Für ihre Kinder und die Nachbarn im idyllischen Vorort der Hauptstadt Washington sind Elizabeth (Keri Russell) und Phillip Jennings (Matthew Rhys) die nettesten Menschen der Welt. Wenn sie wüssten, wie routiniert die als braves Ehepaar getarnten KGB-Agenten in bester Jason-Bourne-Manier feindliche Agenten bespitzeln, vermöbeln und, wenn's sein muss, ausschalten...

Doch um Action geht es in der Serie "The Americans" kaum. Denn der Großteil ihres Agentenlebens im Feindgebiet ist der ganz normale Alltag mit ihren Kindern Henry (10) und Paige (13). Das Doppelleben fällt dem Paar, das in den 60ern für die Dauermission "zwangsverheiratet" wurde, jedoch immer schwerer.

Dann zieht nebenan auch noch FBI-Agent Stan Beeman (Noah Emmerich) ein. Zufall?
Die hervorragenden Hauptdarsteller Keri Russell ("Austenland") und Matthew Rhys ("Brothers & Sisters") bekamen viele Tipps vom Serienschöpfer Joe Weisberg. In den 90ern arbeitete er selbst für vier Jahre beim CIA.

Die Hauptinspiration war 2010 ein Pressebericht über die Aufdeckung eines Rings russischer Spione. Sie tarnten sich jahrelang als amerikanische Familien.

Auch wenn die Serie in den 80er-Jahren spielt und die Russen heute als Feindbild weitgehend ausgedient haben: Das Thema der gefühlten und tatsächlichen Bedrohung, etwa durch versteckte Terrorzellen im Nachbarhaus, ist brandaktuell - ablesbar am Erfolg von "Homeland" oder jüngst "The Blacklist".

Auch Meilensteine wie "Breaking Bad" und "Die Sopranos" spielen mit der Angst vor dem, was wohl hinter friedlichen Vorstadtfassaden vor sich gehen könnte. Die so geförderte Paranoia gleicht das Wohlfühlfernsehen aber wieder aus: Wie die meisten Protagonisten trägt auch das russische Paar viele sympathische Züge.

Wenn die Kinder schlafen, öffnen die "Jennings" genüsslich eine Dose Kaviar und müssen nicht so tun, als schmeckte er ihnen viel zu salzig.

A. Gast