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Fußball-Bundesliga

Was kostet ein Punkt?

Bayern-Wolfsburg
Xherdan Shaqiri (r., Bayern München) und Ricardo Rodríguez (VfL Wolfsburg) läuten am 22. August mit ihren Teams die neue Saison ein Imago

Mit Mini-Etats wollen kleine Vereine wie Aufsteiger SC Paderborn die Saison 2014/15 rocken - eröffnet wird sie am 22. August mit der Partie Bayern gegen Wolfsburg (ARD, 20.15 Uhr).

Dass ein intaktes Mannschaftsgefüge den sport­lichen Erfolg extrem begünstigt, haben Teams wie Costa Rica und nicht zuletzt auch der WM-Triumph der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien wieder einmal mustergültig gezeigt. "Wir sind eine Mannschaft mit einem geilen Team", umschrieb ein völlig euphorisierter Thomas Müller die Atmosphäre im DFB-Tross nach dem 7 : 1-Sen­sationssieg im Halbfinale gegen die Gastgeber.

Jungnationalspieler Matthias Ginter vom SC Freiburg, der zur neuen Saison für 10 Millionen Euro Ablöse zu Borussia Dortmund wechselt, hätte für diese wichtige Erkenntnis allerdings nicht erst in eine der vier inzwischen berühmt gewor­denen Campo-Bahia-WGs des DFB ziehen müssen: Im Abstiegskampf der vergangenen Saison konnte der 20-jährige Abwehrspieler in seinem Verein Woche für Woche erleben, dass der Verbleib im Oberhaus unter prekären finanziellen Vor­aussetzungen - auch mit einem Taktikfuchs wie Christian Streich auf der Bank - einzig mit großer Leidenschaft und Geschlossenheit möglich ist.
Nur Aufsteiger Eintracht Braunschweig hatte mit 15 Millionen Euro zuletzt einen noch niedrigeren Lizenzspieleretat als der SC Freiburg (16,1 Millionen Euro) - und stieg trotz aller Anstrengungen gemäß der Vorhersage von Sportdirektor Marc Arnold ("Wir sind Abstiegskandidat Nr. 1") mit mageren 25 Punkten aus 34 Spielen prompt wieder ab. Der FC Augsburg dagegen brachte es mit gerade mal zwei Etat-Mil­lionen mehr auf einen einstel­ligen Tabellenplatz (8.) und verpasste das internationale Geschäft nur knapp. Wie in Freiburg machte auch hier der Trainer den Unterschied.

"Markus Weinzierl ist der wichtigste Mann im Club", befand Manager Stefan Reuter, als der FCA-Coach in der Spielzeit 2012/13 die verunsicherte Mannschaft nach einer historisch schwachen Hinrunde (9 Punkte) neu formierte und mit Vollgasfußball à la Jürgen Klopp doch noch zum Klassenerhalt trieb.

Wenn am 22. August die 52. Bundesligasaison beginnt, bleibt die gigantische finanzielle Lücke zwischen Clubs wie Freiburg oder Augsburg und Liga-Krösus Bayern München, der in der Saison 2013/14 rund 140 Millionen Euro in die Hand nahm, um seine Stars zu entlohnen, nahezu unverändert bestehen.

Die Rolle von Eintracht Braunschweig fällt diesmal dem SC Paderborn zu, der unter Übungsleiter André Breitenreiter das bemerkenswerte Kunststück schaffte, mit einem selbst für Zweitligaverhältnisse unterdurchschnittlichen Spieleretat von 6,2 Mil­lionen Euro in die Eliteklasse vorzustoßen.

Möglich war das Fußballmärchen nur, weil vornehmlich (billige) Profis aus der dritten und vierten Liga den Kern von Breitenreiters Team stellten. Zum Vergleich: Die Spielergehälter des Zweit­ligameisters aus Köln schlugen im gleichen Zeitraum mit 15 Millionen Euro zu Buche.

Eine Summe, die den Pader­bor­nern nun ungefähr zur Fi­nan­­zierung ihres Erstligakaders zur Verfügung stehen soll - unter anderem, weil sich die gesicherten TV-Einnahmen mit dem Aufstieg auf rund 18 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben. Breitenreiters Job wird dadurch aber nicht leichter: Seine bisherige Per­sonalpolitik, die maßgeblich auf der Verpflichtung von talentiertem Nachwuchs aus der ostwestfälischen Region fußt, musste er jedenfalls aufbohren, um wenigstens etwas Bundes­liga­erfahrung an Bord zu holen (u. a. Stefan Kutschke vom VfL Wolfsburg und Marvin Ducksch vom BVB).

Prinzipiell will Paderborns Ma­nager Michael Born - nicht umsonst gern auch "Schnäpp­chen-Born" genannt - die bis­herige Transferpolitik aber beibehalten: "Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir auf dem Transfermarkt erreichen konnten." Hauptsache, das Mannschaftsgefüge bleibt intakt.

Frank Steinberg

Bayern - Wolfsburg
FR, 22.8., ARD, 20:15 Uhr