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KRISTEN BELL

Endlich alt!

Die Volljährigkeit hat Kristen Bell längst überschritten. Doch erst jetzt, mit 31, bekommt sie auch Erwachsenenrollen

Für die Anfangsszene ihrer Komödie "Du schon wieder" musste Kristen Bell zurück an die Highschool - mal wieder. Denn wie einst Michael J. Fox besitzt sie ein kindliches Aussehen, das sie zum ewigen Teenager werden lässt. Doch dieses Mal war etwas anders: Bell bekam von der Make -up-Abteilung Pickel, Brille und Zahnspange verpasst, um jünger zu wirken.

Als Bell 2004 mit 24 die Titelrolle in der Serie "Veronica Mars" übernahm, waren solche Tricks noch überflüssig. Gegen 100 Konkurrentinnen sicherte sie sich den Part als Highschool-Außenseiterin, die nach Schulschluss ihrem Vater im Detektivbüro hilft und den Mord an ihrer besten Freundin klären will. Eine Rolle, mit der sich Bell perfekt identifizieren konnte.

Nicht etwa, weil die Schülerin Bell so hässlich war und von allen gehänselt wurde, wie es etliche ihrer Kolleginnen gern behaupten (tatsächlich wurde sie im Jahrbuch als hübschestes Mädchen prämiert), sondern weil sie kurz vor ihrem 18. Geburtstag ihre beste Freundin Jenny bei einem Autounfall verlor.

"Es war zugleich das Beste und das Schlechteste was mir im Leben passiert ist", reflektiert Bell das traumatische Ereignis nach dem sie sich eine Zeit lang nicht aus dem Zimmer wagte. "Aber so seltsam es auch klingt, bin ich dadurch zu einem glücklicheren Menschen geworden. Ich betrachte nichts mehr als selbstverständlich."

Eine Banane namens Annie

Getroffen hatte sie Jenny bei einem Laienspiel, in dem die elfjährige Bell als Statistin mitwirkte. "Es war eine komplexe Doppelrolle", erklärt Kristen Bell ihren Part augenzwinkernd. "Eine Banane im ersten Akt und ein Baum im Zweiten!"

Damals trat die anspruchsvolle Statistin noch als Annie auf. Schon als Vierjährige ließ sie sich nur noch mit ihrem Mittelnamen ansprechen, weil sie "Kristen" hasste. Und auch das war noch ein Kompromiss: Ihren eigentlichen Wunschnamen Schlumpfine hatte die Mutter abgelehnt.

Während Schulfreunde bis heute Annie zu Kristen sagen, ist sie am Set ihrer Filme mittlerweile als "Wonky" (zu deutsch: schief) bekannt. Aufgrund einer Fehlstellung der Augen treibt Bell die Kameramänner zur Verzweiflung, weil sie mitten in Szenen zu schielen beginnt - besonders bei Schlafmangel. Der dürfte sich in Zukunft häufiger einstellen. Da ihre Filmkarriere durch Flops wie "When in Rome" oder "Burlesque" ein wenig im Sande verläuft, kehrt Bell mit "House of Lies" ins
hektische Seriengeschäft zurück.

In der Wirtschaftssatire spielt sie an der Seite von Don Cheadle eine rücksichtslose Unternehmensberaterin - und entfernt sich damit einen weiteren Schritt vom kindlichen Image. Wer weiß, vielleicht wird sie bei Kinofilmen ab 18 an der Kasse demnächst ja nicht mehr nach ihrem Ausweis gefragt.

Rüdiger Meyer

Grundkurs Kristen Bell