Für ihr Debüt als Schauspielerin in Steven Spielbergs "Die Farbe Lila" gab es 1986 gleich eine Oscarnominierung als Beste Nebendarstellerin. Ansonsten ist es Oprah Gail Winfrey aus Kosciusko, Mississippi, gewöhnt, Hauptrollen zu spielen, als mächtige Medienunternehmerin, einfühlsame Talkmasterin und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im US-TV.
Im Kinofilm "Der Butler" ist sie erstmals wieder als Schauspielerin zu sehen.
TV SPIELFILM Warum hat es so lange gedauert, wieder eine Rolle zu spielen?

OPRAH WINFREY
Im Grunde hatte ich die Schauspielerei aufgegeben, weil ich mit meinem Alltagsjob für die "Oprah Show" genug zu tun habe. Außerdem gab es nie das richtige Projekt. Als ich dann aber sah, was (Regisseur) Lee Daniels mit "Precious" gelungen war, rief ich ihn gleich an. Er ging auch ran, er war tatsächlich in genau diesem Moment auf dem Weg auf die Bühne zu gehen, um beim Sundance Filmfestival den Hauptpreis entgegenzunehmen.
Was taten Sie?

OPRAH WINFREY
Ich sagte: "Du solltest in so einem Moment nicht ans Telefon gehen." (lacht) Jedenfalls meinte Lee, ich solle mein Instrument wieder zum klingen bringen, eben wieder schauspielern. Also schickte er mir so lange Drehbücher, bis es jetzt klappte.

Hatten Sie gar keine Bedenken?

OPRAH WINFREY
Doch, ich hatte sogar ziemlich Angst, dass ich es nicht mehr drauf habe, immerhin war es fünfzehn Jahre her. (Winfrey spielte zuletzt 1998 im Sklavendrama "Menschenkind")

Ist es wichtig, die TV-Oprah von der Filmrolle zu trennen?

OPRAH WINFREY
Ja, deshalb ist es für mich auch einfacher, in historischen Filmen zu spielen, das gilt hier auch für die Rolle der Gloria.
Wie sehr ähnelt Gloria Ihnen?

OPRAH WINFREY
Ihr Charakter ist ganz anders als meiner, außerdem raucht sie, trinkt und flucht, was ich alles nicht tue. Das Rauchen hat mir tatsächlich sehr geholfen, obwohl ich mich am Anfang sehr dämlich angestellt habe...

Wie das?

OPRAH WINFREY
Ich habe nie geraucht, nicht mal als Jugendliche, und als ich eine Szene vorspielen wollte, kriegte ich die Zigarette irgendwie nicht in Gang, bis Lee sagte: "Du hast das falsche Ende angezündet!" Also musste ich üben, denn Lee meinte, echte Raucher merken das. Also hatte ich zwei Monate lang ständig eine Packung Kräuterzigaretten bei mir.
Zuletzt gab es ja einen kleinen Zwischenfall in der Schweiz...

OPRAH WINFREY
Ja, ich wollte eine Handtasche kaufen, und normalerweise sind Verkäuferinnen sehr begeistert, wenn ich das will, aber diese wollte mir die Tasche partout nicht zeigen. Sie sagte dauernd, sie sei zu teuer und zeigte mir preisgünstigere. Und dann meinte sie, die Tasche habe Tom Ford extra für Jennifer Aniston designt. Einen Moment lang habe ich überlegt, die beiden anzurufen, ich kenne sie gut. (grinst) Aber wissen Sie, was das Beste ist?

Nein, lassen Sie hören.

OPRAH WINFREY
Sie hatte recht, die Tasche war wirklich zu teuer. (lacht) Das verdammte Ding sollte 38 000 Dollar kosten. Nie im Leben hätte ich diese Tasche gekauft!

Warum sollten die Zuschauer sich "Der Butler" ansehen?

OPRAH WINFREY
Seit mehr als 25 Jahren ist der Schlüssel zu meinem Erfolg: Wenn mich etwas berührt, weiß ich, dass es mindestens eine
Million anderer Menschen ebenfalls berührt. Weil ich im Herzen so bin wie sie. 

Interview: Scott Orlin