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Sitcoms auf Pro 7

Wiederholungstäter

Sie sind das Gesicht von Pro Sieben: Sitcom-Stars wie Barney Stinson, Sheldon Cooper, J.D. und Malcolm. Nur: Wer folgt ihnen, wenn sie abtreten?

Foto: TV SPIELFILM
Man kann ihnen einfach nicht entkommen. Ob samstags, montags oder freitags, ob morgens, abends oder nachts: Die Sitcom-Helden von Pro Sieben sind schon da. Dank der ungebremsten Popularität von "How I Met Your Mother", "Scubs", "The Big Bang Theory" oder "Malcolm mittendrin" ist der Sender zum Synonym für diese uramerikanische Form der TV-Unterhaltung geworden.

"Wir haben unsere Serien behutsam für die Primetime aufgebaut", freut sich Geschäftsführer Wolfgang Link über den jahrelang erarbeiteten Erfolg, der prominente Neider auf den Plan rief. So outete sich ZDF-Chef Thomas Bellut kürzlich als Fan der "Big Bang"-Physiker, die er auch gern in seinem Programm gehabt hätte. Dass so viele Serien eines Genres gleichzeitig einschlagen, ist ein seltenes Phänomen und liegt an einer Art Dominoeffekt, dessen ersten Stein Charlie Sheen ins Rollen brachte.

Weil seine Kultcomedy "Two and a Half Men" den Nachmittag von Kabel 1 dominierte, holte Pro Sieben den Skandalstar zu sich rüber, um ihn im September 2009 gegen das Schwergewicht der RTL-Konkurrenz antreten zu lassen: "Dr. House". Sheen bestand gegen den Doc und leitete damit ein Revival des altehrwürdigen US-Formats in Deutschland ein. Sobald sich bei Pro Sieben in den Jahren danach eine Baustelle im Programm auftat, wurde sie mit einer der Sitcoms geflickt.

Fast 40 Prozent einer typischen Programmwoche hat sich das Genre mittlerweile unter den Nagel gerissen. Erstaunlich daran ist, dass fast alles auf die fünf genannten Titel zurückzuführen ist. Mit grotesken Folgen: Viele Episoden von "How I Met Your Mother" und "The Big Bang Theory" gingen 2012 ganze 16 Mal über den Sender - ohne große Quoten-einbrüche, denn vielen Zuschauern geht es wie Wolfgang Link: "Ich persönlich kann über dieselbe Folge auch häufiger lachen."

Dass 2000 Ausstrahlungen einer Serie im Jahr auf Dauer nicht gut gehen, weiß man aber auch bei Pro Sieben, wo deshalb verzweifelt nach dem nächsten große Sitcom-Ding gesucht wird. Was teilweise absurde Blüten treibt. So platzierte man vor Kurzem die in den USA bereits nach zwölf Episoden eingestellte "Are You There, Chelsea?" ebenso in der Primetime wie die bei Kabel 1 noch gnadenlos gefloppten "Mike & Molly".

Sollte dieses Experiment scheitern, hat Pro Sieben ein Problem. Weil der Konkurrent RTL die Finger auf der gefeierten "Modern Family" hat (und sie auf dem Spartensender Nitro versendet), ist der Nachschub an Sitcom-Erfolgen eher spärlich. Denn "im Lizenzserienbereich hängt man stark von den Entwicklungen auf dem US-Markt ab", erklärt Link. Und in den USA ist momentan bereits vom Ende des Sitcom-Booms die Rede.

In der vergangenen TV-Saison schlug keine einzige Neuentwicklung richtig ein, lediglich eine Handvoll halbwegs erfolgreicher Serien hat noch nicht den Sprung nach Deutschland geschafft. Und die Zeit drängt: "How I Met Your Mother" geht im Herbst in ihre letzte Staffel, "Two and a Half Men" vermutlich auch. Somit sind lediglich vom Neuling "New Girl" und "The Big Bang Theory" noch auf lange Sicht neue Folgen zu erwarten. Sollte also auch diesen Herbst in den USA kein neuer Sitcom-Hit auftauchen, droht im Pro-Sieben-Programm ein großer Knall ganz anderer Art.
Foto: TV SPIELFILM