TV SPIELFILM: Sie sind seit langem verheiratet. Können Sie sich mit so einem Drehbuch identifizieren?

MERYL STREEP: Wissen Sie, man kann "Anna Karenina lesen" und verstehen was sie durchmacht obwohl man nicht in dieser Situation steckt. Wir sind gefühlsmäßig verbunden und verstehen was andere Menschen fühlen. Darum lieben wir Filme und Theaterstücke. Viele Menschen haben schon einmal den Gedanken daran verschwendet was passiert, wenn jemand der einen verlassen hat, zurückkehrt.

Ihre Filmfigur hat eine starke Freundesclique. Können Sie auch auf so etwas zurückgreifen?

MERYL STREEP: Das habe ich. Meine Zimmerkolleginnen vom College. Ich habe einen harten Kern auf vier oder fünf Freundinnen und ich habe sie um die Welt mitgenommen, als ich die PR-Tour für "Mamma Mia" gemacht habe. Wir hatten eine fantastische Zeit und treffen uns zwei Mal im Jahr.

Der Film zelebriert reifere Frauen. Glauben Sie auch, dass Frauen mit dem Alter interessanter werden?

MERYL STREEP: Ich dachte eigentlich, ich sei schon immer interessant gewesen. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass ich plötzlich irgendwie besser bekommen bin. Ich hoffe, die Unterhaltungsindustrie ist mittlerweile in der Lage, Frauen eines gewissen Alters nicht länger mit Rollen als Hexen oder durchgeknallte Irre zu besetzen.

Regisseurin Nancy Myers thematisiert auch Schönheits-OPs und Botox. Setzen sich Frauen selber unter diesen Schönheitsdruck oder kommt er von Hollywood?

MERYL STREEP: Ich glaube es ist überall. Ich habe viele Verwandte im mittleren Westen und im Süden und dort ist es genauso. Wir haben in den USA ein Problem mit dem Altern, sowohl Frauen als auch Männer. Vielleicht können wir alle dank Stammzellenforschung bald wieder wie 15 aussehen. Es gibt so viele operative Verbesserungen. Manche Menschen wollen dies, manche nicht. Jedem das, was ihm gefällt.
Die Szenen in denen sie Marihuana rauchen waren urkomisch. War das schwierig zu drehen?

MERYL STREEP: Schauspieler leben von Suggestion. Wenn Sie uns erzählen, dass wir betrunken spielen sollten und uns einen Eistee in die Hand geben, trinken wir ihn und glauben wirklich, dass wir betrunken werden. Als Steve und ich die Szene gedreht haben, kannten wir uns noch nicht so gut. Vielleicht half uns dies bei der Szene. Irgendwann kam Nancy und klopfte an die Autotür weil sie wissen wollte warum wir so lachen.

Nancy Myers liebt es ältere Frauen nackt zu zeigen. Anders als Diane Keaton in "Was das Herz begehrt" bedecken sie sich jedoch mit einem Kissen. Warum?

MERYL STREEP: Weil Frauen nun mal so sind - und Männer übrigens auch. Es gibt gewisse Stellen an einem Körper auf die man nicht stolz ist. Journalisten glauben immer es sei besonders tapfer, sich vor der Kamera auszuziehen. Das ist es nicht. Ich habe gerade Cate Blanchett in "A Streetcar Named Desire" gesehen. Sie hat sich nicht ausgezogen, aber eine Schicht ihrer Figur nach der anderen entblättert. Das ist mutig. Falls Sie wissen wollen, ob ich mich jemals ganz ausziehen würde: Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Das ist als ob sie mich fragen würden, ob ich je einen Marathon laufen würde. Wenn ich irgendwann die Motivation dafür habe, dann vielleicht.

Ihre Tochter ist gerade aufs College gegangen. Wie kommen Sie mit dem leeren Nest zurecht?

MERYL STREEP: Sie kommt an jedem Wochenende nach Hause. Okay, vielleicht nicht jedes Wochenende, aber wir sehen sie sehr oft. Don und ich haben uns angeschaut und festgestellt, dass wir zum ersten Mal seit 30 Jahren im Herbst mal wegfahren können. So lange waren wir nichts anderes als Eltern.

Was liegt als Nächstes für Sie an?

MERYL STREEP: Ich werde eine schöne, lange Auszeit nehmen. Ich habe noch nie in meinem Leben so hart gearbeitet - noch nicht mal als ich noch jung und hübsch war. Ich glaube, ich habe sieben Filme in den letzten zweieinhalb Jahren gemacht. Normalerweise werde ich zu so einer Zeit schwanger, aber das ist ja mittlerweile keine Option mehr. lacht

Scott Orlin