"Did You Hear About The Morgans?" spielt auf einer Ranch im tiefsten Wyoming. Ihnen begegnen Kühe, Pferde und sogar ein Bär. Wie empfanden Sie als Stadtmensch die Dreharbeit mit den Tieren auf dem Land?

SARAH JESSICA PARKER Wie Sie vielleicht bemerkt haben, melke ich die Kuh eigentlich nicht. Das habe ich schlauerweise vermeiden können, obwohl es im Drehbuch stand. Ich habe es auch geschafft, dem Grizzlybären nicht nahe zu kommen, sondern weit von ihm entfernt auf der anderen Seite der Tür zu stehen.

Aber vor den Schießübungen konnten Sie sich nicht drücken?

SARAH JESSICA PARKER Ich hasste das Schießen. Hugh kann Ihnen ein Lied davon singen. Ich mochte es einfach nicht und bin kein Fan von Waffen. Ich wollte noch nicht mal mit leeren Patronen schießen, was die meisten Schauspieler machen. Dafür verbrachte ich gerne Zeit mit Hugh Grant. Ich bewundere unseren Drehbuchautoren und Regisseur Marc Lawrence. Mary Steenburgen war wundervoll, ebenso Sam Elliott.

Was schätzen Sie an Hugh Grant als Schauspieler?

SARAH JESSICA PARKER Er ist einfach sehr geübt, in dem, was er macht, und hat sich einen besonderen Platz in der Filmwelt geschaffen. Es gibt nicht viele wie ihn. Ich bin ein großer Fan von Cary Grant, und er ist unser Cary Grant. Hugh ist schneidig, witzig, charmant, sehr intelligent, schlagfertig und gewieft. Es ist toll, mit jemandem zu spielen, der so smart ist.

Hugh Grant spricht offen über die Angstzustände und Panikattacken, unter denen er bei Dreharbeiten leidet. Haben Sie etwas davon gemerkt?

SARAH JESSICA PARKER Ich habe es nicht immer bemerkt. Doch es gab auch Momente, da war es offensichtlich, weil er sagte, dass es passierte. Trotzdem war seine Arbeit immer sehr, sehr gut. Er vergisst, dass er sich in all den Jahren ein Fundament aufgebaut hat. Es ist schwer zu erklären, aber es scheint, als ob seine schlimmsten Momente für viele Leute immer noch die besten Momente wären. Er ist so großartig, dass er selbst wenn er glaubt, nicht so präsent zu sein wie er es gerne wäre, immer noch sehr solide Arbeit liefert.

Können Sie sich mit seinem Problem identifizieren?

SARAH JESSICA PARKER Ich mache mir auch große Sorgen um meine Arbeit. Manchmal kann es von Vorteil sein, manchmal aber auch nicht. Wir haben uns viel darüber unterhalten, wie sich so etwas festsetzen und wie diese Art von Nervosität für und gegen jemanden arbeiten kann.

Die Morgans stecken in einer Ehekrise, die sie zu lösen versuchen. Was ist für Sie das Geheimnis einer glücklichen Ehe?

SARAH JESSICA PARKER Ich rede nicht über meine Ehe, denn was immer ich sage, wird falsch ausgelegt. Ich möchte diese Dinge nicht mit Ihnen teilen und habe es nie zu meinem Anliegen gemacht, über meine Ehe zu sprechen. Diese Dinge sind privat.

Mögen Sie Rom-Coms, oder würden Sie auch gerne mal eine ernstere Rolle spielen?


SARAH JESSICA PARKER Ich versuche die beste Wahl zu treffen. Viel ernste Rollen, die mir abgeboten wurden, waren nicht das Richtige, weil entweder der Zeitplan nicht stimmte oder das Script eben doch nicht so toll war. Ich wähle nach Qualität aus und danach wer in dem Film mitspielt. Carrie Bradshaw erlebte in SATC einige dramatische Situationen, die eine größere schauspielerische Herausforderung darstellten als viele der Dramen, die ich gelesen habe. Nur weil etwas komisch ist, heißt es noch lange nicht, dass es für einen Schauspieler weniger fordernd ist. Romantic Comedy ist kein Hamsterrad, sondern kann eine wunderbare, ausdrucksvolle, dimensionale und substantielle Sache sein.

Sind Sie ein Workaholic?

SARAH JESSICA PARKER Ich halte mich eigentlich für faul, andererseits habe ich immer schon gearbeitet, seit ich ein kleines Mädchen war. Ich habe Kinder, die beschäftigen mich in meiner Freizeit. Wenn ich nicht arbeite, habe ich allerdings oft das Gefühl, meine Zeit nicht gut zu managen. Wenn ich mich entspanne, meine ich eigentlich etwas Produktiveres tun zu müssen.

Wie schaffen Sie es Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen?

SARAH JESSICA PARKER Ich glaube, dass ich in Zukunft nicht soviel drehen werde. Es ist für mich sehr schwierig, von meinen Kindern getrennt zu sein. Als wir SATC in Marokko drehten, sollten wir nur 18 Tage filmen, daraus wurden sechs oder sieben Wochen. Die Planung war nicht ideal, meine Töchter waren zu der Zeit noch sehr jung. Hätte ich mehr Kontrolle über die Situation gehabt, dann wäre ich vielleicht später zur Arbeit zurückgekehrt.

Können Sie uns etwas über den neuen SATC Film verraten?

SARAH JESSICA PARKER Nein. Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen erzählen darf, was in dem Film passiert? Heute ist sicher nicht der Tag, an dem Sie herausfinden werden, was mit Carrie geschieht.

Wem sind Sie ähnlicher - Meryl oder Carrie?

SARAH JESSICA PARKER Keinem von beiden. Ich bin völlig anders und habe in meinem Leben ganz andere Entscheidungen getroffen. Mein Leben ist ganz anders. Wir wohnen zwar alle in New York und wir sehen alle aus wie ich, aber ansonsten sind wir völlig verschieden, deshalb spiele ich diese Rollen so gerne.

Könnten Sie wie die Morgans im Film auf Ihr Blackberry verzichten?

SARAH JESSICA PARKER Ich liebe mein Blackberry, aber ich bin nicht süchtig danach. Es hilft mir, mit meiner Familie und Freuden in Kontakt zu bleiben. Wenn ich unterwegs bin, kann ich Fotos von meinen Kindern empfangen. Meine Mutter schickt mir ständig SMS-Nachrichten. In einer Welt, in der man sich nicht mehr die Zeit nimmt, Briefe zu schreiben, hilft einem das Blackberry enorm. Am Set sind Handys oft nicht erlaubt. Ich fände es allerdings viel schlimmer auf Musik zu verzichten.

Was hören Sie denn für Musik?

SARAH JESSICA PARKER Alles mögliche, Hugh kann es Ihnen bestätigen. Auf meinem iPod habe ich französische Musik von Edith Piaf, Jacques Brel oder Charles Aznavour. Carla Bruni habe ich schon gehört, lange bevor sie Mrs Sarkozy wurde. Ich mag chinesische Lieder und Musik aus dem Mittleren Osten ebenso wie amerikanische Hits.

Welche Projekte stehen für Sie in nächster Zeit an?

SARAH JESSICA PARKER Ich werde im Januar noch einen Monat für den zweiten SATC-Film drehen. Ich habe eine neue Show über amerikanische Künstler für Bravo produziert und für HBO sind einige Sachen geplant. Ich werde wahrscheinlich im Herbst wieder schauspielern.

Könnten Sie sich vorstellen, wieder eine TV-Serie zu drehen?

SARAH JESSICA PARKER Nein, eher nicht. Ich produziere fürs Fernsehen, aber würde nicht mehr in einer Serie mitspielen wollen. Es nimmt zuviel Zeit in Anspruch. Zehn Monate im Jahr sind einfach zu lang. Ich möchte lieber mit meinen Kindern zu Hause sein.

Interview: Andrea Daschner