Lange konnte Til Schweiger seinen Rekord nicht halten. Als TV-Ermittler Nick Tschiller hatte er am Ende seines zweiten Falls "Kopfgeld" vom 9. März einen Bodycount von 19 Leichen. Mit 47 Krimitoten hatte Ulrich Tukur als Frankfurter Ermittler Murot noch im selben Jahr mehr als doppelt so viele Opfer auf der Uhr. In Krimideutschlands Großstädten geht die Mordrate steil nach oben.

Die Fülle von Regionalkrimis zeigt ein ähnliches Bild für die ländlichen Gegenden - überall Mörder und Ermittler. Norddeutschland mit Küste und den Inseln ist momentan besonders auf dem Vormarsch.

Dass Fernsehen nicht der Realität entspricht, weiß jeder. Aber wie sehr sich Krimifiktion und offizielle Verbrechensstatistik unterscheiden, ist schon bemerkenswert. "Seit etwa 10 Jahren wächst die Diskrepanz zwischen dem, was sich in der Wirklichkeit abspielt, und dem, was uns die Medien präsentieren.

Nicht nur in den Spielfilmen und Serien, sondern auch in den Nachrichten, die viele gute Entwicklungen verschweigen", sagt Professor Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Pfeiffer war von 2000 bis 2003 niedersächsischer Justizminister. Eine dieser guten Entwicklungen ist die stark rückläufige Mordrate.

647 Menschen wurden in Deutschland 2013 ermordet. 1993 waren es mit 1299 noch doppelt so viele. Im internationalen Vergleich steht das Land nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem Faktor von 0,7 Morden pro 100 000 Einwohner fast ganz am Ende der Liste. Sicherer ist es in Österreich und der Schweiz. In Russland liegt der Faktor bei 10, das statistisch gefährlichste Land der Welt, Honduras, bringt es auf 90,4 Taten unter 100 000.

Die Mordrate sinkt, nur nicht im TV

"Es gibt keinen Zweifel, dass die Brutalität in Deutschland deutlich abnimmt, aber die Wahrnehmung ist völlig anders", sagt Pfeiffer. So seien etwa in den Siebzigerjahren noch 40 bis 60 Sexualmorde begangen worden, 2013 nur noch
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Sebastian Milpetz, Frank I. Aures