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Missbrauch an der Odenwaldschule

"Und wir sind nicht die Einzigen"

Die Odenwaldschule galt als eines der deutschen Topinternate - bis 2010 Berichte über massiven sexuellen Missbrauch bekannt wurden. Fast 130 Opfer haben sich gemeldet (DI, 24.5., 3sat)

Sie war eine Vorzeigeschule: als Internat und in Sachen Reformpädagogik. Umso erschütterter reagierte die Öffentlichkeit auf die Berichte über massiven sexuellen Missbrauch an der Odenwaldschule, die Anfang 2010 bekannt wurden. Der Dokumentarfilm "Und wir sind nicht die Einzigen" von Christoph Röhl geht den Ursachen des Missbrauchs auf den Grund und beschäftigt sich mit dem langen Schweigen auf allen Seiten.

"Meine Recherchen haben mir gezeigt, dass viele Leute, die den Missbrauch geahnt haben, trotzdem nicht gehandelt haben, weil sie nicht emotional begriffen haben, worum es eigentlich geht. Genau das wollte ich mit diesem Film ändern." Regisseur Christoph Röhl, 1967 in Brighton geboren und ehemaliger Englisch-Tutor an der Odenwaldschule, konnte aufgrund seiner guten Kontakte im Umfeld der 100-Jahr-Feier der Odenwaldschule im Juli 2010 Gespräche mit zahlreichen Altschülern, Lehrern und Personen aus dem Umfeld der Schule führen.

Sein Film konzentriert sich ganz auf die Aussagen der Protagonisten, die die schockierende Dimension und Systematik des Missbrauchs an der renommierten Schule deutlich machen. Bis heute haben sich 132 Opfer persönlich gemeldet, 18 Täter sind namentlich bekannt. Doch Konsequenzen hatte das für die Täter bislang nicht.

Zuvor, um 20.15 Uhr, zeigt 3sat Thomas Vinterbergs "Dogma-95"-Film "Das Fest". Dabei rechnet ein Sohn während einer Familienfeier mit seinem Vater ab, der ihn und seine Schwester jahrelang missbraucht hat.

In einer Pressekonferenz am Tag der Ausstrahlung, Dienstag, 24. Mai, stellt Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D. und seit März 2010 Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland, ihren Abschlussbericht in Berlin vor.