"Tri-medial" müsse man das angehen, erklärt die ARD-Vorsitzende Monika Piel und meint damit, dass man die Jungen neben TV-Sendungen auf Mini-Sendern wie Eins Festival doch auch per Radio und Internet beglücken kann. Das ist noch nicht mal eine Idee, sondern einfach der Ist-Zustand. Und der hat bisher bekanntlich nicht zum Erfolg geführt.
Und die Auslagerung der Jungen auf kleine Digitalsender - ist das wirklich die Lösung? Zwar hat das ZDF auf ZDF neo interessante junge Formate wie "Wild Germany" geschaffen. Aber ist es nicht auch Aufgabe der großen Öffentlich-Rechtlichen, generationenübergreifende Gemeinschaftsereignisse zu schaffen, Fernsehen, über das man spricht, an das man sich erinnert? Wir hatten doch den Eurovision Song Contest! "Im vergangenen Jahr die erfolgreichste junge Sendung überhaupt", sagt Herres, bevor er auf das Diskussionspodium eilt. Muss man noch einmal daran erinnern, dass wir diese maßgeblich den Einfällen und Bemühungen des Pro-7-Entertainers Stefan Raab zu verdanken haben?
Diskutieren, diskutieren, diskutieren
Jetzt wird geredet. Netzwerke wie Facebook sind wichtig. Dass die Fernsehinhalte zeitversetzt im Internet angesehen werden können, auch. Nach einer Weile bremst RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel die Interneteuphorie: "Ich glaube nicht daran, dass wir über das Netz neue Zuschauer bekommen." Das TV-Programm müsse die Leute interessieren. Die Onlineangebote seien lediglich eine Ergänzung. Anscheinend für ein überschaubares Publikum. Auf eine Facebook-Meldung würden lediglich Hunderte Menschen reagieren, sagt Kloeppel. Allzu viel Geld würde deshalb auch nicht in die Onlineaktivitäten investiert. Weil es sich einfach nicht lohnt. Das saß.
"Wenn man etwas Neues machen will, muss man etwas Altes abschaffen", sagt Herres. "Wir reden zu wenig darüber, welches Alte wir abschaffen wollen oder gar welchen Alten." Kloeppel entgegnet: "Solange hier diskutiert und diskutiert wird, ist das für uns wunderbar. Wir machen nämlich in der Zwischenzeit Programm für die Jungen."
Damit hat er das Hauptproblem auf den Punkt gebracht: der endlose Rede- und Abstimmungsbedarf der vielen ARD-Anstalten und ihrer Angestellten. Alle wollen mitentscheiden, alle ihre Einzelinteressen durchsetzen.
RTL ist auch deshalb so erfolgreich, weil der Sender all seine Kräfte bündeln kann, um seine Produkte zu bewerben. Bricht zu Jahresanfang die Bohlen-Saison an, bekommt das durch Senderwerbung und Magazinbeiträge jeder RTL-Zuschauer mit.
Lenas schwere Geburt
Der zu Recht viel gelobte Eurovision Song Contest inklusive der medialen Geburt "unserer" Lena - er war zwischendurch schon gescheitert. "Die Entscheidungswege in der ARD sind derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind," gab Stefan Raab im Mai 2009 entnervt bekannt und kündigte die Kooperation auf. Nur weil ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber damals so hartnäckig war und es ihm gelang, seine Kollegen auf die Sache einzuschwören, kam die Vorentscheidshow und ihr grandioses Finale doch noch auf die Bahn. Eine anstrengende Sonderleistung. Aber die brauchen wir regelmäßig.
Leider gibt es kaum Anzeichen für eine solche Entwicklung. So ist erst im März überraschend die angedachte Zusammenlegung der beiden Digitalsender Eins Plus und Eins Festival zu einem gemeinsamen Jugendsender geplatzt. Es wäre doch zu teuer geworden, war die offizielle Begründung. Tatsächlich haben die Spitzen der federführenden Anstalten SWR und WDR sich wohl einfach nicht auf eine gemeinsame Ausrichtung verständigen können. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel war sowieso dagegen.
Keine Einigung. Das ist nichts Neues. Dabei wäre Neues so wichtig. Noch heute profitieren ARD und ZDF davon, dass sie früher mal etwas gewagt haben. Sendungen wie "Tatort" oder auch "Die Sendung mit der Maus", mit deren Inhalten seit 2006 erfolgreich die Show "Frag doch mal die Maus" bestritten wird, sie stammen aus der Frühzeit des Ersten und interessieren auch die Jungen. Bis zu 620 000 14-29-Jährige haben im vergangenen Jahr einen "Tatort" eingeschaltet.
Nicht schlecht, trotzdem vergleichsweise wenig. "Wetten, dass...?", die erfolgreichste junge ZDF-Sendung versammelt bis zu 700 000 junge Leute vor dem Bildschirm. Die Zukunft der Show ist nach dem Gottschalk-Abschied allerdings ungewiss. Wenn Pro 7 "Schlag den Raab" veranstaltet, sind es durchschnittlich eine Million. Und wenn RTL im Dschungel Promis aufwiegelt oder Dieter Bohlen aktiviert, sind es regelmäßig über 1,8 Millionen. Also Ärmel hoch, ARD!
Frank Aures
Weiter: Die TV-Hits der Jungen
Und die Auslagerung der Jungen auf kleine Digitalsender - ist das wirklich die Lösung? Zwar hat das ZDF auf ZDF neo interessante junge Formate wie "Wild Germany" geschaffen. Aber ist es nicht auch Aufgabe der großen Öffentlich-Rechtlichen, generationenübergreifende Gemeinschaftsereignisse zu schaffen, Fernsehen, über das man spricht, an das man sich erinnert? Wir hatten doch den Eurovision Song Contest! "Im vergangenen Jahr die erfolgreichste junge Sendung überhaupt", sagt Herres, bevor er auf das Diskussionspodium eilt. Muss man noch einmal daran erinnern, dass wir diese maßgeblich den Einfällen und Bemühungen des Pro-7-Entertainers Stefan Raab zu verdanken haben?
Diskutieren, diskutieren, diskutieren
Jetzt wird geredet. Netzwerke wie Facebook sind wichtig. Dass die Fernsehinhalte zeitversetzt im Internet angesehen werden können, auch. Nach einer Weile bremst RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel die Interneteuphorie: "Ich glaube nicht daran, dass wir über das Netz neue Zuschauer bekommen." Das TV-Programm müsse die Leute interessieren. Die Onlineangebote seien lediglich eine Ergänzung. Anscheinend für ein überschaubares Publikum. Auf eine Facebook-Meldung würden lediglich Hunderte Menschen reagieren, sagt Kloeppel. Allzu viel Geld würde deshalb auch nicht in die Onlineaktivitäten investiert. Weil es sich einfach nicht lohnt. Das saß.
"Wenn man etwas Neues machen will, muss man etwas Altes abschaffen", sagt Herres. "Wir reden zu wenig darüber, welches Alte wir abschaffen wollen oder gar welchen Alten." Kloeppel entgegnet: "Solange hier diskutiert und diskutiert wird, ist das für uns wunderbar. Wir machen nämlich in der Zwischenzeit Programm für die Jungen."
Damit hat er das Hauptproblem auf den Punkt gebracht: der endlose Rede- und Abstimmungsbedarf der vielen ARD-Anstalten und ihrer Angestellten. Alle wollen mitentscheiden, alle ihre Einzelinteressen durchsetzen.
RTL ist auch deshalb so erfolgreich, weil der Sender all seine Kräfte bündeln kann, um seine Produkte zu bewerben. Bricht zu Jahresanfang die Bohlen-Saison an, bekommt das durch Senderwerbung und Magazinbeiträge jeder RTL-Zuschauer mit.
Lenas schwere Geburt
Der zu Recht viel gelobte Eurovision Song Contest inklusive der medialen Geburt "unserer" Lena - er war zwischendurch schon gescheitert. "Die Entscheidungswege in der ARD sind derart kompliziert, dass sie mit unserer Arbeitsweise nicht vereinbar sind," gab Stefan Raab im Mai 2009 entnervt bekannt und kündigte die Kooperation auf. Nur weil ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber damals so hartnäckig war und es ihm gelang, seine Kollegen auf die Sache einzuschwören, kam die Vorentscheidshow und ihr grandioses Finale doch noch auf die Bahn. Eine anstrengende Sonderleistung. Aber die brauchen wir regelmäßig.
Leider gibt es kaum Anzeichen für eine solche Entwicklung. So ist erst im März überraschend die angedachte Zusammenlegung der beiden Digitalsender Eins Plus und Eins Festival zu einem gemeinsamen Jugendsender geplatzt. Es wäre doch zu teuer geworden, war die offizielle Begründung. Tatsächlich haben die Spitzen der federführenden Anstalten SWR und WDR sich wohl einfach nicht auf eine gemeinsame Ausrichtung verständigen können. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel war sowieso dagegen.
Keine Einigung. Das ist nichts Neues. Dabei wäre Neues so wichtig. Noch heute profitieren ARD und ZDF davon, dass sie früher mal etwas gewagt haben. Sendungen wie "Tatort" oder auch "Die Sendung mit der Maus", mit deren Inhalten seit 2006 erfolgreich die Show "Frag doch mal die Maus" bestritten wird, sie stammen aus der Frühzeit des Ersten und interessieren auch die Jungen. Bis zu 620 000 14-29-Jährige haben im vergangenen Jahr einen "Tatort" eingeschaltet.
Nicht schlecht, trotzdem vergleichsweise wenig. "Wetten, dass...?", die erfolgreichste junge ZDF-Sendung versammelt bis zu 700 000 junge Leute vor dem Bildschirm. Die Zukunft der Show ist nach dem Gottschalk-Abschied allerdings ungewiss. Wenn Pro 7 "Schlag den Raab" veranstaltet, sind es durchschnittlich eine Million. Und wenn RTL im Dschungel Promis aufwiegelt oder Dieter Bohlen aktiviert, sind es regelmäßig über 1,8 Millionen. Also Ärmel hoch, ARD!
Frank Aures
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