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Für das Ranking-Portal www.zehn.de ist Rosalie Thomass die vielversprechendste deutsche Jungschauspielern. In einer neuen Folge der Krimireihe "Unter Verdacht" (SA, 12.3., ZDF, 20.15 Uhr) wird die Wahlberlinerin den Vorschusslorbeeren gerecht

Kapuzenpulli, weit geschnittenes T-Shirt, Jeans: Rosalie Thomass würde hier, in einem Café am Rand von Berlin-Kreuzberg, glatt als Studentin durchgehen. Wenn der Stoff verrutscht, sieht man kräftige Schultern und muskulöse Oberarme. Ein durchtrainierter Körper. Man nimmt der Nichtraucherin die Biathlon treibende Polizistin ab, die sie in "Laufen und Schießen" aus der Krimireihe "Unter Verdacht" spielt.

Die 23-Jährige lacht gern und laut. Im Vergleich zu anderen Jungschauspielerinnen wie Hannah Herzsprung oder Anna Maria Mühe, die oft etwas Elfenhaft-Ätherisches an sich haben, wirkt Rosalie Thomass erfrischend robust und bodenständig.

Als Rosalie Thomass anfing, hatte sie nur ihre Spielfreude und ihre Intuition. Damals war sie 17, ging noch aufs Gymnasium und lebte in einer WG in München. Dominik Graf sah ihr Potenzial. Ein Ausnahmeregisseur erkannte ein Ausnahmetalent. Er setzte sie in der "Polizeiruf 110"-Folge "Er sollte tot" als junge Prostituierte so eindrucksvoll in Szene, dass sie die wichtigsten deutschen Fernsehpreise absahnte.

Die groß gewachsene Schauspielerin hat sich über die Auszeichnungen gefreut. Aber sie bildet sich darauf nichts ein, sie denkt an die Zukunft. Thomass liebt es, sich in fremde Figuren zu versenken wie die junge Hannelore Kohl in "Der Mann aus der Pfalz" oder die Studentin
Resa im ARD-Film "Die letzten 30 Jahre".

Nach dem Abitur überlegte sie kurz, ob sie Neurochirurgin werden soll. Aber warum einen Beruf wählen, wenn man alle spielen kann? Nur Polizistin war nie ihr Traumberuf. Dafür hat sie sich als Teenager zu sehr über pedantische Ordnungs-
hüter in München geärgert, die von ihr Strafgeld kassierten, weil sie mit dem Fahrrad auf der falschen Seite fuhr.

Bei den Dreharbeiten zu "Unter Verdacht" musste sie in der Nacht auf das rutschige Dach eines mehrstöckigen Hauses treten und hinunterschauen. Das fiel ihr schwer, denn sie leidet unter Höhenangst, aber sie war auch erleichtert, weil sie diese Furcht überwinden konnte. Rosalie Thomass mag Regisseure, die ihr viel abverlangen.

Manchmal geht auch alles wie von selbst. So wie beim Dreh von "Neue Vahr Süd", als sie sich vor der Kamera erbrechen sollte. Andere bereiten sich tagelang auf solche Szenen vor. Thomass aß dagegen am Abend nichts ahnend schlechte Frutti di Mare. Am nächsten Tag rutschte es ihr einfach so raus.

Rainer Unruh

Unter Verdacht
SA 12.3. ZDF 20.15 Uhr