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Newcomerin Vicky Krieps in ihrer ersten TV-Hauptrolle

Die Aufsteigerin

Elly Beinhorn (1907-2007) flog 1931 allein nach Afrika und umrundete später die Welt. Das ZDF hat das aufregende Leben der Flugpionierin mit der Luxemburgerin Vicky Krieps verfilmt (SO, 30.3.).

Im Film ist es manchmal wie im Märchen. Es gibt Rollen, die sind, wie Aschenputtels goldene Pantoffeln, maßgeschneidert für genau eine Person. Marlon Brando war der perfekte "Pate", Julia Roberts die ultimative "Pretty Woman", und nun hat man auch in einem deutschen Fernsehfilm endlich einmal das Gefühl, hier wurde kein Gesicht gesucht, das jeder kennt, sondern eines, bei dem jeder sagt: die und keine andere.

Vicky Krieps, Hauptdarstellerin eines ZDF-Films über die deutsche Flugpionierin Elly Beinhorn, ist ein Glücksfall. Die gebürtige Luxemburgerin mit den klassisch schönen Zügen sieht aus, als sei sie direkt einem Magazin der Dreißigerjahre für die moderne Frau entstiegen.

Sie ist so zierlich, dass der Zuschauer mitfiebert, wenn die Pilotin in einem zerbrechlichen Flugzeug mit 40-PS-Motor von Berlin nach Timbuktu fliegt. Und sie wirkt gleichzeitig so patent, dass man ihr ohne Weiteres zutraut, den Vergaser zu reinigen, um die Maschine nach einer Landung auf der Wiese wieder flottzubekommen.
"Vicky Krieps ist es gelungen, die Persönlichkeit meiner Mutter so darzustellen, wie ich sie erlebt habe", sagt Bernd Rosemeyer jr., der das Filmteam beraten hat. Vielleicht schaffte sie das auch deshalb so gut, weil sich die Darstellerin in der Pilotin wiedererkannte. In ihrem Freiheitdrang. In ihrer Beharrlichkeit. Und in ihrem Glauben daran, dass man seine Träume leben kann.

Als Elly Beinhorn im Alter von 21 Jahren erklärte, sie wolle Fliegerin werden, drohten ihr die Eltern mit dem Nervenarzt. Als Vicky Krieps sich nach dem Abitur für eine Schauspielausbildung in Zürich entschied, galt das in ihrer Familie als ähnlich exotisch.

Bei so viel Seelenverwandtschaft wäre Vicky Krieps am liebsten auch mit einer historischen Maschine geflogen. Doch so hoch durfte die 30-Jährige, die in ihrer Freizeit gern klettert, nicht hinaus. Das hätte keine Versicherung bezahlt. So saß sie in einem Hangar in der Maschine und musste so tun, als ob sie fliege, während für die echten Luftszenen erfahrene Piloten ins Cockpit kletterten.

Die Crew behandelte die historischen Flugzeuge wie rohe Eier. So gibt es von der Klemm KL 25 mit Salmson Motor, die Elly Einhorn 1931 von Berlin über Spanien nach Afrika trug und mit der sie in der Wüste bei Timbuktu notlanden musste, weltweit nur noch ein einziges flugfähiges Exemplar. Das wurde für den Film aus dem Fliegenden Museum in Großenhain bei Dresden ausgeliehen. Es wirkt so leicht wie ein Modell aus dem 3D-Drucker.

Elly Beinhorn wollte immer alles aus eigener Kraft erreichen. Aber sie hatte auch Förderer. Erster-Weltkrieg-Jagdflieger Ernst Udet zum Beispiel, den Christian Berkel so kraftvoll und mit mehr Haar als sonst spielt, dass er stark an Curd Jürgens in "Des Teufels General" (1955) erinnert. Der zweite wichtige Mann in ihrem Leben war der von Max Riemelt mit viel Charme verkörperte Rennfahrer Bernd Rosemeyer, eine Zeit lang der schnellste Mann der Welt und in den motorsportverrückten Dreißigern populär wie später Schumi.

Als Elly ihn 1936 heiratete, wurden sie zum Glamourpaar des Sports, dessen Popularität auch die NS-Propaganda ausschlachtete. Aber anders als Hanna Reitsch, ebenfalls eine bedeutende Fliegerin jener Zeit, ließ sich Elly Beinhorn nicht von den Nazis vereinnahmen. Sie trat gegen den Rat Ernst Udets nicht in die Partei ein, und nach dem Unfalltod ihres Mannes 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Jahr später hörte die Witwe mit der Fliegerei auf und kümmerte sich um ihr kleines Kind.

Hauptdarstellerin Vicky Krieps kann das gut verstehen. Sie glaubt, dass sie sich als Luxemburgerin unbefangener der Figur nähern kann als viele Deutsche, denen schon das Leben vor 1939 verdunkelt erscheint durch die Schatten des künftigen Krieges.

Krieps hat einen Großvater, der das KZ überlebte, und einen, der in der Wehrmacht diente. Sie weiß, wie sehr wir Menschen in unsere Gegenwart verstrickt sind und wie wenig wir unsere Zukunft planen können. In dem ARD-Film mit Ulrich Tukur über "Rommel" kämpfte sie als Comtesse de La Rochefoucauld in der Résistance. Da stand sie nicht nur moralisch auf der richtigen Seite, sondern auch schauspielerisch; sie überzeugte die Filmproduzentin Ariane Krampe so sehr, dass sie die Newcomerin zum Casting einlud und ihr schließlich die Hauptrolle in "Elly Beinhorn - Alleinflug" übertrug.

Eine gute Startposition für die Fernsehkarriere. Vicky Krieps, die demnächst eine KZ-Überlebende in dem ZDF-Drama "Das Zeugenhaus" spielt, ist ready for take-off.

Rainer Unruh


Elly Beinhorn - Alleinflug
SO 30.3. ZDF 20.15 Uhr
Elly Beinhorn -Die Doku
SO 30.3. ZDF 0.05 Uhr