Dreihundert Prozent: So eine Gehaltserhöhung würden selbst knallharte Gewerkschaften in ihren wildesten Träumen nicht fordern. Doch genau das taten Jim Parsons, Kaley Cuoco und Johnny Galecki alias Sheldon, Penny und Leonard aus der Physiker-Sitcom "The Big Bang Theory".

Mit der Schlussfolge der siebten Staffel endeten auch ihre Verträge, die ihnen pro Episode
350 000 Dollar garantierten. Um einen größeren Teil vom Profit zu bekommen, blieb das Trio im Juli den ersten Leseproben zur achten Staffel fern und drohte damit, die Dreharbeiten platzen zu lassen.

Was nach Erpressung klingt, ist in den USA Teil des Tagesgeschäfts: So reichte 2012 die Besetzung von "Modern Family" Arbeitsrechtsklage vor einem Gericht in Los Angeles ein, bevor man sich gütlich auf eine Gehaltsaufbesserung einigte.
Der Grund für die Streitigkeiten liegt in den enormen Einnahmen, die eine Erfolgsserie, speziell eine Sitcom, einfährt. Spätestens wenn die Marke von 100 Folgen überschritten wird, verkaufen die Produzenten in den USA die Zweitverwertungsrechte an regionale und Kabelsender - für beträchtliche Summen. Zwei Millionen Dollar wurden 2010 für jede Folge "The Big Bang Theory" fällig - Tendenz steigend.

Hinzu kommen die gigantischen Werbeeinnahmen für den US-Sender CBS. Mit 30-Sekunden-Preisen von 326 000 Dollar ist die Sitcom nach den Übertragungen vom American Football der profitabelste Sendeplatz von CBS: Pro Jahr generiert der Spaß so direkt 130 Millionen Dollar an Umsatz - und indirekt noch viel mehr.

Weil die Comedy mit 20 Millionen Zuschauern die erfolgreichste Serie der USA ist und fast doppelt so viel Publikum anlockt wie die zweitpopulärste Sitcom "Modern Family", hat "The Big Bang Theory" eine unglaubliche Bedeutung als Anschubhilfe für das Nachfolgeprogramm. Eine gar nicht genug zu würdigende Funktion, besonders da die beiden anderen Erfolgs-Sitcoms von CBS, "How I Met Your Mother" und "Two and a Half Men", eingestellt sind oder werden.

Zählt man diese Faktoren zusammen, wirken die 300 Millionen Dollar für drei weitere Staffeln mit Parsons, Galecki und Cuoco wie Peanuts oder - um in der Sprache der "Big Bang"-Physiker zu bleiben - wie Atome. Denn was eine Sitcom auf lange Sicht wert sein kann, zeigt das Beispiel "Seinfeld". Seit die Serie 1998 eingestellt wurde, hat sie noch drei Milliarden Dollar an Einnahmen generiert.

Rüdiger Meyer

The Big Bang Theory
MO, 8.9., Pro 7, 21:10 Uhr