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Neu im Revier: Polizeiruf 110-Kommissarin Isabell Gerschke

Interview mit Isabell Gerschke, die als Kommissarin Nora Lindner im "Polizeiruf 110: Risiko" - morgen um 20.15 Uhr in der ARD - ihren zweiten Fall ermittelt

Wie kamen Sie eigentlich zum Polizeiruf nach Halle?

ISABELL GERSCHKE: Das Angebot kam wie vom Himmel gefallen. Ich war eigentlich beim Casting für "In aller Freundschaft". Da ging es auch um ein neues Teammitglied, eine junge Chirurgin. Das lief super, die fanden mich toll - und dann kam trotzdem die Absage. Dann aber kam plötzlich der Anruf, ob ich nicht im Polizeiruf spielen möchte. Den macht dieselbe Produktionsfirma. Ich habe nicht lange überlegt.

Als junge Kollegin im Oldie-Revier der Kommissare Schmücke und Schneider hat es sich Nora Lindner nicht leicht. Wie ging es Ihnen mit dem eingespielten Ensemble?

ISABELL GERSCHKE: Zunächst hatte ich schon ein bisschen Muffensausen, weil ich nicht auf einer Schauspielschule war. Mein Gott, das ist für die Herren bestimmt ganz wichtig, dachte ich. Die haben mich aber dann herzlich empfangen. Jetzt, beim zweiten Film, waren wir schon eingespielter, klar. Es gibt natürlich Reibungspunkte, denn wer so lange im Geschäft ist wie die beiden Kriminalkollegen, der hat natürlich auch die Figuren so geformt und ausgebaut, dass er sie auch verteidigt. Das finde ich völlig okay.

Inwieweit können Sie auf die Entwicklung Ihrer Figur Einfluss nehmen?

ISABELL GERSCHKE: Das obliegt natürlich den Autoren und der Redaktion, aber ich habe ein paar Anregungen gegeben.

In welche Richtung gehen die?

ISABELL GERSCHKE: Ich habe einfach gesagt, dass man Fähigkeiten, die ich als Schauspielerin noch mitbringe, zeigen könnte. Ich bin ja von Beruf auch Tänzerin. Aber ob nun Tanzen oder Kampfsport, was ich auch sehr mag...

Das passt doch perfekt zum Krimi...

ISABELL GERSCHKE: Ja, das wäre super. Ich bin ganz sicher, dass die Zusammenarbeit von Schmücke, Schneider und Nora Lindner noch für die ein oder andere Überraschung sorgen wird.

Im Polizeiruf Risiko haben Sie ein Vernehmungsduell mit Detlev Buck als Rechtsanwalt eines Verdächtigen. Eine besondere Episode?

ISABELL GERSCHKE: Das war gleich am ersten Drehtag. Das war klasse und auch lustig, weil er ein wirklich amüsanter Kollege ist. Hannes Hellmann, dessen Anwalt der Herr Buck spielt, kannte ich auch schon vorher. Das war natürlich eine super Bedingung. Generell waren die Kollegen, besonders auch die jüngeren Darsteller, wunderbar in diesem Film.

Sie sind aus Potsdam, in einem Ensemble, das größtenteils aus dem Osten stammt, in einem TV-Format, das es bereits in der DDR gab. Verspüren Sie noch so etwas wie Ost-Feeling?

ISABELL GERSCHKE: Ich treffe oft Leute, da bin ich felsenfest davon überzeugt, dass sie aus dem Osten kommen und dann stimmt es gar nicht. Da sehen Sie´s... ich nenne es Glück, einer Generation anzugehören, die beide politische Systeme erlebt hat, die negativen Seiten des DDR-Regimes als Kinder jedoch noch nicht wirklich mitbekommen hat. So bleibt eine gute Erinnerung an eine wirklich schöne Kindheit in der DDR und die Erfahrung von gewachsener Toleranz und Integration auch zweier Schulsysteme, die ich kennenlernen durfte. Ich glaube, dadurch sind wir die toleranteste und offenste derzeitige Generation. Ich bin bewusst ein paar Jahre in eine Schule im Westen Berlins gegangen... das prägt!

Ich merke bei meinen beiden Kriminalkollegen natürlich auch sehr, dass sie aus dem Osten kommen. Dass sie die Schauspielschule in Babelsberg gemacht haben, weil sie auch viel darüber erzählen. Das ist eben ihre Vergangenheit, ihr Leben. Außerdem haben sie eine bestimmte Art von Humor, die ich teilen kann. Sowas verbindet. Aber im Grunde ist es völlig egal, wo jemand herkommt. Hauptsache, man spielt sich nicht so auf. Das kann ich nun wirklich nicht leiden.

Ist eine Serie für Schauspieler so etwas wie eine Festanstellung?

ISABELL GERSCHKE: Ich habe jahrelang Angebote abgelehnt, wo es darum ging, tagein, tagaus ein-und-dieselbe Person zu verkörpern. Es gab Anfragen für Telenovelas. Das wollte ich nicht, ich spürte überhaupt keinen Drang. Obwohl es finanziell auch für mich an manchem Punkt eine Rettung gewesen wäre. Hier drehen wir Krimis, das reizt mich mehr. Drei Stück im Jahr, da habe ich auch noch Zeit für andere Projekte. Gleichzeitig habe ich eine gewisse Kontinuität und letztlich auch Sicherheit, wie ich meine Miete bezahle.

Welche anderen Projekte würden Sie gerne machen?

ISABELL GERSCHKE: Ich möchte darauf hinarbeiten, wieder Kino zu machen. Ich habe in "Hotte im Paradies" (preisgekröntes Filmdrama von Dominik Graf, Anm. der Redaktion) gespielt, aber der kam ja nicht wirklich ins Kino. Vielleicht auch einen Tanzfilm, das ist ein noch unerfüllter Herzenswunsch für mich als Tänzerin! aber ich bin generell offen für jegliche Filme und Formate, wozu wäre ich Schauspielerin, wenn ich von vornherein etwas ausschliesse?! Es muss sich nur beim Lesen des Drehbuchs etwas in mir regen, das mich treibt. Und das spür ich schnell. 

Waren Sie ein "Dirty Dancing"-Fan?

ISABELL GERSCHKE: Ja, klar. Als Kind völlig fanatisch, mit zehnmal hintereinander gucken. Ich wollte auch lange Musical machen, habe mich dann doch für den modernen Tanz entschieden.

Und ihr Lieblings-TV-Krimi?

ISABELL GERSCHKE: Ich mag den neuen Polizeiruf aus Rostock sehr und natürlich Tatort-Münster, den mag jeder. Ich mag skurrilen Humor.

Interview: Heiko Schulze