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John Rabe

Der andere Kriegsheld

John Rabe
Ulrich Tukur als "John Rabe" ZDF

Dem Deutschen John Rabe (MO, 31.10.) verdanken Hunderttausende von Chinesen ihr Leben. Wer war der von Ulrich Tukur gespielte "gute Nazi"?

Jemand, der vielen anderen Menschen das Leben rettet, ist ein Held. Dass es diese auch unter den Nazis gegeben hat, darauf konnte angesichts der unfassbaren Verbrechen des Hitler-Regimes lange kein Augenmerk gelegt werden. Erst Spielbergs Film "Schindlers Liste", ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende entstanden, machte es möglich, Nazis zu würdigen, die Gutes getan haben. Einer war John Rabe.

Ab 1911 arbeitete der Hamburger John H. D. Rabe in China für den Siemens-Konzern. Ab 1931 sogar als oberster Repräsentant. Rabe war Mitglied der NSDAP. Wie seine Tagebücher enthüllen, glaubte er an Hitler und seine Ziele. Erwin Wickert (Vater von "Mr. Tagesthemen" Ulrich Wickert) war in den 30er-Jahren deutscher Botschafter in China und für zwei Wochen bei dem Siemens-Mann zu Gast. Wickert, der dessen Aufzeichnungen 1996 veröffentlichte, meint, dass der Ingenieur keine Ahnung von der tatsächlichen politischen Situation in Deutschland hatte, weil er bereits seit 25 Jahren in China lebte, als Hitler die Macht übernahm.

Als am 7. Juli 1937 der Japanisch-Chinesische Krieg beginnt, verlässt John Rabe nicht das Land, sondern errichtet mit einer kleinen Gruppe anderer Ausländer eine "Schutzzone", um chinesische Zivilisten vor den Japanern zu schützen. Bei dem drei Wochen andauernden "Massaker von Nanking" ermorden die Invasoren mindestens 200 000 Chinesen.

Ebenso viele Menschen hat Rabe in der Sicherheitszone und seinem eigenen Garten retten können. Im Film flüchten die Menschen vor herannahenden Bombern unter eine riesige Hakenkreuzflagge - und werden tatsächlich verschont.

Die bewegende Szene hat sich so nicht abgespielt. Fotos belegen aber, dass das überdimensionale Banner tatsächlich als Zeltplane für Schutzbehausungen verwandt wurde. Mit dem gezückten NSDAP-Mitgliedsausweis wehrte Rabe außerdem mehr als einmal plündernde Japaner ab. Auch die von Steve Buscemi gespielte Figur des US-Chirurgen Robert Wilson ist belegt. In Briefen wunderte er sich über Rabes lange ungebrochenen Glauben an Hitler.

Zurück in Deutschland wurde Rabe von der Gestapo verhaftet, nach dem Krieg entzogen ihm die Allierten lange Zeit die Arbeitserlaubnis. Vor dem Verhungern retteten ihn regelmäßig eintreffende Hilfspakete - aus Nanking.

Frank Aures
China wollte den Dreh verhindern

John Rabe wird in China als Held verehrt. Das heutige "starke" China möchte aber nicht mehr an das Nanking-Massaker als eine Zeit der "Schwäche" erinnert werden. So erklärt sich Regisseur Florian Gallenberger die Reaktion der Behörden, die seinen Film zu verhindern versuchten. Erst eine einflussreiche chinesische Lobbyistin er­wirkte schließlich eine Drehgenehmigung.