Einmal jährlich veröffentlicht das Magazin "France Football" ein Ranking der bestverdienenden Profikicker und ihrer Trainer - Werbeeinnahmen inklusive. Bei den Stars in kurzen Hosen lag zuletzt Lionel Messi an der Spitze. Auf stolze 65 Millionen Euro taxierte das angesehene französische Fachblatt seine Einkünfte im Jahr 2014. Damit haben sich die Be­züge des viermaligen Weltfußballers aus Argentinien seit 2011 mehr als verdoppelt.

Hollywood-Dimensionen haben inzwischen aber auch die Ein­künfte einiger Trainer erreicht. Laut "France Football" steigerte Pep Guardiola sein Salär im selben Zeitraum um immerhin rund 50 Prozent auf 15,2 Millionen Euro jährlich. Und José Mourinho vom FC Chelsea übertrifft mit aktuell 18 Millionen Euro sogar Bayern-Star Mario Götze, derzeit der Topverdiener mit deutschem Pass (16,9 Millionen Euro). Das liegt natürlich auch an den deutlich besseren finanziellen Möglichkeiten in England: Ab der kommenden Saison klettern die TV-Einnahmen der Premier League auf umgerechnet 2,4 Milliarden Euro, knapp das Dreifache dessen, was der Ligaverband DFL hierzulande aushandeln konnte. Dennoch ist unübersehbar, dass man der wachsenden Bedeutung der medial dauer­präsenten Übungsleiter im Unterhaltungszirkus Profifußball verstärkt Rechnung trägt.

Dirigenten an der Seitenlinie

Wer heute in den erlauchten Kreis der Toptrainer aufsteigen will, braucht neben außergewöhnlicher fachlicher Kompetenz auch ein klares Image und idealerweise zumindest einen Hauch von Star-Appeal. Schon weil sich der Eindruck manifestiert, dass ein Celebrity-Trainer in der Coachingzone mehr Freiheiten genießt als ein weniger prominenter Kollege.

Manchmal sogar darüber hinaus: Während des Bundesliga-Heimspiels gegen Schalke 04 (Endstand 1 : 1) lief Guardiola nach einem nicht anerkannten Treffer seiner Bayern bis zur Eckfahne, um mit dem Schiedsrichterassistenten zu diskutieren. Abschließend "gratulierte" er dem verdutzten Mann per Handschlag zu seiner Entscheidung. Ein respektloses Auftreten, das sich Paderborns André Breitenreiter oder Freiburgs Christian Streich in dieser Form kaum herausnehmen könnten.

Andererseits sind die größten Dirigenten an der Seitenlinie oft so unterhaltsam, dass das Fernsehen sie während einer Liveübertragung längst häufiger in Nahaufnahme zeigt als so manchen Akteur auf dem Platz. Nichts, so offenbar das Mantra vieler Regisseure, spiegelt die Dramaturgie eines Spiels klarer wider als die Emotionen von Jürgen Klopp & Co.

Im Idealfall verdichten sich in ihnen sogar die Anstrengungen einer ganzen Saison: Wer den zunehmend gezeichneten BVB-Trainer im Verlauf der Spielzeit beobachtet hat und diese Bilder mit dem gelösten Titelsammler und Borsigplatz-Partykönig von einst vergleicht, bekommt eine Ahnung davon, wie aufreibend die Arbeit bei einem internationalen Spitzenclub ist, wenn es auf dem Platz nicht läuft.

Klopps konsequente Entscheidung, seinen bis 2018 laufenden Vertrag in Dortmund zum Saisonende aufzulösen, ist zugleich Ausdruck maximaler persön­licher Freiheit. Auf einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag verzichtet im harten Profigeschäft nur, wer bei einem anderen Arbeitgeber noch einmal deutlich aufgestockte Bezüge zu erwarten hat. Und davon kann der scheidende Chef-Pöhler wohl ausgehen, obwohl er derzeit vielleicht selbst noch nicht weiß, bei welchem Eliteteam er landen wird.

Gehaltsexplosion steht bevor

Dass sich beruflich komfortable Perspektiven für Trainer demnächst womöglich auch ohne
internationale Erfolge und nachgewiesenes Geschick im Umgang mit kapriziösen Topstars erarbeiten lassen, deutet die Ver­pflich­tung von Klopps Nachfolger an.

Nach Informationen des "Stern" zahlt Dortmund Thomas Tuchel und seinem Assistentenstab rund vier Millionen Euro pro Jahr. Nicht Titel machten den Ex-Mainzer in der Bundesliga zum gefragtesten Mann für die Bank, sondern allein sein überragender Ruf als Fußball­innovator.

Gelingt das Experiment Tuchel beim Ruhrpottclub, können auch andere aufstrebende Konzepttrainer künftig mit deutlich erhöhten Bezügen rechnen. Da passt es ganz gut ins Bild, dass die Verträge von Markus Weinzierl (Augsburg) und Markus Gisdol (Hoffenheim) im April vorzeitig verlängert wurden.

Frank Steinberg