Er war der Schriftsteller Georg Dreymann im Oscar-Drama "Das Leben der Anderen", spielte die Titelrolle im TV-Drei­teiler "Speer und Er", war Hitler-Attentäter "Stauffenberg" und "Der Seewolf". Jetzt ist der mehrfache Grimme-Preisträger und Wahlberliner Sebastian Koch (50) an der Seite von Bruce Willis in "Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" zu sehen.

War es aufregend, den Bösewicht in einem "Stirb langsam"-Film zu spielen?

SEBASTIAN KOCH Wer sagt denn, dass Juri Komorov ein Bösewicht ist?

Nun, er sitzt zu Beginn des Films wegen Plutoniumklaus im Hochsicherheitstrakt eines Moskauer Gefängnisses.

SEBASTIAN KOCH (lacht) Stimmt. Der erste Eindruck spricht gegen ihn. Aber Juri ist kein Bösewicht im plakativen Sinne. Er ist Atomwissenschaftler, hat in Tschernobyl gearbeitet und ist dort auf die schiefe Bahn geraten. Zusammen mit einem Partner hat er Plutonium gestohlen. In einem Schauprozess will er die Wahrheit darüber ans Licht bringen. Sein Exkomplize steht kurz vor der Wahl zum Minister und hat kein Interesse daran, in einen Skandal verwickelt zu werden. Juri Komorov lebt also ein gefährliches Leben, als ihn John McClane und dessen Sohn aus dem Gefängnis befreien.
Zum ersten Mal ermittelt John McClane nicht in den USA.

SEBASTIAN KOCH Richtig. Er ist in Moskau, um seinen Sohn zu suchen. Die beiden sind sehr unterschiedlich, aber letztlich aus demselben Holz geschnitzt. Bis sie sich zusammenraufen, dauert es allerdings eine ganze Weile.

Wie kamst du an die Rolle?

SEBASTIAN KOCH Regisseur John Moore hatte 2006 "Das Leben der Anderen" gesehen und wollte seither mit mir arbeiten.

Wie verhandelt man als Deutscher eine Gage in einem Hollywood-Blockbuster?

SEBASTIAN KOCH Das musst du meine Agentin fragen.

Die wird mir auch nichts sagen.

SEBASTIAN KOCH Eben. (lacht)

Unabhängig vom Geld ist eine Rolle in einem Hollywood-Blockbuster aber nichts, worüber man lange nachdenken muss, wenn sie einem angeboten wird, oder?

SEBASTIAN KOCH Nein. In einem "Stirb langsam"-Film dabei zu sein, ist ein Geschenk. Außerdem ist es ein Genre, in dem man mich nicht zwingend erwartet, ich bin ja bislang nicht gerade für Actionfilme bekannt. Kurz vorher hatte ich mit Mike Figgis das totale Kontrastprogramm gedreht. "Suspension of Disbelief" ist ein kleiner, sehr intellektueller Film mit einem Budget von 1,2 Millionen Pfund, den wir mit einem Team von 30 Leuten in nur vier Wochen in London abgedreht haben. Von diesem Film zu "Stirb langsam 5" - größer können die Kon­traste nicht sein. Ich liebe solche Gegensätze.

An einer einzigen Verfolgungsjagd durch Moskau hat John Moore 78 Tage gearbeitet. In der Zeit werden in Deutschland vier "Tatorte" gedreht. Warst du beeindruckt von der Größe des Projektes?

SEBASTIAN KOCH Vom Umfeld schon. In Hollywood ist tatsächlich alles größer. Die Crew, die Ausstattung, die Wohnwagen, die Explosionen. Aber wenn die Kamera läuft, ist es wie überall.

Wie ist Bruce Willis als Kollege? So laut und polternd wie John McClane?

SEBASTIAN KOCH Bruce Willis spricht sehr, sehr leise. Aber er ist "Die Hard", er ist John McClane. Er produziert den Film mit, er lebt und atmet ihn und hat dadurch einen unmittelbaren Zugang zu seiner Rolle. Die sitzt wie eine zweite Haut.

Hattet ihr auch privat Kontakt?

SEBASTIAN KOCH Nein. Bruce hatte seine Frau und seine kleine Tochter dabei und ward sofort nach Drehschluss nicht mehr gesehen.

In "Die Entführung des Richard Oetker" hast du mit Christoph Waltz gedreht. Du spieltest die Titelrolle, er den Entführer. Heute ist er für seinen zweiten Oscar nominiert, du drehst mit Bruce Willis. Bist du mit deiner Karriere zufrieden?

SEBASTIAN KOCH Man kann das nicht vergleichen. Christoph beschreibt das ja selbst wie ein Märchen und sagt, dass er zu Tarantino kam wie die Jungfrau zum Kinde. Das ist ein großer Glücksfall, denn bei den beiden stimmt alles. Bei mir ist das langsam gewachsen. Ich bin absolut zufrieden mit dem, wie es in den letzten zwanzig Jahren gelaufen ist. Ich habe versucht, bei mir zu bleiben und nichts zu machen, was mir nicht gefällt.

Susanne Sturm