Mit vielem hatten die Macher der britischen Krimiserie "Fortitude" gerechnet, als sie die Dreharbeiten im isländischen Reyðarfjörður starteten: Lichtprobleme wegen der kurzen Tage, Vulkanausbrüche oder zugefrorene Kameralinsen. Aber eine Sache traf Produzent Patrick Spence völlig unvorbereitet: "Zwei Wochen bevor der Dreh begann, stiegen die Temperaturen um zwei Grad. Es waren der erste Januar und Februar ohne Schnee seit Beginn der Wetteraufzeichnungen." Das bizarre Resultat: Die Produktion musste tatsächlich Kunstschnee nach Island importieren.

Der Aufwand hat sich gelohnt, denn die fiktive Stadt "Fortitude" wirkt wirklich wie das Vorbild Longyearbyen, das Autor Simon Donald für sein 713 Einwohner kleines Dörfchen am Polarkreis im Sinn hatte. "Wir brauchten eine englischsprachige Insel, eine kleine Universität, eine lokale Industrie sowie eine multikulturelle Bevölkerung. Und wir wollten unbedingt Polarbären", erklärt Donald, der zuvor den Krimihit "Low Winter Sun" verfasst hatte.
"Und der einzige mögliche Ort hierfür war Spitzbergen." Longyearbyen sowie sein fiktives Pendant Fortitude sind der Traum jedes Offiziellen der amerikanischen National Rifle Association: Schließlich ist jeder Einwohner, eingeschlossen Kinder, verpflichtet, eine Waffe bei sich zu tragen - aus Schutz vor den frei umherstreunenden Polarbären. Letztere sind es auch, die die Geschichte in Gang bringen.

Ein Verbrechen in Isolation

Auf einer Wanderung am Meer hört der preisgekrönte Tierfotograf Henry Tyson (Michael Gambon) die verzweifelten Hilferufe eines Mannes, der von einem Eisbären attackiert wird. Der von Leberkrebs geschwächte Alte nimmt den weißen Riesen ins Visier, trifft stattdessen aber den Mann mit einem Kopfschuss. Ein tödlicher Unfall, der von dem wie aus dem Nichts auftauchenden Polizeichef Anderssen (Richard Dormer) vertuscht wird.

"David Lynchs Werke sind Teil meiner DNA"
Simon Donald

Drei Monate später gerät die heile Welt endgültig ins Wanken. Als spielende Kinder ein Mammutskelett finden, drohen die Eishotel-Träume von Gouverneurin Odegard (Sofie Gråbøl) an einem ökologischen Gutachten zu zerschellen. Als kurze Zeit später ein brutaler Mord Fortitude in seinen Grundfesten erschüttert, gerät die von einem Tourismusboom träumende Politikerin schnell unter Verdacht.

Doch der extra aus London eingeflogene Detective Chief Inspector Morton (Stanley Tucci) muss schnell feststellen, dass auch die anderen 710 Einwohner von Fortitude ihre Leichen im Keller haben...

Auch dies ist ein Grund, warum Simon Donald die Handlung am Polarkreis spielen lässt. Klar, das ewige Eis, die tiefe Sonne und die Polarlichter sorgen für eine stimmungsvolle, gespenstische Atmosphäre. Doch an einen so unwirtlichen Ort zieht es nun mal in erster Linie Menschen, die aus bestimmten Gründen vor der Zivilisation geflohen sind ...

>>> Fortitude im TV
DI 3.3. Sky Atlantic 21.00 Uhr