer streng religiösen Gegend nahe Erfoud gedreht. Frauen waren dort zum Teil völlig verschleiert. Ich könnte in einem solchen Umfeld nicht leben, aber dieses Land zieht mich trotzdem magisch an - diese Herzlichkeit, Wärme und Ehrlichkeit. Es ist allerdings eine Männerwelt. Wir hatten eine Maskenbildnerin vor Ort, die versucht, etwas moderner zu sein. Sie hat es schwer, selbst in ihrer Familie.

Wurden Sie von der Aktualität überrascht, als unlängst die USA und England Terrorwarnungen für Europa ausgaben?

YVONNE CATTERFELD Es war schon so, dass wir dachten: Hui, das ist ja wirklich sehr aktuell. Es ist kein ausgesprochen politischer Film, aber sicherlich ein gesellschaftlich relevantes und brisantes Thema, es geht um eine interreligiöse Ehe und die starken emotionalen Konflikte, die daraus resultieren.
Um Klischees zu vermeiden, wurde beim Drehbuch in Abstimmung mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland zusammengearbeitet ...

YVONNE CATTERFELD Das war auch für mich irgendwie beruhigend, ich bin ja nur Schauspielerin und mache hier keine Politik. Es geht mir nicht darum, mich für eine Seite stark zu machen. Mein Job ist es, etwas glaubhaft rüberzubringen.

Laut einer aktuellen Umfrage haben 47 Prozent der Deutschen Angst vor Terroranschlägen. Sie auch?

YVONNE CATTERFELD Ich sehe nicht überall potenzielle Attentäter. Für meinen Schauspielkollegen David Hamade, der für den Film einen Vollbart trug, war es eine andere Erfahrung. Wie die Leute am Flughafen auf ihn reagiert haben, das war schon bedrohlich. Wenn es aktuelle Terrorwarnungen wie unlängst gibt, beschäftigt mich das wie alle Menschen. Wir können von Glück reden, dass bei uns noch nichts passiert ist.

Heiko Schulze

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