Drei Wochen verbrachte Robert Stieglitz nach der unerwarteten Niederlage gegen Arthur Abraham am 25. August 2012 in seiner Heimatstadt Magdeburg. Dann machte der russlanddeutsche Boxer Urlaub, um Abstand zu gewinnen. Erholsam kann sein erster Trip als ehemaliger WBO-Champ im Supermittelgewicht nicht gewesen sein - mit lädierter Schlaghand und angeknackstem Ego. Einziger Trost für den diplomierten Sportlehrer: Sein Promoter Ulf Steinforth hatte für den Fall der Fälle im Vorfeld einen Rückkampf mit Sauerland Event, dem Boxstall von Herausforderer Abraham, vereinbart.

Nach erfolgreich verlaufener Hand-OP und knüppelharter Vorbereitung (siehe unten: Leiden für den Titel) ist es nun so weit: Am 23. März steht Stieglitz Abraham erneut gegenüber. Diesmal nicht in Berlin, wo Abraham residiert, sondern in der Magdeburger GETEC-Arena. "Robert hat Mut bewiesen und ist quasi in meinem Wohnzimmer gegen mich angetreten", kommentierte Abraham auf der Pressekonferenz. "Jetzt werde ich nach Magdeburg reisen, um sozusagen in der ,Höhle des Löwen‘ gegen ihn zu kämpfen." Wie immer verbringt der Deutsche armenischer Abstammung auf Geheiß seines Coaches Ulli Wegner einen Großteil der Kampfvorbereitung in Trainingslagern. Selbst seinen 33. Geburtstag am 20. Februar feierte er nicht mit Freunden in Berlin, sondern mit Sauerland-Boxern im Bundesleistungszentrum in Kienbaum.

Das zeugt von Respekt für Stieglitz. Dessen jüngste Vergangenheit war von familiären Problemen überschattet: Kurz bevor die 2010 eingereichte Scheidung von Ehefrau Anna im Oktober 2012 rechtskräftig wurde, verletzte Stieglitz seinen Schwiegervater im Streit schwer. Aus Notwehr, sagt der Boxer. Wegen der polizeilichen Ermittlungen stand hinter dem Rematch lange Zeit ein Fragezeichen. Jetzt zählt nur noch ein sportliches Ausrufezeichen.