Der Boxsport ist verdorben. Es gibt zu viele Gürtel, zu viele Champions." Das sagt nicht irgendein hoffnungsloser Faustkampfromantiker, sondern Floyd Mayweather Jr., nach fast einhelliger Expertenmeinung und "Pound for Pound"-Ranking des renommierten "Ring Magazine" über alle Gewichtsklassen hinweg der beste Boxer der Welt.

Bei seinem jüngsten Kampf gegen Manny Pacquiao standen die Weltergewichtstitel der Weltverbände WBA, WBC und WBO auf dem Spiel. Dass es mehr als 60 weitere gibt, nervt Boxfans in aller Welt: Wer ist denn nun Weltmeister?
Für zusätzliche Verwirrung sorgt ausgerechnet die WBA, der älteste der vier relevanten Weltverbände. Neben regulären Weltmeistern tauchen in ihren Ranglisten auch noch einige "Super Champions" auf - Boxer, die die Gürtel von mehreren der relevanten Verbände tragen oder mindestens fünf erfolgreiche WBA-Titelverteidigungen absolviert haben.

So werden Titelkämpfe möglich, selbst wenn der "Super Champion", in diesem Fall Wladimir Klitschko, gerade keine Pflichtverteidigung für den Verband zu bestreiten hat. Im lukrativen Schwergewicht zum Beispiel kann die WBA durch diesen Schachzug ihre Sanktionierungsgebühr (drei Prozent der jeweiligen Kampfbörse) auch für das Duell ihres regulären Weltmeisters Ruslan Chagaev gegen Francesco Pianeta (11. Juli, Sat.1, 22.45 Uhr) kassieren. Klitschko-Zahltag wäre dann wieder im Herbst gegen WBAHerausforderer Tyson Fury.

Versuche, die Titelinflation einzudämmen, sind vor dem Hintergrund unterschiedlicher finanzieller Interessen nicht sonderlich aussichtsreich. WBC-Präsident Mauricio Sulaiman etwa regte an, WM-Turniere mit den Champions der vier großen Verbände durchzuführen, um Titelvereinigungen zu erleichtern. Ein früherer Vorstoß in diese Richtung zeigt allerdings, wie kompliziert die Umsetzung der simplen Idee ist: Verletzungen und jede Menge Zoff hinter den Kulissen machten das "Super Six World Boxing Classic", ein Turnier mit dem Deutscharmenier Arthur Abraham und anderen Hochkarätern um die Supermittelgewichtstitel von WBA und WBC zwischen 2009 und 2011 zur Geduldsprobe für alle Beteiligten.

Aktuell ist Abraham, der im Super-Six-Halbfinale ausschied, Titelträger der WBO - und steht vor einer Geduldsprobe ganz anderer Art: Am 18. Juli muss er zum vierten Mal innerhalb von nur drei Jahren gegen Robert Stieglitz ran.