Es ist sein erster Serienjob, und schon schwärmt Regisseur Marc Forster ("Ein Quantum Trost"): "Was Kino einst ausmachte, tun Serien jetzt! Die komplexen Erzählstrukturen bieten Möglichkeiten, eine lange Reise zu illustrieren."
Eins ist klar: Serien bleiben das Fictionformat der Stunde, und Binge-Watching (alle Folgen am Stück schauen) ist das günstige Ticket für den Trip. Für Video-on-Demand-Anbieter wie Amazon Prime ist das ideal: Die neuesten zehn Folgen der fünften Amazon-Serie "Hand of God" werden auf einmal veröffentlicht, und die User können nach Belieben die Nacht durchstreamen!
Der Richter und der Prediger
"Hand of God" erzählt von Richter Pernell Harris (Ron Perlman), der es mit dem Gesetz nicht mehr so genau nimmt, seit sein Sohn PJ im Koma liegt. Der musste mit ansehen, wie seine Frau Jocelyn (Alona Tal) vergewaltigt wurde, woraufhin sich P. J. mit einem Kopfschuss umzubringen versuchte.
Der Menschenfänger Paul Curtis (Julian Morris) und seine titelgebende "Hand of God"-Kirche geben Richter Harris den Glauben an das Überleben seines Sohns zurück. Im Bann des Predigers entwickelt Harris seltsame Visionen, hört plötzlich die Stimme seines Sohns und fühlt sich berufen, P. J. auf eigene Faust zu rächen, während seine Frau (Dana Delany) auffallend unauffällig im Hintergrund die Fäden zieht und geschickt Bündnisse schließt.
Macher und Schauspieler geben sich begeistert vom Produkt wie von der Produktion: "Video on Demand ist toll, denn es erlaubt dem Autor, mit seiner Fantasie so weit zu gehen wie nur möglich", schwärmt der mittlerweile 65-jährige "Hellboy"-Darsteller Ron Perlman. Auch Serienurgestein Dana Delany ("Desperate Housewives") spricht von einer "großen Zukunft", denn "es geht um gutes Storytelling, und die großen VoDs können noch subversiver, ein Stück weit düsterer und ein bisschen verrückter sein".
"Hand of God" ist nur ein bisschen von all dem. Mit "The Killing", "Breaking Bad" oder "The Walking Dead" produziert der US-Kabelanbieter AMC seit 2007 deutlich düsterere, subversivere Plots fürs lineare Fernsehen. Von der innovativen, künstlerisch eigenständigen Kreativschmiede HBO ("Game of Thrones") ganz zu schweigen.
Entscheiden wirklich User?
"Hand of God"-Drehbuchautor Ben Watkins weiß sich beim neuen Arbeitgeber gut aufgehoben: "Amazon ist gewillt, Risiken einzugehen. Das ist super!" Ist es das? Die Mischung aus Mystery, Tragödie und Storytwists ist jedenfalls bekanntes Gelände, und bei der Vermarktung hält sich das Risiko auch in Grenzen, kennt doch der Versandriese die Probleme der Pay-TV-Konkurrenz nicht, geschweige denn die des Kabelfernsehens.
Audience-Flow, werbefreundliches Umfeld und Entertainment für die ganze Familie sind Fremdwörter im VoD-Universum.
Amazon lässt seine Kunden die Pilotfolgen kostenlos anschauen und darüber abstimmen, ob der Stoff in Serie gehen soll.
Klingt nach toller neuer Serien-Demokratie, ist aber nicht mehr als Marktforschung gratis. Die Nutzer sind am Ende nur eine Randreferenz: Die Transgender-Serie "Transparent" wollten die User nicht weiterschauen, produziert wurde sie trotzdem. Vielleicht auch gut so, denn sie wurde zum Abräumer bei den Golden Globes 2015 mit zwei Auszeichnungen in den Top-Kategorien: Die Preise "Beste Comedy-Serie" und "bester Serien-Hauptdarsteller" gab es ganz ohne demokratischen User-Einfluss .
Steven Sowa
Eins ist klar: Serien bleiben das Fictionformat der Stunde, und Binge-Watching (alle Folgen am Stück schauen) ist das günstige Ticket für den Trip. Für Video-on-Demand-Anbieter wie Amazon Prime ist das ideal: Die neuesten zehn Folgen der fünften Amazon-Serie "Hand of God" werden auf einmal veröffentlicht, und die User können nach Belieben die Nacht durchstreamen!
Der Richter und der Prediger
"Hand of God" erzählt von Richter Pernell Harris (Ron Perlman), der es mit dem Gesetz nicht mehr so genau nimmt, seit sein Sohn PJ im Koma liegt. Der musste mit ansehen, wie seine Frau Jocelyn (Alona Tal) vergewaltigt wurde, woraufhin sich P. J. mit einem Kopfschuss umzubringen versuchte.
Der Menschenfänger Paul Curtis (Julian Morris) und seine titelgebende "Hand of God"-Kirche geben Richter Harris den Glauben an das Überleben seines Sohns zurück. Im Bann des Predigers entwickelt Harris seltsame Visionen, hört plötzlich die Stimme seines Sohns und fühlt sich berufen, P. J. auf eigene Faust zu rächen, während seine Frau (Dana Delany) auffallend unauffällig im Hintergrund die Fäden zieht und geschickt Bündnisse schließt.
Macher und Schauspieler geben sich begeistert vom Produkt wie von der Produktion: "Video on Demand ist toll, denn es erlaubt dem Autor, mit seiner Fantasie so weit zu gehen wie nur möglich", schwärmt der mittlerweile 65-jährige "Hellboy"-Darsteller Ron Perlman. Auch Serienurgestein Dana Delany ("Desperate Housewives") spricht von einer "großen Zukunft", denn "es geht um gutes Storytelling, und die großen VoDs können noch subversiver, ein Stück weit düsterer und ein bisschen verrückter sein".
"Hand of God" ist nur ein bisschen von all dem. Mit "The Killing", "Breaking Bad" oder "The Walking Dead" produziert der US-Kabelanbieter AMC seit 2007 deutlich düsterere, subversivere Plots fürs lineare Fernsehen. Von der innovativen, künstlerisch eigenständigen Kreativschmiede HBO ("Game of Thrones") ganz zu schweigen.
Entscheiden wirklich User?
"Hand of God"-Drehbuchautor Ben Watkins weiß sich beim neuen Arbeitgeber gut aufgehoben: "Amazon ist gewillt, Risiken einzugehen. Das ist super!" Ist es das? Die Mischung aus Mystery, Tragödie und Storytwists ist jedenfalls bekanntes Gelände, und bei der Vermarktung hält sich das Risiko auch in Grenzen, kennt doch der Versandriese die Probleme der Pay-TV-Konkurrenz nicht, geschweige denn die des Kabelfernsehens.
Audience-Flow, werbefreundliches Umfeld und Entertainment für die ganze Familie sind Fremdwörter im VoD-Universum.
Amazon lässt seine Kunden die Pilotfolgen kostenlos anschauen und darüber abstimmen, ob der Stoff in Serie gehen soll.
Klingt nach toller neuer Serien-Demokratie, ist aber nicht mehr als Marktforschung gratis. Die Nutzer sind am Ende nur eine Randreferenz: Die Transgender-Serie "Transparent" wollten die User nicht weiterschauen, produziert wurde sie trotzdem. Vielleicht auch gut so, denn sie wurde zum Abräumer bei den Golden Globes 2015 mit zwei Auszeichnungen in den Top-Kategorien: Die Preise "Beste Comedy-Serie" und "bester Serien-Hauptdarsteller" gab es ganz ohne demokratischen User-Einfluss .
Steven Sowa
Hier kann man sich die "Amazon Originals"-Pilotfolge anschauen. Allerdings im Originalton Englisch!
Ab dem FR, 2.10. ist die komplette erste Staffel "Hand of God" dann auch in der synchronisierten, deutschen Fassung verfügbar. Dafür benötigt man ab Folge 2 ein kostenpflichtiges Primekonto - 7,99 Euro kostet das Ganze im Monat. Wer eine kompakte Übersicht zu allen großen VoD-Anbietern und ihren Leistungen haben möchte, kann sich hier näher erkundigen.
Ab dem FR, 2.10. ist die komplette erste Staffel "Hand of God" dann auch in der synchronisierten, deutschen Fassung verfügbar. Dafür benötigt man ab Folge 2 ein kostenpflichtiges Primekonto - 7,99 Euro kostet das Ganze im Monat. Wer eine kompakte Übersicht zu allen großen VoD-Anbietern und ihren Leistungen haben möchte, kann sich hier näher erkundigen.