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VOX-Show

5 Gründe für den Erfolg von "Sing meinen Song"

Singen und singen lassen, dazu Tränen, Terz und tolle Typen - warum gucken alle "Sing meinen Song"? Wir haben fünf Gründe für den Erfolg des Formats.

1. Der Lagerfeuer-Effekt

Gibt es einen besseren Platz für so ziemlich alles von schlecht gestimmten Gitarren bis Mundharmonika-Soli, von Familienaufstellung bis zu tränenreichen Geständnissen, harte Drinks, weiche Herzen, peinliche Versprecher, gehaltene oder gebrochene Versprechen als eine Runde ums Lagerfeuer? Gut, die Kübel mit den brennenden Scheiten stehen bei "Sing meinen Song" immer etwas abseits, dennoch - gefühlt sitzt man hier am Lagerfeuer, lässt es menscheln, lässt die Hosen runter, die Sau raus. Urschrei-Therapie, Ausdruckstanz, Oberton-Musik - nichts ist hier unmöglich. Schlafentzug und fern der Heimat tun ihr übriges, Bierchen und Mische oben rein, fertig ist die Versuchsanordnung für potentielle Peinlichkeiten und chronische Gänsehaut. Lena weiß, wovon die Rede ist. Und gesungen wird ja auch noch!


2. Der Was-macht-eigentlich-Faktor

Irgendwo müssen sie ja hin, die Yvonne Catterfelds, Moses Pelhams, Kellys, Sashas, wenn die Zuschauerreihen in den Mehrzweckhallen sich lichten, irgendwo muss die Musik weiterspielen, also lädt man die dankbar gewordenen Ex-Megaseller zur Wellness-Karaoke nach Südafrika. Lässt die Tanzbären tanzen, die Barden trällern und wer weiß - vielleicht schiebt das die Karriere doch nochmal in den dritten Frühling, auf die nächste Tour, zurück in die Charts. Wer würde es ihnen nicht gönnen? Allemal besser als das Dschungelcamp.


3. Karaoke wirkt

Die gesanggewordene Win-Win-Situation überhaupt: KA-RA-OKE. Ist es gut, macht es Aaaah! Ist es schlecht, macht es Aaaargh! Nur kalt lässt es keinen. Nun zählt das Ensemble auf der Bühne des "Sing meinen Song"-Stelldicheins durchaus zu den besseren "Karaoke"maschinen" und das gesangliche Grundtalent ist bei Nena & Co. möglicherweise höher einzuschätzen als beim durchschnittlichen Schlagermovers, das Prinzip jedoch ist dasselbe: Licht aus, Spot an, Musik ab - ein Samy Deluxe, der Baps "Kristallnacht" als Rap-Gassenhauer mit Cher/I Believe-Vocoder abschmeckt - das muss man erstmal bringen. Stößchen!

4. Moses macht den Unterschied

So schlecht kann der Vortrag gar nicht sein, dass Moses Pelham, der rundliche Rödelheimer, danach nicht zur Ein-Mann-La-Ola wird. Toll! Mega! Hammer! Brutal geil! Das Curvy Popmodel unter den Sing-meinen-Song-SängerInnen britzelt innerlich wie ein Zweitliga-Coach im Abstiegskampf. Es geht um alles oder nichts. Mindestens. Dass in "seiner" Sendung, sieht man einmal von Cassandra Steen ab, fast alle am Pelhamschen Ouevre scheitern - so what. Wo Ex-Zögling Naidoo nur einen larmoyanten Schultergruß bietet, da gibt es von Moses gleich die breite Brust. Solche Typen braucht das Format.

5. Prinzip Hoffnung

Vielleicht, ganz vielleicht, gibt es sie ja doch noch irgendwann - die Sendung, die sich nicht auf Nummer sicher bei den Forsters, Meyles, Louisans bedient, sondern das Sofa in Südafrika mal mit etwas abseitigeren Adepten, Indie-Institutionen, Punk-Pionieren bevölkert. Blixa Bargeld singt "Schweineherbst" von Slime, Fehlfarbens Peter Hein schimpft sich durch Tocotronics "Sag alles ab" und Helge Schneider streift Caspers "Ascheregen" das Jazz-Kleid über - meine Herren, das wäre mal eine Sendung.
Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Autor: Ingo Scheel