Jetzt singt er auch noch? Dass Jan Josef Liefers Musik macht, ist nichts Neues. Bereits vor 15 Jahren tat sich der Schauspieler mit den fünf Profimusikern zusammen, mit denen er nun als Radio Doria -aktuelles Album "Die freie Stimme der Schlaflosigkeit" - und neuem Konzept auf die Bühne tritt. Nur Deutsch, nur Eigenkompositionen.

Früher hieß deine Band Oblivion, jetzt Radio Doria. Warum?

JAN JOSEF LIEFERS Den Namen Oblivion hat sich mittlerweile eine Metal-Band aus den USA schützen lassen. Außerdem hießen wir früher ja Jan Josef Liefers & Oblivion. Ich wollte aber immer, dass mein Name da verschwindet. Das neue Album ist also praktisch ein Debüt. Radio Doria ist zum ersten Mal mit eigenen deutschen Songs.

Du singst. Und schreibst?

JAN JOSEF LIEFERS Ja, Texte und manchmal auch Musik. Wir sind ein gutes Team geworden, jeder ist beteiligt, jeder bringt sich ein.

Die Single heißt "Verlorene Kinder". Worum geht es darin?

JAN JOSEF LIEFERS In mir und auch in meinen Freunden, egal wie alt die sind, ist noch immer ein Kind versteckt. Wir sehen aus wie Erwachsene und benehmen uns meistens auch so. Aber manchmal muss das Kind raus. Weil das Leben selbst so verrückt ist, dass man als Vollzeit-Erwachsener sonst einen Knall kriegt.

Popmusik ist grundsätzlich sehr jugendlich. Ist es schwierig, darin mit 50 eine Haltung zu finden?

JAN JOSEF LIEFERS Eigentlich nicht. Man darf nur nicht so tun, als wäre man noch 17. In
meine romantische Vorstellung der Liebe mischt sich mittlerweile auch eine gewisse Erfahrung der Realität.

Was meinst du damit?

JAN JOSEF LIEFERS Der Himmel hängt nicht mehr ausschließlich voller Geigen. Ich beobachte mich und andere und muss oft schmunzeln. Dass wir nicht die strahlenden Helden und Ritter geworden sind, die wir mal sein wollten, rührt und tröstet mich. Mein Rohstoff als Schauspieler wie als Musiker ist das Leben der Menschen, die Beziehungen, die sie miteinander eingehen. Und das ist in jedem Alter relevant.

Bist du als Musiker verletzlicher als als Schauspieler?

JAN JOSEF LIEFERS Vermutlich, denn Musiker ist nun mal keine Rolle, die ich nur spiele. Aber ich bin sehr selbstkritisch und trotzdem stolz auf unser Album. Und wenn jemand sagt: Der Liefers ist nicht gerade Caruso - dann antworte ich: stimmt. Das Gute ist: Ich bin damit nicht allein. Es gibt einige, die keine begnadeten Sänger waren und trotzdem ihre Geschichten erfolgreich an den Mann gebracht haben.

Viele Musiker feilen ständig an ihrem Equipment, kaufen Instrumente und Geräte dazu. Bist du als Sänger immun dagegen?

JAN JOSEF LIEFERS Nein, ich bin genauso. Ich spiele Gitarre, ohne ein großartiger Instrumentalist zu sein. Den Mangel an Technik und Handwerk kompensiere ich gern mit der Suche nach besonderen Sounds. Mit einer Gitarre von 1958 in der Hand fallen mir andere Sachen ein als mit einer Gitarre, die vor zwei Wochen in Asien zusammengeklebt worden ist.

Wird das Album mehr Leute ansprechen als die "Soundtrack meiner Kindheit"-Show?

JAN JOSEF LIEFERS Das hoffen wir! Wir hatten bei "Soundtrack" gar keine Plattenfirma, haben alles selbst gemacht. Dafür lief es super. Zu unseren Konzerten kommen viele Neugierige, die mich nur aus Filmen kennen. Die wissen oft gar nicht, was auf sie zukommt. Country? Jazz? Oder Chanson wie bei Axel Prahl, meinem Freund und Kollegen. Die sind jedenfalls zu allem bereit, und ich bin es genauso.

Mit Axel Prahl machst du viel: "Tatort", Werbung, dieselben Musikfestivals. Nun steht dein Urlaub an...

JAN JOSEF LIEFERS Wir sind uns tatsächlich mal im Urlaub an einer abgelegenen Tankstelle in Italien über den Weg gelaufen! Man sieht die Seelenverwandtschaft. Aber in diesem Jahr macht Axel keinen Urlaub, sondern Flitterwochen. Dabei werde ich ihn lieber nicht stören.

Frank Aures

>> Jan Josef Liefers im TV