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Skandal um Wiesenhof

Aufregung im Hühnerstall

ARD-Reportage (MI, 31.8.) verurteilt Tierquälerei beim Geflügelkonzern Wiesenhof. Die Firma wehrt sich

Bestens recherchiert, investigativ, kritisch und entlarvend", so kündigte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann beim Pressetermin in Hamburg fünf Sommer-Reportagen der Reihe ARD-exclusiv an. Allesamt Filme, die Gewicht hätten wie zuletzt die Reportage über AWD-Gründer Carsten Maschmeyer.

Tatsächlich weckt vor allem die juristische Auseinandersetzung um Das System Wiesenhof von Monika Anthes und Edgar Verheyen - läuft am 31.8. als letzter Teil der Reihe - Erinnerungen an den Trubel um den "Drückerkönig" aus Hannover. Wie damals Maschmeyer versuchte der Geflügelhof bereits im Vorfeld, einen etwaigen Imageschaden durch einen noch gar nicht fertiggestellten TV-Beitrag abzuwenden. Der Betrieb wähnt sich als Opfer eines "ideologischen Kampagnenjournalismus", strengte eine Abmahnung an gegen den Untertitel "Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet". Erfolglos.
Worum geht's im Wiesenhof-Report? Wie der Titel vermuten lässt, prangerte ein kurzer Trailer bei der Vorführung in Hamburg Tierquälerei und fragwürdige Arbeitsbedingungen bei Deutschlands größtem Geflügelkonzern an. Grobkörniges, den Autoren zugespieltes Filmmaterial aus dem Hühnerstall und Interviews mit Insidern und Tierschützern erweckten das Bild eines rücksichtslosen, profitgierigen Unternehmens.

Selbst drehen durfte der TV-Journalist bei Wiesenhof nicht. Auch Interviewanfragen wurden abgelehnt, und bei einer Pressekonferenz, auf der Wiesenhof seine Sicht der Dinge darstellte, verwies Firmensprecher Frank Schroedter das TV-Team vor laufender Kamera des Hauses. Begründung: "Wir vertrauen Ihnen nicht."

Hintergrund: Bereits im Vorjahr hatte der SWR einen Report Mainz-Beitrag über Verstöße gegen Tierschutzgesetze in einem Wiesenhof-Betrieb gesendet. Der Autor war ebenfalls Verheyen, und auch damals scheiterte eine vom Geflügelproduzenten eingereichte Unterlassungsklage. Vielleicht der Grund, weshalb man jetzt keine weiteren Rechtsmittel mehr einlegen will. "Das müssen wir wohl über uns ergehen lassen", so Schroedter.

Eine Stallbesichtigung hat man den Autoren ausdrücklich angeboten - allerdings ohne Drehgenehmigung. Trotzdem will Verheyen die Einladung annehmen. "Wir suchen keinen Schuldigen. Aber wenn man im Supermarkt ein Wiesenhof-Hähnchen für 2,90 Euro kaufen kann, muss die Frage erlaubt sein, was man dafür in Kauf nimmt."

Heiko Schulze

Das System Wiesenhof
MI 31.8. ARD 21.45 Uhr