.

"WikiLeaks - Geheimnisse und Lügen"

Der unheimliche Enthüller

Wikileaks-Guru Julian Assange steht für Transparenz. Aber das Rätsel um seine Person löst auch eine Arte-Doku (DI, 14.2.) nicht

Er spricht leise, aber seine Worte haben Gewicht. Julian Assange hat mit seiner Internet-Plattform Wikileaks die Weltmacht USA vorgeführt. Seit der Veröffentlichung geheimer militärischer Dokumente ist er für die einen ein Held und für die anderen ein Verräter.

Was treibt den Mann an, sich mit Regierungen und Geheimdiensten anzulegen? Schon als Teenager war der heute 40-Jährige von Computern fasziniert. Mit 20 hackte er in seiner Heimat Australien das Hauptterminal des Telekommunikationsanbieters Nortel in Melbourne - und wurde erwischt.

Wenig später war der junge Vater in einen Streit um das Sorgerecht für seinen Sohn verwickelt. Assange forderte Mitarbeiter der Kinderschutzbehörde auf, ihm anonym Informationen aus dem Inneren der Bürokratie zuzuspielen. Mit Wikileaks hat Assange den Geheimnisverrat auf ein neues Level gehoben.

Gleich geblieben ist seine cyber-anarchistische Grundhaltung, die er 2006 in dem Aufsatz "The nonlinear effects of leaks on unjust systems of governance" (online auf der Website von cryptome.org verfügbar) formuliert hat: Lecks zwingen autoritäre Organisationen, ihre interne Kommunikation zu reduzieren, was wiederum ihr Funktionieren und ihre Macht beeinträchtigt.

Das Problem: Assange sieht überall autoritäre Strukturen, auch in den Medien, mit denen er bei der Veröffentlichung von Dokumenten zusammenarbeitet. Journalisten der britischen Tageszeitung "The Guardian" schildern ihn in der Arte-Doku als unberechenbar. So ist bis heute unklar, ob die 2010 gegen ihn erhobene Anklage wegen Vergewaltigung auf Tatsachen beruht oder ein Trick der CIA ist, um seine Auslieferung in die USA zu erzwingen. Assange bleibt ein
Rätsel.

R. Unruh