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Hannelore Elsner und Mario Adorf

"Wie in einer guten Ehe"

Wie in einer guten Ehe
Im TV-Zweiteiler "Der letzte Patriarch" spielen Hannelore Elsner und Mario Adorf ein Liebespaar ARD

Sie schätzen einander seit einem halben Jahrhundert. Im TV-Zweiteiler "Der letzte Patriarch" spielen Hannelore Elsner und Mario Adorf ein Liebespaar

Es ist ein teures Geburtstagsgeschenk. Zum 80. hat die ARD Mario Adorf einen TV-Zweiteiler auf den Leib schreiben lassen. In "Der letzte Pa­triarch" spielt er den Marzipan­fabrikanten Konrad Hansen, der sein Lebenswerk in die Hand seines ehrgeizigen Sohns Lars (Max Urlacher) gibt. Als Familie und Firma an dieser Entscheidung zu zerbrechen drohen, findet Hansen Halt bei seiner Ex­liebe Ruth (Hanne­lore Elsner).

Hannelore Elsner: "Sex im Alter? Fragen Sie mich das doch, wenn ich alt bin"

Dass Adorf und Elsner sich auch privat bestens verstehen, zeigt sich nicht nur im Gespräch mit TV SPIELFILM, sondern auch beim anschließenden Foto­shooting im kleinen privaten Kino des Hamburger Hotel Atlantic. Da hocken Diva und Doyen des deutschen Films giggelnd nebeneinander wie die Teenager, und Adorf erzählt einen zotigen Witz nach dem anderen. Elsner lacht sich schlapp und japst am Schluss erschöpft: "Jetzt wissen Sie, was wir in den Drehpausen gelitten haben."

Sie beide haben seit 1961 ein knappes halbes Dutzend Filme zusammen gedreht.

HANNELORE ELSNER Das wird doch jetzt hoffentlich kein Gespräch übers Älterwerden, oder?

Nein, warum?

HANNELORE ELSNER Weil man dann so dumme Fragen gestellt bekommt, wie die nach Sex im fortgeschrit­tenen Alter.

Hätte ich nicht gefragt, aber was würden Sie antworten?

HANNELORE ELSNER (grinst) Fragen Sie mich das doch, wenn ich alt bin.

MARIO ADORF (lacht lauthals)

Worauf ich eigentlich hinauswollte: Ihre letzte Zusammenarbeit war Mitte der 1980er-Jahre. Wie war das Wiedersehen?

MARIO ADORF Ich habe in meinem Leben leider nichts dafür getan, Freundschaften zu pflegen. Aber es gibt Menschen, die man wieder trifft, und es ist, als ob man sich gestern erst gesehen hätte, auch wenn zehn, zwanzig Jahre dazwischen liegen.

HANNELORE ELSNER So ist es immer bei uns. Es ist eine große Freude, wenn wir uns sehen, und beruflich ein absolutes Vertrauensverhältnis.
Sie spielen ein Exliebespaar, dessen Zuneigung letztlich haltbarer ist als die vier Ehen des Mannes ...

MARIO ADORF Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Ich habe im Laufe der Jahre viele ver­meint­lich große Lieben auseinandergehen sehen. Alles Beziehungen, die auf Leidenschaft gegründet waren. Wenn die abflaut, und man kann ja nicht pausenlos durch die Betten turnen, fehlt die Basis.

HANNELORE ELSNER (lächelt) Also ich habe nichts gegen große Leidenschaften, ganz und gar nicht.

MARIO ADORF Aber sie taugen doch nicht fürs Leben. Meine Frau und ich, wir haben diese Amour fou, diese kopflose Leidenschaft, nie erlebt - und wir sind immer noch zusammen und seit 25 Jahren verheiratet.

Im Kitschroman käme jetzt der Zusatz "und glücklich wie am ersten Tag".

MARIO ADORF Das ist natürlich Unsinn. Liebe ist harte Arbeit.

Dreharbeiten, die von Hamburg über Lübeck bis Schang­hai, Singapur und Vietnam führen, werden auch kein Zuckerschlecken gewesen sein. Wie viel Bequemlichkeit brauchen Sie am Set?

HANNELORE ELSNER Ich nehme, was da ist. Kann eine Produktion sich meinen Wohnwagen leisten, gut. Kann sie es nicht, auch gut. Aber ich hatte, anders als Mario, ja auch nicht jeden Tag zu drehen. Er war über drei Monate hinweg beinahe jeden Tag dran.

MARIO ADORF Ein Schauspieler braucht eine Rückzugsmöglichkeit. Dreharbeiten bestehen aus viel Warterei. Als wir in Singapur unter den dort besonders anstrengenden klimatischen Bedingungen drehten, hieß es vonseiten der dortigen Produktion, dass es keine Wohnwagen gäbe. Es gab aber ein Maskenmobil und ein Kostümmobil, und genauso hätte man ein Fahrzeug als Wohnwagen umrüsten können. Das wäre kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit gewesen. So war es einfach eine Rücksichtslosigkeit.

Herr Adorf, Sie werden 80 - eine Zahl, die Sie fürchten?

HANNELORE ELSNER Acht ist die Zahl für Unendlichkeit.

MARIO ADORF Die 80 ist für mich keine Schreckenszahl. Es ist eine Zahl, wie es die 60 schon war und die 70. Eine Zahl, hinter der es weitergeht, nur eben ein bisschen weniger lange. Ich habe keinen Ehrgeiz, 100 zu werden und als Greis über die Bühne oder vor die Kamera zu tappen.

Wie Johannes Heesters?

MARIO ADORF Gott bewahre!

Sie gelten beide als durchsetzungsfähig. Wenn's am Set mal knallt, wer von Ihnen gibt eher nach?

MARIO ADORF Wir haben zwei-, drei- mal - nicht gestritten, aber...

...kontrovers diskutiert?

HANNELORE ELSNER Genau. (beide lachen)

Und wer hat nachgegeben?

HANNELORE ELSNER Mal er, mal ich.

MARIO ADORF Wie in einer guten Ehe: Nein, eine Ehe ist schlimmer, da streitet man sich ja täglich, oder?

Susanne Sturm