Draculas Erben
Ringelpiez mit Anfassen: Die Serie "The Vampire Diaries" nutzt die Gunst der Teenies und bestätigt den Trend zum braven Blutsauger.
Mütter sollten sich Sorgen machen: Ihre Töchter schwärmen für Vampire, diesen Inbegriff der Nacht, des Lasters und der Sünde! In alle Zeiten waren die Herren der Särge verführerisch-dekadente Aristokraten wie Christopher Lee in "Dracula" oder lüsterne Dandys à la Tom Cruise in "Interview mit einem Vampir". Schon die Vorlage von Bram Stoker aus dem Jahr 1897 war erotisch aufgeladen. Und was machen die Mütter? Sie begleiten ihre Kids bereitwillig ins Kino und auf Fan-Events rund um Kultvampir Edward Cullen. Und nun können sie auch noch gemeinsam fernschauen: Ab Januar zeigt Pro 7 "The Vampire Diaries".
Die Serie basiert auf der Romanvorlage von L. J. Smith aus dem Jahr 1991, erzählt im Prinzip dieselbe Geschichte wie "Twilight": Ein sterbliches Mädchen verliebt sich in ihren Mitschüler. Der entpuppt sich als Vampir, doch zum Glück ist er einer von den Guten. Mit der Ansiedlung der Blutsauger im Highschoolmilieu erschlossen sich Smith und später "Twilight"-Autorin Stephenie Meyer eine Fangemeinde, die für ordentlich Umsatz sorgt. Nicht nur bei Büchern und im Kino, wo die beiden "Twilight"-Filme knapp eine Milliarde Dollar Umsatz machten: In den USA ist der Verkauf von blassem Puder seit "New Moon" um 200 Prozent gestiegen, die Modezeitschrift "Vogue" hat bereits für 2009 den "Twilight"-Stil zum neuen Fashiontrend erklärt. Warum Teenager so fasziniert sind von der Konstellation "Mädchen liebt Vampir"? Sie bietet alles, was ein pubertierendes Girlieherz begehrt: Romantik, Magie und Liebe über den Tod hinaus.
Kein Sex vor der Ehe
Sex dagegen wird ausgespart. Der prüde Vampirkosmos der Mormonin Stephenie Meyer kommt nicht zuletzt deshalb so gut an, weil er der sexuell eher unerfahrenen Zielgruppe suggeriert, dass Jungs eben nicht immer nur das eine wollen. Das Motto "Kein Sex vor der Ehe" stößt zumindest in Amerika auf Begeisterung. Zahm und züchtig sind sie, die modernen Vampire. So wird aus dem Schrecken aller Jungfrauen der perfekte Schwiegersohn. Tageslicht, Kruzifix und Knoblauch stört sie schon lange nicht mehr. Stattdessen gehen sie zur Schule und hängen sich Kreuze über die Tür. Im nicht ganz so prüden Deutschland erklärt sich Friedhelm Schneidewind, Dozent und führender Vampirologe im Land, den Hype anders: "Die Jugendlichen lieben die Geschichten, weil sie so schön sind, und nicht, weil sie die Idee teilen. Sie sind kein Vorbild, sondern interessant in ihrer Fremdartigkeit."
Dass die blutsaugenden Untoten gerade jetzt Hochkonjunktur haben, hat aber noch einen anderen Grund: "Vampire tauchen vor allem in Umbruchzeiten auf. Während der Finanzkrise passt das Sujet des Aussaugens doch perfekt", erklärt Schneidewind. Der Vampir ist eben ein Profi in Sachen Anpassung. Wie kein anderes Monster spiegelt er die gesellschaftlichen und sozialen Missstände seiner Zeit wider. Kein Zufall, dass in der erfolgreichen US-Serie "True Blood" nach den Romanen von Charlaine Harris den Spitzzähnen offen mit Fremdenhass und Ausgrenzung begegnet wird - die Bücher entstanden während der George-W.-Bush-Ära, nur wenige Jahre nach den Anschlägen auf das Word Trade Center am 11. September 2001.
Harmlose Blutsauger
Letztendlich sind die ehemals so geheimnisvollen Vampire im Alltag angekommen. Mit der Mythologie ist auch der Schrecken verschwunden. "In Horrorgeschichten entsteht die Gefahr aus dem Übernatürlichen heraus. In ‚Twilight‘ ist alles erklärt. Das macht die Vampire ein Stück harmloser", sagt Schneidewind. Stattdessen verkörpern die Blutsauger immer öfter das Gute, werden gar zu Beschützern und zu Helden. Das ist quasi ihr Tagesgeschäft. Vor diesen Untoten braucht niemand Angst zu haben. Wie einst der Wolf sind auch die Schattenwesen der Nacht domestiziert.
Viel beängstigender sind dagegen die hysterischen Teenies, die Edward-Slips tragen, sich beim Anblick ihres Stars Robert Pattinson in den Hals ritzen und auf den ersehnten Liebesbiss hoffen. Aber im Gegensatz zu Vampiren werden die ja auch mal älter.
Stefanie Kimler
Kein Sex vor der Ehe
Sex dagegen wird ausgespart. Der prüde Vampirkosmos der Mormonin Stephenie Meyer kommt nicht zuletzt deshalb so gut an, weil er der sexuell eher unerfahrenen Zielgruppe suggeriert, dass Jungs eben nicht immer nur das eine wollen. Das Motto "Kein Sex vor der Ehe" stößt zumindest in Amerika auf Begeisterung. Zahm und züchtig sind sie, die modernen Vampire. So wird aus dem Schrecken aller Jungfrauen der perfekte Schwiegersohn. Tageslicht, Kruzifix und Knoblauch stört sie schon lange nicht mehr. Stattdessen gehen sie zur Schule und hängen sich Kreuze über die Tür. Im nicht ganz so prüden Deutschland erklärt sich Friedhelm Schneidewind, Dozent und führender Vampirologe im Land, den Hype anders: "Die Jugendlichen lieben die Geschichten, weil sie so schön sind, und nicht, weil sie die Idee teilen. Sie sind kein Vorbild, sondern interessant in ihrer Fremdartigkeit."
Dass die blutsaugenden Untoten gerade jetzt Hochkonjunktur haben, hat aber noch einen anderen Grund: "Vampire tauchen vor allem in Umbruchzeiten auf. Während der Finanzkrise passt das Sujet des Aussaugens doch perfekt", erklärt Schneidewind. Der Vampir ist eben ein Profi in Sachen Anpassung. Wie kein anderes Monster spiegelt er die gesellschaftlichen und sozialen Missstände seiner Zeit wider. Kein Zufall, dass in der erfolgreichen US-Serie "True Blood" nach den Romanen von Charlaine Harris den Spitzzähnen offen mit Fremdenhass und Ausgrenzung begegnet wird - die Bücher entstanden während der George-W.-Bush-Ära, nur wenige Jahre nach den Anschlägen auf das Word Trade Center am 11. September 2001.
Harmlose Blutsauger
Letztendlich sind die ehemals so geheimnisvollen Vampire im Alltag angekommen. Mit der Mythologie ist auch der Schrecken verschwunden. "In Horrorgeschichten entsteht die Gefahr aus dem Übernatürlichen heraus. In ‚Twilight‘ ist alles erklärt. Das macht die Vampire ein Stück harmloser", sagt Schneidewind. Stattdessen verkörpern die Blutsauger immer öfter das Gute, werden gar zu Beschützern und zu Helden. Das ist quasi ihr Tagesgeschäft. Vor diesen Untoten braucht niemand Angst zu haben. Wie einst der Wolf sind auch die Schattenwesen der Nacht domestiziert.
Viel beängstigender sind dagegen die hysterischen Teenies, die Edward-Slips tragen, sich beim Anblick ihres Stars Robert Pattinson in den Hals ritzen und auf den ersehnten Liebesbiss hoffen. Aber im Gegensatz zu Vampiren werden die ja auch mal älter.
Stefanie Kimler
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