Als Hannelore Elsner am Ostersonntag an einer kurzen, aber schweren Krebserkrankung starb, befand sie sich gerade mitten in der Arbeit an ihrem neuen Film, dem TV-Drama "Lang lebe die Königin". Sie hoffte, schnell aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, um ihre letzten Szenen abzudrehen. Doch es war zu spät.

Auch mit 76 Jahren drehte Hannelore Elsner kontinuierlich weiter. Vor ihrem Tod hatte sie drei Filme abgedreht, zwei weitere befinden sich in der Nachbearbeitung. "Kirschblüten & Dämonen" lief erst im März im Kino, der international besetzte Ensemblefilm "Berlin, I Love You" startet am 13. Juni.

In ihrer 60 Jahre umspannenden Karriere war die gebürtige Bogenhauserin seit 1959 in über 200 Produktionen zu sehen, im Kino, in TV und Serien.

Wir haben ihre besten Filme herausgesucht, chronologisch geordnet von neu bis alt.

Der große Rudolph (2018)

Ein spätes Meisterwerk: Hannelore Elsner als Mutter des Modeschöpfers Rudolph Moshammer. Else Moshammer (Elsner) ist stolz: Sohn Rudolph (Thomas Schmauser) besitzt einen der angesagtesten Münchner Modeläden. Die Teilhaber Gerdi und Toni verlangen aber mehr Umsatz und wollen, dass Rudi reichere, adlige Kunden wie Graf von Antzenberg (Robert Stadlober) gewinnt und dass er Medienpräsenz zeigt. Auch eine attraktive Verkäuferin wäre gut fürs Geschäft, meinen sie. Aber Rudi engagiert die Fußpflegerin Evi (Lena Urzendowsky) für den Laden – zum Ärger der Mama…

Familienfest (2014)

Zum 70. von Pianist Westhoff (Günther Maria Halmer) sitzen Söhne, Schwiegertöchter und (Ex-)Frauen zu Tisch. Der Patriarch schwingt das Zepter. Und ahnt nicht, dass der Paukenschlag am Ende dem Stillsten in der Runde (Lars Eidinger) vorbehalten ist…Das tolle Ensemble (Hannelore Elsner als ständig alkoholisierte Ex!) legt sich mächtig ins Zeug.

Kirschblüten - Hanami (2008)

Für Rudi kommt ein Trip nach Japan nicht infrage, auch nicht seiner Trudi (Hannelore Elsner) zuliebe. Der bayerische Biedermann braucht seine festen Rituale. Trudi verschweigt ihm deshalb auch die tödliche Krankheit, die bei ihm diagnostiziert wurde – dann stirbt sie unerwartet. Rudi ahnt, dass er etwas gutzumachen hat: Mit Trudis Kleidern im Gepäck reist er zum jüngsten Sohn nach Tokio… Das leise, melancholische Roadmovie über Verlust und Selbsterfahrung balanciert gekonnt zwischen Humor, Tiefgang und Sentiment.
2019 kam die Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen".

Alles auf Zucker! (2004)

Spielschulden drücken den Ostberliner Jaecki Zucker (Henry Hübchen), seine Frau Marlene (HanneloreElsner) setzt ihn auf die Straße. Die Rettung wäre Mutters Erbe. Dafür muss sich der ungläubige Jaecki jedoch mit seinem orthodoxen Bruder aussöhnen – und für die Totenwache den Musterjuden spielen… Mit Herz, Hirn und Tempo: Der Überraschungshit von Dani Levy gewann sechs Deutsche Filmpreise, Elsner war nominiert.

Die Unberührbare (2000)

Hannelore Elsner in der Rolle ihres Lebens
Herbst '89: Die Mauer fällt, und alle jubeln. Fast alle. Hanna Flanders (Hannelore Elsner) könnte heulen. Die Schriftstellerin liebt und lebt den Widerspruch: Sie wohnt in München, sympathisiert aber mit der DDR-Ideologie. Sie kauft auf Pump teure Kleidung, geißelt aber sarkastisch konsumfreudige Ossis, die gen Westen strömen. Um einen Neuanfang zu wagen, zieht Hanna nach Berlin. Sie findet keinen Halt nicht bei Fans oder Verlegern, nicht beim Sohn (Lars Rudolph) oder beim Ex-Mann (Vadim Glowna). Vorbild für Hanna Flanders ist Gisela Elsner (nicht verwandt mit Hannelore), die Mutter des Regisseurs Oskar Roehler.

Tatort: Peggy hat Angst (1983)

In der Serie "Die Kommissarin" ermittelte sie von 1994 bis 2006 selbst, im Krimiflagschiff "Tatort" war Hannelore Elsner selbstredend mehrfach zu Gast. Ihr berühmtester "Tatort" ist ein Klassiker der Reihe. Fotomodell Peggy (Elsner) hört am Telefon mit, wie ihre Freundin Natascha gekillt wird. Kommissarin Wiegand (Karin Anselm) ist skeptisch, denn Peggy hat weder Adresse noch Telefonnummer parat. Da taucht Nataschas Leiche auf

Der Schneider von Ulm (1978)

Unter der Regie von Edgar Reitz spielt Hannelore Elsner die Frau des (realen) Schneider Berblinger (Tilo Prückner), der gegen Ende des 18. Jahrhunderts für seinen Traum vom Fliegen nicht nur seine Ehe auf Spiel setzt. "Der Schneider von Ulm" wurde 1978 mit der immensen Summe von 3,5 Millionen Mark produziert und stürzte an der Kinokasse ab.

Die Herren mit der weissen Weste (1970)

Gut abgehangene Gaunerkomödie von Wolfgang Staudte ("Der Untertan"): Rentnergang um Martin Held und Heinz Ehrhardt will Gangster Dandy (Mario Adorf) zur Strecke bringen. Hannelore Elsner gibt die coole Gangsterbraut Susan.

Die endlose Nacht (1963)

Dichter Nebel über Berlin, alle Flüge von und nach Tempelhof sind abgesagt. Für das abgebrannte Starlet Sylvia Stössi (Hannelore Elsner) bricht eine endlose Nacht an, wie auch für den bankrotten Geschäftsmann Spitz (Harald Leipnitz), der seine Geliebte (Karin Hübner) auf einen potenziellen Kreditgeber ansetzt… Boulevardautor Will Tremper, der u. a. das Skript zu "Die Halbstarken" lieferte, setzte mit diesem fast vergessenen Ensemblefilm dem deutschen "Lustspiel"-Mief ein ultralässiges, stylishes und weltgewandtes Ende.