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Manche Dinge möchte man lieber nicht wissen. Weil die Welt ein schönerer Ort wäre ohne sie. Und weil sie so schrecklich sind, dass es sie eigentlich nicht geben kann. Erst als Filmproduzentin Gabriela Sperl zum dritten Mal aus vertrauenswürdiger Quelle davon hörte, dass Kinder in Ländern wie Rumänien oder Bulgarien systematisch eingesammelt, aufgekauft und verschleppt werden, um sie in Deutschland und anderen Ländern als Sexsklaven zu verkaufen, dass Berlin nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch zentraler Umschlagplatz von männlichen Kindersklaven für Europa ist, entschloss sie sich, diese Informationen in einem Spielfilm darzustellen.
Täter in den höchsten Kreisen
Das Ergebnis ist "Operation Zucker", von Grimme- und Fernsehpreisträger Rainer Kaufmann packend, aber ohne jede Effekthascherei inszeniert. Nadja Uhl und Senta Berger bringen darin als Kommissarin und Staatsanwältin einen Kinderhändler dazu, sein Wissen preiszugeben. So
heben sie einen Ring wohlhabender Pädophiler aus. Doch obwohl die Operation gelingt, kommen die meisten Täter ungeschoren davon, den Kindern konnte nicht geholfen werden. Ein frustrierendes Ende.
Ursprünglich sei ein versöhnlicherer Schluss vorgesehen gewesen, sagt Regisseur Kaufmann. Aber je mehr Details man über die Hoffnungslosigkeit der Situation erfahren habe, desto verlogener sei ihnen ein Happy End vorgekommen. Viele Ermittlungen verliefen im Sand, Razzien würden vorher verraten, die Täter hätten gute Verbindungen zu Polizei und Justiz.
Vorbild für den Film sei ein wahrer Fall, sagt Sperl. Der Kinderhändler hieß wie im Film tatsächlich Ronnie, Kommissarin und Staatsanwältin sind aber in Wirklichkeit Männer. Beide Beamten wurden versetzt, nachdem der Fall öffentlich wurde. Anordnung von oben. Eine Verschwörung? Warum sollten so viele Menschen ein Interesse daran haben, Kinder perversen Pädophilen zuzuführen?
Die Antwort ist ganz einfach: wegen Geld. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden mit Menschenhandel weltweit irrwitzige 25 Milliarden Euro im Jahr verdient. Etwa 2,5 Millionen Menschen sind davon betroffen, bis zu 50 Prozent davon sind Kinder oder Minderjährige. Der Handel mit Menschen ist so lukrativ wie der mit Drogen oder Waffen.
Menschenhandel, "Human Trafficking", ist weltweit auf dem Vormarsch. Auch bei uns, wie das aktuelle "Bundeslagebild Menschenhandel" des BKA zeigt. 640 Opfer von Menschenhandel werden darin gelistet. Nur die Spitze des Eisbergs. Auch BKA-Chef Jörg Ziercke geht von einem "erheblichen Dunkelfeld" aus.
Laut UNICEF werden Opfer von den Behörden und der Polizei oftmals nicht als solche erkannt - oder als solche behandelt. Aufenthaltsrecht gehe häufig vor Opferschutz, sagt UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider. Bedeutet: Sind die "Geretteten" illegal hier, werden sie nicht etwa betreut, sondern abgeschoben, etwa in Kinderheime im Ursprungsland.
Wo die Schlepper schon warten. Von derart schutzlosen Menschen zu verlangen, in Gerichtsverfahren gegen ihre Peiniger auszusagen, ist verständlicherweise aussichtslos. Ein Teufelskreis.
Turnschuhe auf der Parkbank
"Operation Zucker" ist ein verstörender Film, zeigt er doch, dass ein grauenhaftes Paralleluniversum unsere Lebenswelt durchdringt. Im Film spielen Kinder auf einem Spielplatz. Ein Paar herrenlose Turnschuhe auf einer Parkbank macht sie für Eingeweihte aber als feilgebotene Ware kenntlich. Käufliche Kinder seien an bestimmten Schulranzen erkennbar, an Kennzeichnungen in Hotelfenstern. Stimmt das alles?
"Operation Zucker" lässt den Zuschauer mit einem Berg von Fragen zurück. Schön, dass es mit "Verkauft und versklavt" (13.1., 17.30 Uhr) eine Doku zum Thema gibt. Dass sie aber schon drei Tage zuvor läuft, ist schade.
Was kann man tun? Der Versuch, die Täter oder ihre ständig wechselnden Geheimzeichen in unserer Umgebung zu erkennen, führt ins Leere. Besser ist es, sich an Organisationen wie Terre des Hommes, tdh.de oder unicef.de zu wenden. Um sich zu informieren. Oder um Mitglied zu werden und so Maßnahmen zu fördern, die auf Information in den Ursprungsländern setzen und die die Schutzbedürftigkeit von Kindern jedweder Nationalität zum politischen Thema zu machen.
Die Kinder, die "Operation Zucker" porträtiert, stammen oft aus anderen Ländern - missbraucht, schwerstens traumatisiert und ihrer Zukunft beraubt werden sie aber hier bei uns. Es gibt Dinge, die unangenehm sind, von denen man aber wissen sollte. Damit man gegen sie angehen kann.
Frank Aures
Operation Zucker
MI 16.1. Das Erste 20.15 Uhr
Das Ergebnis ist "Operation Zucker", von Grimme- und Fernsehpreisträger Rainer Kaufmann packend, aber ohne jede Effekthascherei inszeniert. Nadja Uhl und Senta Berger bringen darin als Kommissarin und Staatsanwältin einen Kinderhändler dazu, sein Wissen preiszugeben. So
heben sie einen Ring wohlhabender Pädophiler aus. Doch obwohl die Operation gelingt, kommen die meisten Täter ungeschoren davon, den Kindern konnte nicht geholfen werden. Ein frustrierendes Ende.
Ursprünglich sei ein versöhnlicherer Schluss vorgesehen gewesen, sagt Regisseur Kaufmann. Aber je mehr Details man über die Hoffnungslosigkeit der Situation erfahren habe, desto verlogener sei ihnen ein Happy End vorgekommen. Viele Ermittlungen verliefen im Sand, Razzien würden vorher verraten, die Täter hätten gute Verbindungen zu Polizei und Justiz.
Vorbild für den Film sei ein wahrer Fall, sagt Sperl. Der Kinderhändler hieß wie im Film tatsächlich Ronnie, Kommissarin und Staatsanwältin sind aber in Wirklichkeit Männer. Beide Beamten wurden versetzt, nachdem der Fall öffentlich wurde. Anordnung von oben. Eine Verschwörung? Warum sollten so viele Menschen ein Interesse daran haben, Kinder perversen Pädophilen zuzuführen?
Die Antwort ist ganz einfach: wegen Geld. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden mit Menschenhandel weltweit irrwitzige 25 Milliarden Euro im Jahr verdient. Etwa 2,5 Millionen Menschen sind davon betroffen, bis zu 50 Prozent davon sind Kinder oder Minderjährige. Der Handel mit Menschen ist so lukrativ wie der mit Drogen oder Waffen.
Menschenhandel, "Human Trafficking", ist weltweit auf dem Vormarsch. Auch bei uns, wie das aktuelle "Bundeslagebild Menschenhandel" des BKA zeigt. 640 Opfer von Menschenhandel werden darin gelistet. Nur die Spitze des Eisbergs. Auch BKA-Chef Jörg Ziercke geht von einem "erheblichen Dunkelfeld" aus.
Laut UNICEF werden Opfer von den Behörden und der Polizei oftmals nicht als solche erkannt - oder als solche behandelt. Aufenthaltsrecht gehe häufig vor Opferschutz, sagt UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider. Bedeutet: Sind die "Geretteten" illegal hier, werden sie nicht etwa betreut, sondern abgeschoben, etwa in Kinderheime im Ursprungsland.
Wo die Schlepper schon warten. Von derart schutzlosen Menschen zu verlangen, in Gerichtsverfahren gegen ihre Peiniger auszusagen, ist verständlicherweise aussichtslos. Ein Teufelskreis.
Turnschuhe auf der Parkbank
"Operation Zucker" ist ein verstörender Film, zeigt er doch, dass ein grauenhaftes Paralleluniversum unsere Lebenswelt durchdringt. Im Film spielen Kinder auf einem Spielplatz. Ein Paar herrenlose Turnschuhe auf einer Parkbank macht sie für Eingeweihte aber als feilgebotene Ware kenntlich. Käufliche Kinder seien an bestimmten Schulranzen erkennbar, an Kennzeichnungen in Hotelfenstern. Stimmt das alles?
"Operation Zucker" lässt den Zuschauer mit einem Berg von Fragen zurück. Schön, dass es mit "Verkauft und versklavt" (13.1., 17.30 Uhr) eine Doku zum Thema gibt. Dass sie aber schon drei Tage zuvor läuft, ist schade.
Was kann man tun? Der Versuch, die Täter oder ihre ständig wechselnden Geheimzeichen in unserer Umgebung zu erkennen, führt ins Leere. Besser ist es, sich an Organisationen wie Terre des Hommes, tdh.de oder unicef.de zu wenden. Um sich zu informieren. Oder um Mitglied zu werden und so Maßnahmen zu fördern, die auf Information in den Ursprungsländern setzen und die die Schutzbedürftigkeit von Kindern jedweder Nationalität zum politischen Thema zu machen.
Die Kinder, die "Operation Zucker" porträtiert, stammen oft aus anderen Ländern - missbraucht, schwerstens traumatisiert und ihrer Zukunft beraubt werden sie aber hier bei uns. Es gibt Dinge, die unangenehm sind, von denen man aber wissen sollte. Damit man gegen sie angehen kann.
Frank Aures
Operation Zucker
MI 16.1. Das Erste 20.15 Uhr