Erst Daniel Day-Lewis, dann Sean Penn, Gwyneth Paltrow und kürzlich Cameron Diaz: Immer mehr Schauspieler kehren Hollywood den Rücken, lange bevor sie ein gesellschaftlich akzeptiertes Rentenalter errreicht haben.

Jetzt also auch Nicolas Cage. Der 54-Jährige hat jüngst auf der PR-Tour zu seinem neuen Film "Primal" verkündet, in drei oder vier Jahren Schluß mit der Schauspielerei machen zu wollen. Ihn zieht es mittelfristig hinter die Kamera, er will künftig nur noch produzieren und auch selbst Regie führen.

Mit Nicolas Cage verabscheidet sich ein weiterer der ganz Großen (das war er wirklich mal, liebe Spätgeborene) von der Bühne, und alle nur so: "Ja und, hätte er schon vor zehn Jahren machen sollen." Man kann den Filmfreaks keinen Vorwurf für die Häme machen: Cage gehört schon länger zu den abgehalfterten Hollywood-Schlachtrossen, die niemand mehr sehen will.

Dabei war er mal einer der ganz Großen. Wenn es Mitte der 90er-Jahre galt, die Hauptrolle eines Blockbusters zu besetzten, stand der Name des Neffen von "Pate"-Regisseur Francis Ford Coppola ganz oben auf den Zetteln der Studios, siehe "The Rock", siehe "Con Air". Davor arbeitete er mit Kultregisseuren wie David Lynch ("Wild at Heart") und den Coen-Brüder ("Arizona Junior") und gewann 1995 den Oscar für seine Performance als Alkoholiker in "Leaving Las Vegas".

Um die Jahrtausendwende drehte sich das Klima in Hollywood, Actionfilme wurden entweder anspruchsvoller und düsterer ("Dark Knight") oder augenzwinkernd. Cage konnte beides nicht liefern. Obwohl die guten Angebote ausblieben drehte er trotzdem weiter Film um Film. Irgendwie muss ja der berüchtigt exzessive Lebensstil des Comicfans bezahlt werden. Cage soll für ein Exemplar von Supermans erstem Comicauftritt zwei Millionen Dollar hingelegt haben.

Trotz des Oscars für "Leaving Las Vegas" und der Nominierung für "Adaptation": Ein wirklich guter Schauspieler war Nic ja nie. Seine unselige Mischung aus Overacting und begrenztem mimischen Repertoir konnte in guten Filme überdeckt werden oder sie fiel in selbstbewusstem Edeltrash wie "Im Körper des Feindes" nicht weiter ins Gewicht. In einer besseren Welt hätte er Karriere als chargierender Nebendarsteller machen können, aber es mussten ja die Hauptrollen sein.

Den halbironischen Trash-Charme eines David Hasselhoff hat er noch nicht errreicht. Seine letzten Filme waren keine augenzwinkernden So-schlecht-dass-es-schon-wieder-gut-ist-Filmchen, sondern so schlecht, dass sie nur schlecht sind. Dafür geistert sein Gesicht als Meme durchs Internet. Schon mal ein Start für eine zweite Karriere: Als neue Witzfigur in Chuck-Norris-Nachfolge.